
Optimismus zum Wochenausklang US-Börsen mit Erholungsversuch
Nach schwachem Start haben die Anleger zugegriffen. Eine Einigung zum Finanzpaket in Deutschland und die Einigung, die den Shutdown in den USA abgewendet hat, ließen die Börsen steigen.
An den US-Börsen zeichnet sich am Ende einer tiefroten Woche ein Erholungsversuch ab. Nachdem der Dow Jones im bisherigen Wochenverlauf etwa 2.000 Punkte abgegeben hat, ist er heute mit einem Plus von 0,4 Prozent bei 40.969 Punkten in den Handel gestartet. Für den Nasdaq 100 mit seinen Technologiewerten ging es nach einem bisherigen Wochenverlust von fast fünf Prozent deutlicher um 1,8 Prozent auf 19.567 Punkte nach oben.
Für Optimismus sorgt die Einigung, die den befürchteten Stillstand der Regierungsgeschäfte in den USA in letzter Minute abgewendet hat. Der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, der zuletzt Widerstand seiner Partei gegen einen Haushaltsentwurf der Republikaner angekündigt hatte, lenkte ein und argumentierte, ein sogenannter Shutdown der Regierung würde nur US-Präsident Donald Trump in die Karten spielen, indem entstehendes Chaos von seiner Agenda ablenke.
Für den deutschen Aktienmarkt ist es am Freitag merklich nach oben gegangen. Der DAX notierte zuletzt 1,8 Prozent im Plus bei 22.968 Punkten und dürfte die Woche mit einem leichten Minus abschließen. Gestern war der DAX mit einem Minus von 0,5 Prozent auf 22.567 Zählern aus dem Handel gegangen.
Der DAX hatte sich jüngst weiter von den schwächelnden US-Börsen abgekoppelt. "Während in den USA die zunehmend als chaotisch und bedrohlich empfundene Wirtschaftspolitik von Donald Trump zu Konjunkturpessimismus geführt hat, sorgt in der Eurozone die deutsche Initiative zur Lockerung der Schuldenbremse für Wachstumsoptimismus", fasste Helaba-Experte Ulf Krauss die uneinheitliche Lage zusammen.
Ob die Schuldenbremse tatsächlich gelockert wird, dürfte sich am kommenden Dienstag im Bundestag entscheiden. Die Chancen stehen allerdings gut, nachdem sich die Fraktionsspitzen von Union, SPD und Grünen nach langen Diskussionen auf die Pakete für Verteidigung und Infrastruktur einigen konnten. Am kommenden Freitag müsste schließlich noch der Bundesrat einer Änderung am Grundgesetz zustimmen. Auch hier ist die dafür nötige Zweidrittelmehrheit aber nicht ganz sicher.
Im DAX sei bis dahin mit einer weiterhin abwartenden Haltung zu rechnen, schrieb der technische Analyst Marcel Mußler. "Und sobald es eine Entscheidung gibt, kann und sollte die Volatilität noch einmal richtig zuschlagen." Mußler rechnet daher mit einer intensiven Börsenwoche.
Und nicht nur die deutsche Politik bewegt derzeit die Kurse: "Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine, auf erfolgreiche Verhandlungen in den Zollstreitigkeiten mit den USA sowie auf große konjunkturstimulierende Fiskalprogramme in Europa wurde in der abgelaufenen Woche eher von dem Bangen abgelöst, dass genau diese positiven Politikimpulse nicht gelingen werden", kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.
Auch eine mögliche Schwäche der US-Wirtschaft wird thematisiert. "Angesichts der Unsicherheit schürenden Handels- und Fiskalpolitik der Trump-Regierung hat sich seit dem Jahreswechsel die Stimmung an den Märkten hinsichtlich der US-Konjunkturaussichten eingetrübt", schreibt Michael Krautzberger, Ökonom bei Allianz Global Investors. Die US-Aktien- und Anleihemärkte litten unter der Last dieser politischen Unberechenbarkeit.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich ebenfalls zum Zollstreit geäußert. Ein weltweiter Handelsstreit würde aus ihrer Sicht insbesondere die USA treffen. Gegenüber der BBC sagte Lagarde, ein Handelskonflikt "hätte schwerwiegende Folgen für das Wachstum rund um die Welt und für die Preise rund um die Welt, aber insbesondere in den USA". Die Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump seien ein Grund zur Sorge.
US-Präsident Trump legt sich mit seinen Zöllen aktuell gleichzeitig mit China, der Europäischen Union, Kanada und Mexiko an. Die US-Börsen leiden mittlerweile erheblich unter Trumps Zollpolitik, aber auch im DAX bleibt die Nervosität hoch. "Es ist zu hoffen und auch zu erwarten, dass der Wirtschafts- und Aktienschmerz, sinkende Umfragewerte und zunehmende Unruhe auch in seiner Partei bei Trump ein Umdenken bewirken wird", kommentierte Robert Halver, Kapitalmarktanalyst der Baader Bank. Bislang sei Trump kein Ideologe gewesen, der krampfhaft an kontraproduktiven Ideen festhalte.
Besonderer Fokus liegt in der kommenden Woche zudem auf der US-Notenbank Fed. "Die Fed steht vor der Herausforderung, zwischen der Bekämpfung eines Konjunkturabschwungs und steigenden Inflationsrisiken zu balancieren", schrieb Birgit Henseler von der DZ Bank.
Bei der Zinsentscheidung am Mittwoch rechnet die Expertin nicht mit einer Änderung der Leitzinsen. Die US-Notenbank werde aber die Möglichkeit weiterer Zinssenkungen betonen. Henseler erwartet diesen Zinsschritt im Juni und eine weitere Lockerung später im Jahr.
Der Goldpreis hat seinen Höhenflug fortgesetzt und die Rekordmarke von 3.000 Dollar geknackt. Geopolitische Risiken und ein eskalierender Zollstreit sorgen für eine hohe Nachfrage nach dem für viele als sicher geltenden Anlagehafen. Am Freitagvormittag stieg die Notierung für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) an der Börse in London bis auf 3.001,20 Dollar. Seit dem Amtsantritt von Donald Trump im Januar hat das Edelmetall mehr als zehn Prozent an Wert gewonnen.
Die Bundesregierung will trotz des grünen Lichts der EZB für die Unicredit-Beteiligung an der Commerzbank ihre Position nicht überdenken. Diese habe sich keinesfalls geändert, sagte eine Sprecherin des SPD-geführten Bundesfinanzministeriums. Die Regierung unterstütze die auf Eigenständigkeit ausgerichtete Strategie der Commerzbank. Das unabgestimmte und unfreundliche Vorgehen der Unicredit werde abgelehnt.
Zuvor hatte die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) der Unicredit die Aufstockung ihres Commerzbank-Anteils auf 29,9 Prozent genehmigt, wie das Institut mitteilte. Die italienische Großbank will die Entscheidung zu einer Übernahme aber erst deutlich nach Jahresende fällen.
Der vom Trump-Vertrauten Elon Musk geführte Elektroauto-Hersteller Tesla warnt die US-Regierung vor möglichen negativen Folgen amerikanischer Strafzölle für das Unternehmen. Durch frühere Zusatzzölle seien zum Teil die Kosten von Tesla selbst bei der Produktion in den USA gestiegen, hieß es in einem Brief an den US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer. Da der Tesla-Brief nicht unterschrieben war, ist unklar, wer die Verantwortung in dem Unternehmen dafür trägt.
Außerdem seien die Fahrzeuge im Ausland teurer geworden, was ihre Wettbewerbsposition im Markt geschwächt habe. Tesla verwies auch darauf, dass US-Unternehmen bei Handelskonflikten schnell von Gegenmaßnahmen anderer Länder betroffen seien.
Der Autohersteller BMW muss einen Gewinneinbruch hinnehmen. Nach mehreren Jahren mit außergewöhnlich hohen Ergebnissen sank der Gewinn 2024 um 37 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Grund war vor allem eine "gedämpfte Nachfrage in China", dem wichtigsten Markt des Herstellers.
Die schwache Konjunktur und eine vor allem in Europa zögerliche Nachfrage haben das Ergebnis des Lkw-Herstellers Daimler Truck belastet. Der bereinigte Betriebsgewinn schrumpfte 2024 im Vergleich zum Rekordjahr 2023 um 15 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro.
Unbereinigt betrug das Minus 31 Prozent. Daimler-Chefin Karin Radström hat ein Sparprogramm aufgelegt, das die jährlichen Kosten allein in Europa bis 2030 um mehr als eine Milliarde Euro drücken soll.