Steigende Zinsen, steigende Erträge Gute Zeiten für Banken
Zeiten steigender Zinsen sind gute Zeiten für Banken. Allerdings hatten die Geldhäuser während der Nullzinspolitik auch eine lange Durststrecke. Das Geld wird nun für dringend nötige Umbauprozesse gebraucht.
Die neuesten Zahlen sprechen für sich. In den ersten neun Monaten - von Januar bis September - verdiente die Commerzbank unterm Strich rund 1,8 Milliarden Euro und damit fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Das Frankfurter Geldhaus stehe damit sinnbildlich für die aktuelle Lage der deutschen Kreditwirtschaft, sagt Banking- und Finance-Professorin Christina Bannier von der Justus-Liebig-Universität Gießen.
"Die große Zinswende, die wir gesehen haben in den letzten Monaten, bedeutet, dass das Kreditgeschäft enorm profitieren kann, weil die Zinsen angehoben wurden, die die Banken von ihren Kreditnehmern verlangen." Gleichzeitig geben die Banken das gehobene Zinsniveau nicht im gleichen Maße an die Sparer und Anleger weiter, so Bannier. "Genau an dieser Marge verdient man im traditionellen Bankgeschäft."
PwC: Durststrecke wegen Null-Zins-Politik
Laut einer Analyse der Beratungsgesellschaft PwC hatten die deutschen Banken zuvor wegen der Nullzinspolitik eine lange Durststrecke bei den Erträgen. Diese würden nun dringend für Investitionen benötigt - etwa im Bereich Digitalisierung.
Bannier stimmt dem zu: "Tatsächlich haben die deutschen Banken enorm gelitten unter diesem Nullzinsniveau, das wir über viele Jahre gesehen haben." Diese Erträge brauche man, um die IT-Systeme zu modernisieren, die viele Banken haben schleifen lassen über die vergangenen Jahre, so Bannier.
Die Commerzbank hat beim Vorstellen der Geschäftszahlen gleich ehrgeizige Ziele für die Zukunft formuliert: mehr Geschäft mit vermögenden Privatkunden, zusätzliche digitale Angebote für Firmenkunden. Bis 2027 soll das Nettoergebnis auf rund 3,4 Milliarden Euro zulegen. Mehr als die Hälfte des Gewinns soll künftig an die Aktionäre gehen.
Commerzbank-Aktien zählen zu den Börsenlieblingen
An der Börse zählt das Geldhaus, das mit Stellenstreichungen und Filialschließungen schon einen harten Sparkurs gefahren ist, zu den Anleger-Lieblingen: Im Jahresverlauf hat der Aktienkurs fast ein Viertel an Wert zugelegt. Im internationalen Vergleich seien aber selbst die beiden größten deutschen Privatbanken weniger profitabel, sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der in Liechtenstein ansässigen VP Bank. "Wir müssen aber auch hinzufügen, dass Deutschland über einen sehr großen öffentlich-rechtlichen Bankensektor verfügt, der rund ein Drittel der Kreditvergabe an den Privatsektor übernimmt."
Daher stünden die deutschen Banken in einem besonders harten Wettbewerb im Inland. Zudem hat die Deutsche Bank hausgemachte Probleme bei der Integration der Postbank, wo es zu zahlreichen Kundenbeschwerden wegen nicht bearbeiteter Kündigungen oder gesperrter Konten kam.
Dies spiegelt sich in der Entwicklung der Aktienkurse wider. Während die Aktie der Commerzbank, die erst seit Jahresbeginn wieder im DAX ist, seither um gut 16 Prozent zulegte, ist die Deutsche-Bank-Aktie seit Januar rund vier Prozent im Minus.