Nach Umbau Deutsche Bank schafft Milliardengewinn
Nach Krisen und Skandalen sieht sich die Deutsche Bank auf dem Weg zu alter Stärke. Der Konzernumbau scheint erste Wirkung zu zeigen. Deutschlands größtes Geldhaus verdient gut mit traditionellem Bankgeschäft.
Deutschlands größtes privates Geldhaus, die Deutsche Bank, wartet mit einem Gewinn vor Steuern von rund 5,6 Milliarden Euro auf. Das sind 65 Prozent mehr als im Jahr zuvor und damit das beste Ergebnis seit 15 Jahren. Unter dem Strich bleiben abzüglich Steuern und Zinszahlungen an Inhaber nachrangiger Anleihen etwas mehr als fünf Milliarden Euro hängen. Damit übertrifft das Finanzinstitut die Erwartungen der Analysten deutlich und kann sogar sein selbst gestecktes Ziel, eine Rendite von acht Prozent aufs Eigenkapital, übererfüllen.
Zum einen profitiert die Bank von einem positiven Steuereffekt in Milliardenhöhe im Zusammenhang mit dem Geschäft in den USA. Es handele sich dabei nicht um eine Steuerrückzahlung, sondern um eine buchhalterische Neubewertung, heißt es. Zum anderen steigen die Umsätze - auf 27 Milliarden Euro. Eine wichtige Einnahmequelle bleibt das mittlerweile zusammengestutzte Investmentbanking, bei dem sich die Bank vom Aktienhandel fast komplett getrennt hat.
Profititeur der Zinswende
Der weiter bestehende Handel mit Anleihen und Währungen läuft sehr gut und wird beflügelt durch die Volatilität an den Märkten. Dadurch kann die Bank das schwächelnde Emissions- und Beratungsgeschäft größtenteils auffangen. Da es 2022 weniger Börsengänge, Fusionen und Übernahmen gab, fehlte es in diesem Bereich offensichtlich schlicht an Aufträgen. Medienberichten zufolge drohen Investmentbankern dieser Sparte daher herbe Kürzungen bei den Boni. Insgesamt sollen die Prämien im Investmentbanking allerdings um weniger als zehn Prozent sinken.
Neben dem Investmentbanking gewinnt das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden für die Bank zunehmend an Bedeutung. Im vergangenen Jahr profitiert das Finanzinstitut wie andere gerade hier von der Zinswende. "Die Flut steigt, und alle Boote werden gehoben", so formuliert es Jan Pieter Krahnen, Finanzmarktexperte am Frankfurter Leibniz-Institut SAFE.
Mehr Risikovorsorge nötig
Denn dadurch kann auch die Deutsche Bank für Kredite wieder höhere Zinsen verlangen. Allerdings muss sie diese Kredite wieder mit mehr Geld absichern. Auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs steigt die Risikovorsorge für Kreditausfälle deutlich: auf 1,2 Milliarden Euro.
Die Deutsche-Bank-Tochter DWS verkündet ihrerseits für das abgelaufene Jahr einen Gewinneinbruch wegen Kursrückgängen an den Börsen. Außerdem fallen Kosten für die Rechtsberatung an. Es dürfte dabei um Greenwashing-Vorwürfe gehen. Unter anderem ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen die Fondsgesellschaft, weil die ihre Finanzprodukte in Prospekten als nachhaltiger dargestellt und verkauft haben soll als sie wirklich waren. Die Ermittlungen dauern an, heißt es bei der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage. Und es gibt auch noch andere Probleme, etwa im IT-Bereich: So verlief etwa die Zusammenführung der IT-Systeme bei der Postbank und der Deutschen Bank um den Jahreswechsel nicht reibungslos.
Trotz dieser Schwierigkeiten zeigt sich Christian Sewing, der Chef der Deutschen Bank, von seiner neuen Strategie überzeugt und bezeichnet den Umbau der Bank als erfolgreich. Dadurch sei man nun breiter aufgestellt, effizienter und profitabler. "Das traditionelle Bankgeschäft trägt wesentlich mehr zu den Erträgen bei", stellt auch Bankenexperte Krahnen fest. Das mache die Bank widerstandsfähiger.
Weniger Jobs abgebaut als befürchtet
2019 hatte Sewing dem Geldhaus eine radikale Schrumpfkur mit harten Einschnitten verpasst. Ziel: die Bank vom schwankungsanfälligen Investmentbanking unabhängiger zu machen und insbesondere vom Aktienhandel zu trennen. Dabei sollten bis Ende des vergangenen Jahres rund 18.000 Jobs wegfallen. Abgebaut hat die Bank tatsächlich bislang 6500 Stellen und beschäftigt damit konzernweit noch knapp 85.000 Mitarbeiter.
Beim Deutschen Bankangestellten-Verband heißt es, der Stellenabbau habe zunächst für Verunsicherung gesorgt, sei aber gut verhandelt worden. Der Konzernbetriebsratsvorsitzende Frank Schulze spricht von einem guten Sozialplan, der fair umgesetzt worden sei. Die Bank habe angemessene Abfindungen und überzeugende Altersteilzeitmodelle geboten.
"Die Deutsche Bank wird langweilig"
Insgesamt sei es ruhiger um die Bank geworden, meint Bankenexperte Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim: "Sie ist geradezu langweilig geworden." Und das gelte ja gerade bei deutschen Banken, die sehr vom Vertrauen ihrer Kunden lebten, als Kompliment.
Zwar reicht die Bank selbst mit ihrem Milliardengewinn nicht an die noch höheren Ergebnisse vor der Finanzkrise heran, meint Burghof: "Allerdings konnte sie ja seinerzeit nur so viel verdienen, weil sie dabei Rechtsrisiken in Kauf genommen hat, die später viel Geld gekostet haben." Das hatte ihr in den letzten Jahren Milliardenverluste eingebrockt.
Mittlerweile scheint sich das Finanzinstitut aber wieder gefangen zu haben: Auch ins neue Jahr ist es nach eigenen Angaben gut gestartet und erwartet weiteres Wachstum. Am eigenen Erfolg will man die Aktionäre teilhaben lassen: Für das abgelaufene Jahr schlägt der Vorstand eine Dividende von 30 Cent je Aktie vor, nach 20 Cent im Jahr 2021.