DAX hält sich über 20.000 Kursrekorde in Serie
Während der DAX neue Höchststände erklomm, setzte sich die Rekordjagd auch in New York fort. Die politische Krise in Frankreich spielte an den Aktienmärkten zunächst keine Rolle.
Auch an der Wall Street markierten die großen Indizes neue Rekordstände. Der Dow Jones legte 0,69 Prozent auf 45.014 Punkte zu. Kurz zuvor hatte er mit 45.073 Punkten ein historisches Hoch erreicht.
Die Äußerungen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell auf einer Veranstaltung in New York bestärkten die Erwartungen der Marktteilnehmer, dass die Fed auf ihrer Sitzung in zwei Wochen den Leitzins ein drittes Mal in Folge senkt.
Schwache Konjunkturdaten stärkten diese Erwartung ebenfalls. Die Stimmung unter den Dienstleistern hat sich im November merklich eingetrübt. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex ISM fiel stärker als erwartet. Er signalisiert jedoch weiterhin ein wirtschaftliches Wachstum. Zudem haben die US-Unternehmen laut einer Umfrage des Personaldienstleisters ADP im November weniger Stellen geschaffen.
Neue Rekordstände gab es beim marktbreiten S&P 500 und dem Technologieindex Nasdaq 100. Rückenwind lieferten starke Geschäftszahlen des SAP-Konkurrenten Salesforce. Der Nasdaq 100 schloss 1,24 Prozent höher bei 21.492 Punkten.
Auch der Mittwoch brachte dem DAX neue Rekordstände. Der deutsche Leitindex ging mit einem Plus von 1,08 Prozent auf 20.232 Punkte aus dem Handel. Im Verlauf hatte der DAX bis zu 20.257 Punkte erreicht.
Ein besseres Kaufsignal als einen Rekordkurs gibt es in der technischen Analyse nicht. Regelmäßig vergisst der Markt dann belastende Faktoren - wenn auch nur für eine Weile. Am Dienstag hatte der DAX erstmals in seiner Geschichte über der Marke von 20.000 Punkten geschlossen.
Der Leitindex könne aus technischer Sicht bis in die Region von 20.400 Zählern steigen, sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. "Spätestens dann aber dürften sich die Anleger mit den möglichen Auswirkungen der 'America First'-Politik beschäftigen, so wie sie es direkt nach der Wahl schon einmal getan haben."
"Wenngleich auch der Faktor Saisonalität - Stichwort: 'starkes Jahr, starker Dezember' - für Rückenwind sorgt, müssen wir nach vier extrem guten Handelstagen doch etwas Wasser in den Wein gießen", schrieben die Analysten von HSBC in ihrem Tageskommentar. Sie sehen Anzeichen für eine kurzfristige Übertreibung.
"Sollte es zu einem Rücklauf kommen, wäre mit einem Anlauf der Marke von 19.600 Punkten zu rechnen. In diesem Bereich könnte der DAX bereits einen Boden finden und vor erneut steigenden Kursen stehen", meinte ING-Experte Christian Zoller.
Wie von vielen Beobachtern erwartet, wurde die Regierung des französischen Ministerpräsidenten Michel Barnier am Abend durch ein Misstrauensvotum der Opposition zu Fall gebracht. Da erst im Sommer Neuwahlen stattfinden können, wird das Land in eine tiefe politische Krise gestürzt. Das könnte an den europäischen Aktienmärkten auch zum Anlass genommen werden, Gewinne mitzunehmen.
Auch wenn die konjunkturelle Schwäche aktuell ebenfalls keine Rolle am Aktienmarkt spielt, werden die Investoren genau registriert haben, dass Deutschland beim Wirtschaftswachstum nach einer Prognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im kommenden Jahr das Schlusslicht unter den Industrieländern sein dürfte. Für das kommende Jahr werde für Deutschland ein Wachstum von lediglich 0,7 Prozent erwartet, teilte die OECD mit. 2026 wird ein Wachstum von 1,2 Prozent erwartet.
Ferner hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im November deutlich verschlechtert und signalisiert ein Schrumpfen der Wirtschaft. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel zum Vormonat um 1,7 Punkte auf 48,3 Zähler. Der Stimmungsindikator rutschte unter die sogenannte Wachstumsschwelle von 50 Punkten, was auf einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität hindeutet.
Das Scheitern der Regierung Barnier in Frankreich schlägt sich auch am Devisenmarkt nieder. Am Abend fiel der Euro bis an die Marke von 1,05 Dollar zurück.
Die Ölpreise gingen am Abend deutlich zurück, obwohl die Rohölvorräte in den USA stärker gesunken sind als erwartet. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete mit 72,56 Dollar 1,5 Prozent weniger als gestern. Die Ölreserven fielen in der vergangenen Woche um 5,1 Millionen auf 423,4 Millionen Barrel. Analysten hatten mit einem Rückgang um 0,7 Millionen Barrel gerechnet. Morgen berät das Ölkartell OPEC+ über seine Produktionsziele ab Januar. Analysten erwarten, dass die Ölstaaten das Angebot weiter knapp halten wollen.
An der Wall Street sorgte ein tragischer Todesfall für Aufsehen. Am Morgen war der Chef des US-Versicherungskonzerns UnitedHealthcare, der 50-jährige Brian Thompson, mitten in Manhattan erschossen worden. Die Hintergründe der offenbar gezielten Tat sind bisher ungeklärt. UnitedHealthcare ist der größte Krankenversicherer in den USA und gehört zum Gesundheitskonzern United Health.
Wie der DAX setzte auch SAP seine Rekordjagd an der Indexspitze fort. Dabei halfen optimistische Analystenkommentare und ein zuversichtlicher Ausblick des US-Branchenkollegen Salesforce. Der SAP-Konkurrent schnitt im dritten Quartal zudem besser ab als von Analysten erwartet.
Die Aktie von ProSiebenSat.1 gewann über zehn Prozent. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters lotet der italienische Großaktionär MFE-MediaForEurope bei Banken einen Milliardenkredit zur möglichen Übernahme des TV-Konzerns aus. Man habe mehrere Institute um ein 3,4-Milliarden-Euro-Darlehen gebeten, erfuhr Reuters von einer mit der Sache vertrauten Person. Der Berlusconi-Konzern hält bereits fast 30 Prozent an ProSiebenSat.1.
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hat sich den Betrieb eines weiteren Flughafens in Griechenland gesichert. Voraussichtlich ab Ende 2025 werde man den Flughafen Kalamata im Süden der Halbinsel Peloponnes organisieren, berichtete der MDAX-Konzern. Eine entsprechende Konzession über 40 Jahre habe man sich über ein Konsortium für 45,2 Millionen Euro gesichert. Seit 2017 betreibt die Fraport in Griechenland 14 Regionalflughäfen, die es zunächst modernisiert hat. Fast die Hälfte des operativen Ergebnisses erzielt der Konzern in seinen ausländischen Beteiligungen.
Die Staatsanwaltschaft Hannover hat Anklage gegen den ehemaligen Continental-Chef Karl-Thomas Neumann wegen Beihilfe zum Betrug in mittelbarer Täterschaft erhoben. Außerdem sind drei weitere ehemalige Führungskräfte des Konzerns angeklagt. Die Anklagen stehen im Zusammenhang mit dem Dieselskandal bei Volkswagen. Die Affäre um die Manipulation von Dieselabgaswerten durch eine Täuschungs-Software war im September 2015 aufgeflogen, sie reicht aber noch einige Jahre weiter zurück. Seither steht die Frage um Raum, ob auch Zulieferer von VW etwas von der Absicht des Dieselbetrugs gewusst haben könnten. Continental wollte sich zu den nun erhobenen Anklagen nicht äußern. Im April hatte die Staatsanwaltschaft Hannover im Zusammenhang mit Abgasmanipulationen eine Geldbuße von 100 Millionen Euro gegen den Zulieferer verhängt.
Nach der irrtümlichen Nennung einer Erotik-Webseite auf der in den USA verkauften Verpackung der Puppen zum Kino-Musical "Wicked" hat eine Mutter den Spielzeugriesen verklagt. Wie mehrere Medien berichten, soll die minderjährige Tochter der Frau die Pornoseite besucht haben. Als Schadenersatz werden demnach fünf Millionen Dollar gefordert. Mattel wollte sich den Berichten zufolge dazu nicht äußern. Die Puppen stünden mit der korrekten Verpackung wieder zum Verkauf.
Beim angeschlagenen Agrar- und Baustoffkonzern BayWa soll in den nächsten drei Jahren jede sechste Stelle gestrichen werden. 1.300 von insgesamt 8.000 Vollzeitarbeitsplätzen sollen bis 2027 wegfallen, wie das Unternehmen mitteilte. Der Schwerpunkt soll in der Zentrale liegen, allein 40 Prozent des Abbaus entfallen auf Verwaltungsfunktionen. In der Fläche will die BayWa 26 von 400 Standorten aufgeben. Außerdem sollen bis 2027 die meisten Beteiligungen im Ausland verkauft werden. Das Unternehmen erhofft sich daraus Verkaufserlöse von rund vier Milliarden Euro, die den Schuldenberg auf eine Milliarde Euro verringern könnten.
Der Wind- und Solarparkentwickler und -betreiber Energiekontor streicht wegen Verzögerungen in den aktuellen Verkaufsprozessen in Deutschland und Großbritannien sein Gewinnziel für das Gesamtjahr zusammen. Es werde für 2024 nun ein Vorsteuergewinn (Ebt) von etwa 23 bis 27 Millionen Euro erwartet, teilte das Unternehmen überraschend mit. Noch Mitte November hatte der Konzern bei Vorlage der Bilanz zum dritten Quartal ein Ergebnis vor Steuern 30 bis 70 Millionen Euro angepeilt, dabei allerdings höchstens die Mitte der Spanne.
Mit neuer Hard- und Software will Amazon im Geschäft mit KI erfolgreich sein. Konzernchef Andy Jassy präsentierte bei der "re:Invent"-Konferenz der Cloud-Tochter Amazon Web Services (AWS) die Bilder-KI "Nova". Sie kann auf Grundlage weniger Befehle kurze Videoclips zum Beispiel für Produktpräsentationen im Online-Shop der Konzernmutter Amazon erzeugen.
Außerdem stellte AWS spezielle KI-Server vor, in denen jeweils 64 der selbst entwickelten Hochleistungsprozessoren "Trainium2" stecken. Damit will der weltgrößte Cloud-Anbieter dem Weltmarktführer bei KI-Chips, Nvidia, Marktanteile abjagen. Für die neuen Rechner hat AWS den iPhone-Anbieter Apple als Kunden gewonnen, der seine Produkte mit der "Apple Intelligence" getauften KI ausrüstet.