Händler an der New Yorker Börse.
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Zinsangst flaut ab Hoffnungsvoll ins Wochenende

Stand: 06.10.2023 22:24 Uhr

Ein unerwartet starker US-Arbeitsmarktbericht konnte die Stimmung an den Börsen nicht nachhaltig eintrüben. Für den deutschen Aktienmarkt war es dennoch eine schwache Woche.

Trotz anfänglicher Zinssorgen nach dem Arbeitsmarktbericht der US-Regierung ist die Wall Street schnell ins Plus gedreht. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte am Freitagabend 0,9 Prozent höher bei 33.407 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte 1,6 Prozent auf 13.431 Punkte vor und der breit gefasste S&P 500 legte 1,2 Prozent auf 4.308 Punkte zu.

Und das, obwohl der Boom am US-Jobmarkt trotz der straffen Geldpolitik ungebrochen ist: Im September kamen in den USA 336.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu und damit fast doppelt so viele wie von Analysten vorhergesagt. Zudem gab es im August und Juli nach revidierten Angaben der Regierung rund 120.000 mehr Stellen als zunächst gemeldet. "Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich unerwartet robust. So viele neue Stellen in einem Monat wurden seit Januar nicht mehr geschaffen", sagte Thomas Altmann von QC Partners.

Die Anleger konzentrierten sich den Analysten zufolge allerdings auf die Verlangsamung des Lohnwachstums. Steigende Gehälter können zu einer erhöhten Inflation beitragen, da die Unternehmen gestiegene Löhne zur Rechtfertigung von Preiserhöhungen heranziehen. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im September um 4,2 Prozent zum Vorjahr zu. Analysten hatten ein Plus von 4,3 Prozent auf dem Radar. "Dies sollte ein Trost für die Notenbanker sein", schrieben die Experten der Investmentbank TD Securities.

Die überraschend starken US-Jobdaten haben auch die Börsen in Europa auf Achterbahnfahrt geschickt. Der deutsche Leitindex schloss heute mit 1,06 Prozent im Plus bei 15.229 Punkten, nachdem er nach der Veröffentlichung der Daten zunächst deutlich ins Minus gerutscht war. Sein Wochenminus beläuft sich dennoch auf 1,02 Prozent. Zur 15.000-Punkte-Marke, die am Mittwoch zeitweise unterschritten wurde, baute sich das Börsenbarometer heute wieder ein kleines Polster auf.

Einen positiven Wochenausklang gab es auch anderen europäischen Börsen: Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging mit plus 1,09 Prozent auf 4144 Zähler aus dem Handel. Der französische Cac 40 zog ebenfalls um knapp ein Prozent an und der britische FTSE 100 legte um 0,6 Prozent zu.

Am deutschen Aktienmarkt hoffen die Optimisten trotz des schwachen Monatsstarts nun auf einen goldenen Oktober. Experten zufolge spricht einiges dafür, dass der Leitindex zumindest in der neuen Wochen steigen könnte. "An den Aktienmärkten gilt der Oktober als Monat für positive Trendwenden", schrieb Analyst Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Als ein möglicher Grund dafür wird genannt, dass die Risikobereitschaft professioneller Anleger nach dem Sommer wieder zunimmt - nicht zuletzt deshalb, weil sie fürchten, eine mögliche Jahresendrally zu verpassen.

In dem aktuell nervösen Marktumfeld sind laut Apelt vor allem die US-Inflationszahlen für September, die am kommenden Donnerstag veröffentlicht werden, richtungsweisend. Negative Überraschungen könnten dem Renditeanstieg neue Nahrung geben und so die Aktienmärkte unter Druck setzen. Heute war die Rendite der zehnjährigen US-Bonds mit 4,89 Prozent bereits auf höchsten Stand seit 2007 gestiegen.

Steigen die Renditen der als "sicherer Hafen" gesehenen Staatsanleihen, wird die risikoreichere Anlage in Aktien weniger attraktiv für die Investoren. Auch in Deutschland hatte die zehnjährige Rendite im Wochenverlauf erstmals seit 2011 die Marke von drei Prozent übersprungen.

Update Wirtschaft vom 06.10.2023

Stefan Wolff, HR, tagesschau24, 06.10.2023 09:00 Uhr

Die Bundesregierung rechnet angesichts der Inflation und schwächelnder Weltwirtschaft in diesem Jahr mit einer leichten Rezession in Deutschland. Erwartet wird ein Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Frühjahr war die Ampelkoalition noch von einem Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent ausgegangen. Das geht laut "Handelsblatt" aus der neuen Konjunkturprognose hervor, die Wirtschaftsminister Robert Habeck am kommenden Mittwoch vorstellen will.

Dennoch kamen heute auch positive Konjunkturdaten aus Deutschland: Die Auftragseingänge der Industrie sind im August überraschend kräftig um 3,9 Prozent zum Vormonat gestiegen. Dennoch weise der Trend bei den bei Stimmungsindikatoren wie dem ifo-Geschäftsklima noch nach unten, kommentierte Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank, die Daten: "Ich erwarte daher für das zweite Halbjahr weiter ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft."

Die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI legten heute ebenfalls eine Achterbahnfahrt hin, unterbrachen dann aber ihre jüngste Talfahrt und verteuerten sich leicht. "Es handelt sich um eine Stabilisierung der Preise nach dem Einbruch wegen des Treffens des Ölkartells Opec+ Mitte dieser Woche", kommentierte Craig Erlam, Analyst vom Handelshaus Oanda. Dabei fokussierten sich die Investoren vor allem auf die Tatsache, dass Saudi-Arabien und Russland ihre Produktionskürzungen zunächst nicht über das Jahresende hinaus verlängert haben. "Angesichts des aktuell sehr hohen Ölpreises und der Gefahr einer Abschwächung der Nachfrage stellen sich die Märkte darauf ein, dass die größten Produzenten die Einschränkungen in einigen Monaten auslaufen lassen."

Der Euro konnte heute von den US-Jobdaten profitieren und notierte am Abend bei 1,0596 US-Dollar. Zuvor war die Gemeinschaftswährung nach den überraschend robusten Arbeitsmarktdaten aus den USA deutlich gefallen, konnte die Verluste aber schnell wieder wettmachen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0563 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9467 Euro.

Der Vorstand der Deutschen Telekom will im Zuge einer kostensparenden Umstrukturierung offenbar 2000 Jobs allein in Deutschland abbauen. Dies berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf mehrere Insidern. Neben einem bereits verkündetem Abbau beim internen IT-Dienstleister Deutsche Telekom IT, bei dem bis Ende 2024 1650 Stellen wegfallen sollen, arbeite das Management an einem weiteren Sparprogramm namens Booster. Vor allem in der Zentrale in Bonn sollen demnach mehreren Hundert offenbar weitestgehend gut bezahlten Stellen gestrichen werden. Die Telekom räumte auf Anfrage der Zeitung ein, dass derzeit ein entsprechendes Programm ausgearbeitet werde, wollte die konkrete Anzahl der Stellen aber nicht bestätigen.

Das US-Unternehmen Amazon hat mit einem Test von Satelliten für seinen geplanten Internetservice begonnen. Eine Rakete startete am Freitag mit zwei Testsatelliten an Bord. Amazon will letztendlich 3236 Satelliten um die Erde herum platzieren, um die weltweite Internetversorgung zu verbessern. Damit konkurriert es mit dem Unternehmen SpaceX von Elon Musk. Wenn es nach Amazon geht, startet der Internetdienst spätestens Ende nächsten Jahres.

Tesla hat nach einem Rückgang der Auslieferungen im vergangenen Quartal erneut die Preise für seiner wichtigsten Modelle in den USA gesenkt. So lag der Einstiegspreis für das Model 3 bei 38.990 Dollar - das waren 1250 Dollar weniger als bisher. Schon wenige Tage zuvor hatte der Elektroautohersteller eine günstigere Version des Kompakt-SUV Model Y wieder ins Angebot genommen.

Der Sportartikelhersteller Puma will ungeachtet der herausfordernden Marktbedingungen dieses Jahr noch zweistellig in China zulegen, sagte Konzernchef Arne Freundt "Euro am Sonntag" laut einer veröffentlichten Vorabmeldung. In den Vereinigten Staaten zeigte sich der Manager zuversichtlich, im kommenden Jahr wieder wachsen zu können. Marktanteilssteigerungen in den beiden Ländern hätten weiter "die wichtigsten strategischen Prioritäten".

Nach den IT-Probleme bei der Postbank legt die Deutsche Bank offenbar ihre Pläne für eine Anlage-App auf Eis. Der designierte Privatkundenvorstand Claudio de Sanctis wolle wichtige Projekte noch einmal prüfen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" heute vorab ohne Nennung von Quellen. Die Planungen für das digitale Angebot hätten einen zweistelligen Millionen-Betrag verschlungen. Ein Sprecher der Bank lehnte einen konkreten Kommentar zu dem Bericht ab.

Der Immobilienkonzern Vonovia sucht einen Käufer für mehr als 800 Wohnungen in Hannover. Konkret gehe es um den Bestand in der Siedlung Hannover-Sahlkamp, teilte das Unternehmen heute auf Anfrage mit. "Wir prüfen bei unseren Gebäuden laufend, ob ein anderer Akteur ein besserer Eigentümer sein könnte", sagte ein Sprecher der Vonovia-Tochter Deutsche Wohnen. Zuvor hatte der "Spiegel" über die Pläne berichtet.

Die VW-Tochter PowerCo hat die Materialtechnik- und Recyclingfirma Umicore zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für Batterie-Materialien ins Boot geholt. Das "Ionway" getaufte Joint Venture soll die europäischen Batteriezellfabriken von PowerCo mit Materialien versorgen.

Die jährliche Produktionskapazität soll bis zum Ende des Jahrzehnts auf 160 Gigawattstunden pro Jahr steigen, was dem Bedarf von etwa 2,2 Millionen batterieelektrischen Fahrzeugen entspreche. In der PowerCo hat VW die Batterieentwicklung, den Bau von Zellfabriken und die Rohstoffbeschaffung bis hin zum Recycling der Akkus zusammengefasst.

Mieter des Immobilienkonzerns LEG müssen mit höheren Mieten rechnen. Das kündigte Unternehmenschef Lars von Lackum im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX an. In den vergangenen drei Jahren seien allein die Materialkosten um 30 Prozent gestiegen. Parallel habe das Unternehmen die Gehälter erhöht. Der Vermieter könne kein nachhaltiges, klimafreundliches Produkt für 6,52 Euro den Quadratmeter anbieten.

Die US-Gesundheitsbehörde FDA zeigt sich unzufrieden über das Vorgehen des niederländischen Medizintechnik-Konzerns Philips bei seinem Rückruf defekter Beatmungsgeräte. Philips solle zusätzliche Tests über das Risiko für jene Menschen durchführen, die die zurückgerufenen Geräte verwendet haben, forderte die FDA.

Der französische Nutzfahrzeughersteller Renault, der schwedische Anbieter Volvo und der Logistikkonzern CMA CGM arbeiten bei der nächsten Generation von elektrischen Transportern zusammen. Dazu investieren die beiden Fahrzeugbauer jeweils 300 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren. Das Gemeinschaftsunternehmen solle Anfang 2024 den Betrieb aufnehmen, die Zustimmung der Aufsichtsbehörden vorausgesetzt. Ab 2026 sollen dann die Fahrzeuge produziert werden.

Der US-Zahlungsdienstleister PayPal ist vor einem Bundesgericht in San Jose im US-Kalifornien mit einer Kartellklage von Verbrauchern konfrontiert worden. In der Sammelklage wird behauptet, dass die Verträge von PayPal die Händler daran hindern, Preisanreize zu nutzen, um die Verbraucher zu potenziell kostengünstigeren Zahlungsoptionen zu lenken. Wie es in der Klage weiter heißt, erhebt PayPal die höchsten Transaktionsgebühren unter den Zahlungsdienstleistern.

Die US-Börsenaufsicht SEC will Elon Musk vor Gericht zur Aussage in ihren Untersuchungen zu seinem Twitter-Kauf zwingen. Die Behörde hat dafür gestern eine Klage in San Francisco eingereicht. Sie prüft Musks öffentliche Äußerungen und Aktienkäufe rund um Twitter. Der Tech-Milliardär schloss den Kauf des Online-Dienstes Ende Oktober vergangenen Jahres ab und benannte die Plattform inzwischen in X um. Die SEC untersucht den Deal seit Frühjahr 2022.

Die südkoreanische Kommunikationskommission plant Millionenstrafen für Apple und die Alphabet-Tochter Google wegen unfairer Geschäftspraktiken. Die Regulierungsbehörde warf beiden Unternehmen vor, ihre beherrschende Stellung im App-Markt missbraucht und App-Entwicklern ihre Bezahlsysteme aufgezwungen zu haben. Auch sollen sie die Zulassung von Anwendungen auf ihren zentralen Vertriebsplattformen auf unfaire Weise hinausgezögert haben.

Der Internet-Riese Google eröffnet heute in Hanau sein erstes eigenes Cloud-Rechenzentrum in Deutschland. In der Anlage werden Speicher- und Cloud-Dienste für gewerbliche Kunden von Google Cloud bereitgestellt. Referenzkunden sind die Commerzbank, der Automobilzulieferer Fehrer und die Lufthansa Group.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 06. Oktober 2023 um 09:05 Uhr.