Blick auf den Börsensaal in Frankfurt
marktbericht

Moderates Plus DAX scheitert an 17.000 Punkten

Stand: 08.02.2024 18:10 Uhr

Nach dem Rekordhoch in dieser Woche bleiben die Investoren zurückhaltend. Der DAX bleibt zum Handelsende unter der Marke von 17.000. Weder Quartalsberichte noch Zinsfantasien konnten ihn beflügeln.

Der DAX beendet den Donnerstagshandel mit einem moderaten Plus. Nachdem der Leitindex seine Anfangsverluste hinter sich lassen und ins Plus drehen konnte, bröckelten die Gewinne im späten Handel wieder ab. Am Ende scheiterte der Index an der 17.000-Punkte-Marke, schließt 0,3 Prozent fester bei 16.964,31 Zählern. Der MDAX gewinnt prozentual im gleichen Maße hinzu auf einen Stand von 25.785,98. Der SDAX steht zuletzt bei 3.403,34 - ein Plus von 0,8 Prozent.

Gestern hatte der DAX mit einem Minus von 0,7 Prozent auf 16.921,96 Punkten geschlossen, am Dienstag hatte er mit 17.049,52 Punkten zeitweise ein Rekordhoch erklommen. Es sei ein typisches Verhaltensmuster, dass die Investoren nach dem Sprung auf ein Allzeithoch erst einmal Kasse machten, sagt Frank Sohlleder, Marktanalyst für ActivTrades.

Während sich der DAX an der Marke von 17.000 die Zähne ausbeiße, könne an der Wall Street der S&P 500 weiter Richtung 5.000 Punkte gehen, fasste Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets die Lage zusammen.

Am Mittwoch hatte der marktbreite S&P 500 an der Wall Street ein Rekordhoch bei 4.995 Zähler erreicht. Aktuell steht der Index etwas tiefer.

Aus konjunktureller Sicht bleibt die Lage angespannt - und das nicht nur in Deutschland. Laut Wirtschaftsexperten ist das Risiko einer Rezession unter den europäischen Ländern in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien mit jeweils 38 Prozent mit am höchsten. Das geht aus einer Umfrage des ifo-Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik hervor.

Die Experten nannten geopolitische Ereignisse mit 43 Prozent und Energiepreise mit 33 Prozent als Hauptfaktoren für die erhöhten Rezessionswahrscheinlichkeiten, sagte ifo-Forscher Philipp Heil.

Update Wirtschaft vom 08.02.2024

Samir Ibrahim, HR, tagesschau24, 08.02.2024 09:00 Uhr

In den USA ist Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung deutlich gefallen. In der vergangenen Woche war die Zahl um 9.000 auf 218.000 Anträge gefallen, teilte das US-Arbeitsministerium in Washington mit. Volkswirte hatten im Schnitt einen Rückgang auf lediglich 220.000 Anträge erwartet. Die Zahl der Anträge ist damit weiter auf einem niedrigen Niveau, was auf einen robusten Arbeitsmarkt schließen lässt.

Für die US-Notenbank Fed ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt wichtig. Auf ihrer jüngsten Sitzung hatte sie den Leitzins erneut nicht verändert. In den vergangenen Monaten hat sich die Inflation tendenziell abgeschwächt, weshalb für dieses Jahr Zinssenkungen erwartet werden. Ein weiter robuster Arbeitsmarkt spricht eher gegen Zinssenkungen, da so der Preisauftrieb gestützt wird.

In den USA steigt die Wahrscheinlichkeit einer fünften Zinssenkung in diesem Jahr in diesem Zuge wieder auf 70 Prozent zurück. Marktbeobachter verweisen indessen auch auf die Krise am Markt für Gewerbe-Immobilien: Dort hatte zuletzt etwa die New York Community Bancorp auch wegen notleidender Immobilienkredite Verluste geschrieben und die Dividende zusammenstreichen müssen. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte sich zwar besorgt über die Verluste im Bereich der Gewerbeimmobilien gezeigt, sie aber für die Anleger noch als überschaubar bezeichnet.

Die Aktien von Siemens holten anfängliche Kursverluste auf und erreichten mit 174 Euro zwischenzeitlich ein Rekordhoch. Anleger hatten zunächst ein maues Abschneiden der Sparte Automatisierung und Digitalisierung im ersten Geschäftsquartal moniert. Dann aber rückte die unerwartet profitable Sparte Smart Infrastructure in den Fokus. Die Siemens-Papiere schlossen mit einem Plus von 1,0 Prozent bei 169,78.

Der britische Konsumgüterkonzern Unilever bringt ein Aktienrückkaufprogramm auf den Weg. Ab dem zweiten Quartal wolle Unilever mit dem Rückkauf eigener Aktien im Wert von 1,5 Milliarden Euro beginnen, teilte der Konzern mit Marken wie Knorr, Pfanni, Langnese oder Ben & Jerry's mit. Im vierten Quartal wuchs der Absatz um 1,8 Prozent und damit zum ersten Mal seit Mitte 2021. "Unsere Wettbewerbsfähigkeit bleibt enttäuschend und die Gesamtleistung muss verbessert werden", sagte Konzernchef Hein Schumacher. Es gebe noch viel zu tun, doch man sei auf dem Weg, sich in ein durchweg leistungsfähigeres Unternehmen zu verwandeln.

Der sinkende Zigaretten-Konsum in den USA macht dem Tabakkonzern British American Tobacco (BAT) zu schaffen. Weil immer weniger Amerikaner zu herkömmlichen Zigaretten greifen, musste BAT den Wert seines traditionellen Geschäfts in den USA um gut 27 Milliarden Pfund abschreiben, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Das drückte den Hersteller von Dunhill und Lucky Strike im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen: Vor Steuern lag das Minus bei 17 Milliarden Pfund nach einem Gewinn von 9,3 Milliarden im Vorjahr.

Der dänische Schifffahrtsriese Maersk vergraulte dagegen die Investoren mit einem Gewinneinbruch. Die Aktien stürzten zeitweise bis auf 7,15 Euro ab. Verluste im vierten Quartal, eine schwache Prognose für 2024 und die Aussetzung des Aktienrückkaufprogramms machten den Titeln zu schaffen, sagte Sydbank-Analyst Mikkel Emil Jensen.

Die Papiere der deutschen Konkurrentin Hapag-Lloyd wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.

Der weltweit zweitgrößte Stahlhersteller ArcelorMittal sieht Anzeichen für eine Erholung des gebeutelten Marktes. Der Abbau der Lagerbestände bei den Kunden sollte langsam ein Ende finden, teilte der Konzern mit. Er erwarte 2024 deshalb ein Wachstum der weltweiten Stahlnachfrage ohne China zwischen drei und vier Prozent. Höhere Zinsen hatten die Bautätigkeit und damit auch die Stahlnachfrage im vergangenen Jahr weltweit gedämpft. In China, dem weltweit größten Stahlkonsumenten und -produzenten, erwartet Arcelor 2024 wegen der Krise auf dem dortigen Immobiliensektor eine stagnierende Nachfrage.

Die Deutsche Börse hat dank höherer Zinsen und Zukäufe wie erwartet ihren Rekordlauf fortgesetzt. Zudem spielten dem Börsenbetreiber die regen Handelsaktivitäten an den Märkten und gute Geschäfte im Handel mit Gas- und Stromprodukten in die Karten. 2023 sei der Nettoerlös um 17 Prozent auf knapp 5,1 Milliarden Euro gestiegen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte ebenfalls um 17 Prozent auf etwas mehr als 2,9 Milliarden Euro. Die Dividende soll um 20 Cent auf 3,80 Euro je Aktie erhöht werden.

Disney hat im vergangenen Quartal die Verluste in seinem Streaming-Geschäft deutlich reduziert. Die Sparte mit dem Dienst Disney+ und dem Sportangebot ESPN+ verbuchte operativ rote Zahlen von 216 Millionen Dollar nach einem Minus von gut einer Milliarde Dollar ein Jahr zuvor. Der Konzern profitierte zugleich von Wachstum bei seinen Freizeitparks und Kreuzfahrten. Disneys Konzernumsatz blieb mit 23,5 Milliarden Dollar praktisch unverändert. Der Quartalsgewinn stieg von 1,28 auf 1,9 Milliarden Dollar. Die Aktie steigt stark an.

Der große Erfolg des "Barbie"-Films hat dem Spielzeug-Riesen Mattel auch im Weihnachtsgeschäft kräftigen Rückenwind verschafft. Das Bruttogeschäft mit Barbie-Puppen legte um 27 Prozent auf 473 Millionen Dollar zu. Der im Sommer vergangenem Jahres herausgekommene Film hat weltweit mehr als eine Milliarde Dollar eingespielt. Der Konzernumsatz quer über alle Produktkategorien hinweg stieg im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar. Der Gewinn sprang von 16,1 Millionen Dollar im Vorjahresquartal auf 147,3 Millionen Dollar hoch.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. Februar 2024 um 09:00 Uhr.