Wall Street Straßenschild vor einer amerikanischen Flagge.
marktbericht

DAX erreicht Rekordhoch Ein glänzender Börsentag

Stand: 15.01.2025 22:18 Uhr

Gleich drei positive Impulse haben die Aktienkurse zur Wochenmitte angetrieben. Zu Zinshoffnungen und überzeugenden Bankengewinnen kamen am Abend noch Entspannungssignale aus dem Nahen Osten.

Es war ein Börsentag für Optimisten: Die amerikanische Berichtssaison ist ermutigend angelaufen, vor allem aber nährten die aktuellen Inflationsdaten neue Zinshoffnungen. Der Dow Jones legte um 1,65 Prozent auf 43.221 Punkte zu.

"Es ist das Zusammentreffen zweier positiver Faktoren", sagte Adam Sarhan von 50 Park Investments. "Erstens ist die Inflation nicht außer Kontrolle geraten, sodass die Möglichkeit für mehr billiges Geld von der Fed offen bleibt. Und zweitens stimmen die Erträge der großen Banken optimistisch."

Zudem hellten Entspannungssignale aus dem Nahen Osten die Stimmung an den Märkten auf. Die Anleger zeigten sich erleichtert über das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas, das den Weg für eine Beendigung des seit 15 Monaten andauernden Gaza-Krieges ebnen könnte.

Besonders stark präsentierten sich die Technologiewerte. Der Nasdaq 100 gewann 2,3 Prozent auf 21.237 Punkte.

Wie erwartet, hat sich der Preisauftrieb in den USA Ende des vergangenen Jahres verstärkt. Die Verbraucherpreise stiegen im Dezember zum Vorjahresmonat um 2,9 Prozent. Im November hatte die Inflationsrate bei 2,7 Prozent gelegen. Die Kerninflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel war mit 3,2 Prozent allerdings etwas niedriger als erwartet. Die Kernrate wird von der US-Notenbank Federal Reserve besonders beachtet.

Das genügte, um neue Hoffnungen auf eine weniger restriktive Zinspolitik der Währungshüter zu wecken. Die nächste Zinsentscheidung der Fed steht Ende Januar an. Die wenigsten Beobachter erwarten aber hier schon eine weitere Zinssenkung.

Ebenso erfreut wie die Inflationsdaten wurden die ersten Quartalsbilanzen aus dem US-Finanzsektor aufgenommen. BlackRock verwaltete im Schlussquartal den höchsten Wert seiner Firmengeschichte und verdiente dabei deutlich mehr als im Vorjahr, JPMorgan fuhr 2024 einen Rekordgewinn ein. Auch Wells Fargo und Goldman Sachs verzeichneten dank eines wiederbelebten Geschäfts mit Übernahmen und Fusionen sowie anziehender Börsentätigkeiten höhere Gewinne als im Vorjahr.

Am Donnerstag folgen die Zahlen von Morgan Stanley und der Bank of America.

Schon am Vormittag war der DAX moderat gestiegen, und beschleunigte seinen Kursanstieg nach Veröffentlichung der US-Daten. Der deutsche Leitindex erreichte mit bis zu 20.629 Punkten neue Rekordstände, und schloss deutliche 1,5 Prozent höher bei 20.574 Punkten. Das bisherige Rekordhoch vom Dezember hatte bei knapp 20.523 Zählern gelegen.

Die ernüchternden Daten, die Deutschland das zweite Rezessionsjahr in Folge bescheinigen, konnten die Stimmung nicht nachhaltig trüben.

Die Ölpreise zogen ab dem Nachmittag deutlich an. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am späten Abend 82,45 Dollar, 2,6 Prozent mehr als gestern.

Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass der Überschuss an Rohöl in diesem Jahr geringer als bisher gedacht ausfallen dürfte. Der Verband begründete dies in seinem Monatsbericht mit neuen Sanktionen der scheidenden US-Regierung gegen die russische Energiewirtschaft. Diese könnten die russischen Öllieferungen "erheblich stören", hieß es. Zudem könnten auch die Exporte aus dem wichtigen Förderland Iran eingeschränkt werden, wenn die neue US-Regierung unter Donald Trump ihre Versprechen einer härteren Haltung umsetze.

Zudem sanken die Ölreserven in den USA in der vergangenen Woche stärker als erwartet. Die Rohölvorräte fielen um 2,0 Millionen auf 412,7 Millionen Barrel. Analysten hatten mit einem Rückgang um lediglich 0,9 Millionen Barrel gerechnet.

Der Euro legte nach den US-Inflationsdaten deutlich zu, gab dann aber gegenüber dem Dollar wieder nach. Die europäische Gemeinschaftswährung verlor bis zum Abend 0,1 Prozent auf 1,0292 Dollar. Die Feinunze Gold kostete am späten Abend 2.695 Dollar und damit 0,7 Prozent mehr.

Die wieder aufgehellten Zinserwartungen spiegeln sich auch am Markt für Kryptowährungen wider. So konnte der Bitcoin seine jüngsten Kursgewinne weiter ausbauen, am späten Abend notierte die wichtigste Cyberdevise bei 99.981 Dollar, nachdem sie kurzzeitig über die Marke von 100.000 Dollar gesprungen war. Anleger hoffen mit Blick auf den Amtsantritt von Donald Trump in der kommenden Woche auf einen weiteren Schub für den Krypto-Markt.

Die britische Investmentbank Barclays hat sich Zugriff auf mehr als 16 Prozent der Aktien der von UniCredit umworbenen Commerzbank gesichert. Das Geldhaus halte 7,72 Prozent der Commerzbank-Aktien direkt und habe sich über Derivate Zugriff auf weitere 8,33 Prozent der Anteilsscheine verschafft, hieß es in einer Pflichtmitteilung. Die Bank betonte, sie verfolge keine strategischen Ziele mit der Commerzbank.

Insidern zufolge gehört Barclays zu den Banken, die der italienischen UniCredit beim Aufbau des Commerzbank-Portfolios unterstützt hatten. Die britische Bank musste sich zu ihren Absichten nun genauer äußern, weil sie mit Aktien und Derivaten die Schwelle von zehn Prozent überschritten hat. Welcher Anteil der Position im Zusammenhang mit dem UniCredit-Einstieg steht, ist unklar. Die Italiener hatten im Dezember erklärt, sie kontrollierten inzwischen etwa 28 Prozent der Commerzbank-Anteilsscheine, davon hielten sie rund 9,5 Prozent der Aktien direkt. Zuletzt war bekannt geworden, dass die US-Bank Citi vor allem über Derivate Zugriff auf 5,1 Prozent an der Commerzbank hat. Auch sie wird zum Kreis der Banken gezählt, die für UniCredit arbeiten.

Der DAX-Konzern Bayer hat in den USA einen weiteren Gerichtsstreit um angebliche Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB verloren. Die Geschworenen sprachen vier von 15 Klägern insgesamt 25 Millionen US-Dollar Schadenersatz sowie 75 Millionen Dollar Strafschadenersatz zu. Wichtiger als dieser Fall und wegweisend für die gesamte Causa wird aber ein PCB-Berufungsprozess, der im Februar beginnen soll.

Nachbörslich war die Aktie von Zalando gefragt. Der Online-Modehändler hat dank eines starken vierten Quartals mit hohem Kundenwachstum 2024 ein Ergebnis über den Erwartungen erzielt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde im vergangenen Jahr wohl bei rund 510 Millionen Euro liegen und damit über der Prognose von Oktober von 440 bis 480 Millionen Euro, teilte Zalando auf Basis vorläufiger Zahlen am Abend mit. Als Grund für das gute Abschneiden nannte der DAX-Konzern neben dem starken Schlussquartal und der steigenden Kundenzahl auch einen besseren Abverkauf der Ware. Der Umsatz kletterte um 3,9 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro.

Rheinmetall hat sein neues Flugabwehr-System Skynex erstmals komplett an einen NATO-Staat verkauft. Man habe einen Auftrag von Italien über zunächst 73 Millionen Euro bekommen, teilte der Rüstungskonzern mit. Dem Auftrag aus Italien kommt eine besondere Rolle zu, da Referenzkunden in der Rüstungsindustrie wichtig sind. Der Vertrag mit Rom könnte sich also als Türöffner für Flugabwehr-Geschäfte mit anderen NATO-Staaten erweisen.

Im SDAX büßte die Aktie von Borussia Dortmund gut sechs Prozent ein. Nach der überraschenden Auswärtsniederlage gegen Kiel kosteten die Papiere der Schwarzgelben im Tief nur noch 2,77 Euro und damit so wenig wie seit Mitte 2013 nicht mehr. In der Tabelle rangiert der BVB nun nur noch auf dem 9. Platz - fernab aller Qualifikationsplätze für internationale Wettbewerbe.

Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk hat im vergangenen Jahr den Umsatz nicht so stark wie erhofft gesteigert. Der Erlös stagnierte bei 3,37 Milliarden Euro, wie das SDAX-Unternehmen überraschend am Abend mitteilte. Währungsbereinigt lag das Wachstum mit 0,6 Prozent etwas unterhalb der letzten Prognose. Die Marge bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug 5,8 Prozent und damit etwas mehr als zuletzt in Aussicht gestellt. Dräger profitierte dabei aber auch von positiven Einmaleffekten. In diesem Jahr soll der Umsatz ohne Währungseffekte zwischen einem und fünf Prozent zulegen und die operative Marge zwischen 3,5 und 6,5 Prozent liegen.

Der Windanlagenbauer Nordex hat im vierten Quartal noch einmal deutlich mehr Neugeschäft an Land gezogen. Die Auftragseingänge stiegen um fast 32 Prozent auf 3,25 Gigawatt. Dabei kamen fast 90 Prozent der Bestellungen aus Europa. Auf das Jahr 2024 hochgerechnet erzielte Nordex einen Rekordauftragseingang von 8,3 Gigawatt - rund 13 Prozent als im Vorjahr.

Der US-Pharmakonzern Pfizer macht beim Sensodyne-Hersteller Haleon Kasse. Pfizer werde Aktien im Wert von 2,5 Milliarden Pfund (3,05 Milliarden Dollar) an Haleon verkaufen und damit seine Beteiligung an dem britischen Gesundheitsunternehmen von 15 auf etwa 7,3 Prozent senken, wie der Bookrunner J.P. Morgan mitteilte. Der Pharmariese bleibt auch nach dem Anteilsverkauf größter Aktionär von Haleon.

Die US-Börsenaufsicht SEC hat Tech-Milliardär Elon Musk im Zusammenhang mit seinen Aktienkäufen bei der Übernahme von Twitter im Jahr 2022 verklagt. Der Vorwurf: Musk habe nicht rechtzeitig öffentlich gemacht, dass seine Beteiligung die Marke von fünf Prozent überschritt - und dadurch mehr Aktien günstiger kaufen können.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 15. Januar 2025 um 09:00 Uhr.