Auf Grün stehende Ampel an der Wall Street, New York City
marktbericht

Solide Gewinne Zollhoffnungen stützen die Wall Street

Stand: 21.01.2025 22:45 Uhr

Hoffnungen auf eine pragmatische Handhabung neuer Zollbestimmungen haben die US-Anleger zu Käufen stimuliert, Dow & Co. legten zu. Papiere von Trumps eigener Medienfirma warfen hingegen viele aus den Depots. Der DAX machte zuvor Boden gut.

Nach einem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende haben die US-Aktienmärkte heute schwungvoll zugelegt. Damit knüpften sie am ersten Handelstag unter dem neuen Präsidenten Donald Trump an ihre kräftigen Kursaufschläge vom vergangenen Freitag an. Auch der Rentenmarkt erholte sich, nachdem Zinssorgen den Festverzinslichen Papieren zuletzt deutlich zugesetzt hatten.

Der Leitindex Dow Jones schnitt am besten ab und schloss am Ende bei 44.025 Punkten um 1,24 Prozent höher. Er schloss damit nahe seines Tageshochs bei 44.050 Punkten. Auch der marktbreite S&P 500 legte um 0,88 Prozent auf 6.049 Zähler zu. Etwas schwerer tat sich die Technologiebörse Nasdaq, die aber nach zunächst verhaltenem Start am Ende ebenfalls noch in Fahrt kam und 0,64 Prozent zulegte. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 0,58 Zähler vor.

Experten zufolge hofften die Investoren, dass die von Trump angekündigten Zölle geringer ausfallen als bislang befürchtet. "Trump geht es vor allem darum, Geschäfte zu machen, und genau das versucht er mit seinen Zöllen", sagte Dan Boardman-Weston, Konzernchef des Vermögensverwalters BRI. "Wenn sich also eine Regierung mit ihm zusammensetzt und versucht, einen Kompromiss zu finden, werden die Zölle nicht so streng ausfallen, wie die Investoren vielleicht erwartet haben."

Viele Marktteilnehmer waren davon ausgegangen, dass Trump die angekündigten Importzölle nach seiner Vereidigung sofort umsetzen würde. Stattdessen nannte er den 1. Februar als möglichen Zeitpunkt, ab dem Zölle von 25 Prozent auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada erhoben werden sollten.

Unter den US-Einzelwerten fiel die Aktie von Apple ins Auge. Ein skeptischer Analystenkommentar sowie schwächere iPhone-Verkäufe in China belasteten die Aktie am Ende deutlich um 3,19 Prozent. Damit hielt sie im Dow die rote Laterne.

Das Papier bleibt damit klar im jüngsten Abwärtstrend, der Ende Dezember nach einem Rekordhoch von gut 260 Dollar begonnen hatte. Auch könnte im Wettrennen mit Nvidia um die Rolle des wertvollsten Börsenunternehmens wieder Bewegung kommen.

Unter die Räder gerieten dagegen die Aktien der Firma des neuen US-Präsidenten. Trump Media & Technology rutschten schon nach der Eröffnung ab und brachen zuletzt um gut elf Prozent ein. "Die Aktionäre von Trump Media könnten überrascht sein, dass sich der neue Präsident positiv über die konkurrierende Social-Media-Plattform TikTok geäußert hat", sagte Dan Coatsworth, Analyst beim Broker AJ Bell.

Netflix hat nach einem Rekord-Zuwachs im vergangenen Quartal die Marke von 300 Millionen Nutzern geknackt. Im Vierteljahr mit der zweiten Staffel der südkoreanischen Erfolgsserie «Squid Game» kamen knapp 19 Millionen Nutzer hinzu. Das war etwa doppelt so viel wie von Analysten erwartet - der Videostreaming-Marktführer übertraf damit auch die Prognosen der Wall Street bei Umsatz und Gewinn.

Netflix hat jetzt 301,6 Millionen Kundenhaushalte. Den bisher größten Zuwachs in einem Quartal hatte es mit rund 15 Millionen zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 gegeben. Mit dem Rekord wird Netflix nun allerdings aufhören, Angaben zur Nutzerzahl zu machen. Das war bereits im vergangenen Jahr angekündigt worden.

Der Umsatz von Netflix stieg im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 10,2 Milliarden Dollar. Unterm Strich sprang der Gewinn von 938 Millionen Dollar ein Jahr zuvor auf 1,87 Milliarden Dollar hoch. Bei Anlegern kamen die Ergebnisse gut an: Die Aktie stieg um nachbörslichen Handel zeitweise um zwölf Prozent.

Nur wenige Punkte haben dem DAX am Ende gefehlt, um den fünften Rekordtag in Folge zu markieren. Nachdem der Index gestern im Verlauf bei 21.054 Zählern sein Rekordniveau erreicht hatte, ging er heute um 0,25 Prozent höher bei 21.042 Zählern nur knapp darunter aus dem Handel. Zudem schloss der Index nur einen Punkt unter seinem Tageshoch und damit zum ersten Mal über der Marke von 21.000 Punkten.

Insgesamt kehrte nach der jüngsten Rekordserie heute etwas mehr Ruhe ein, die Schwankungsbreite lag zwischen 20.922 und 21.043 Zählern und blieb damit überschaubar. Der MDAX der mittelgroßen Werte rutschte hingegen noch leicht um 0,1 Prozent ins Minus und schloss bei 25.972 Punkten.

Auf beiden Seiten des Atlantiks haben Anleger vor allem die ersten Schritte des neuen US-Präsidenten Donald Trump in der Handelspolitik im Blick. Entgegen der Befürchtungen verhängte Trump nach der Amtseinführung am Montag nicht sofort neue Zölle. Die Furcht vor drohenden Sonderzöllen sorgt seit Wochen für Verunsicherung an den Finanzmärkten.

Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets stellte fest, dass bei aller Unsicherheit bezüglich der "America First"-Agenda diese an der Entwicklung der Aktienindizes inklusive DAX bislang nicht wirklich abzulesen sei. "Solange Zeitpunkt und das Ausmaß der Maßnahmen ungewiss bleiben, wollen sich die Anleger scheinbar noch nicht wirklich intensiv mit diesen Themen beschäftigen."

Der neue US-Präsident inszenierte sich mit einer "America First"-Politik als Heilsbringer für die USA und versprach einen neuen Aufschwung für das Land. In seiner Antrittsrede versprach er, die Inflation zu senken, die Energieproduktion anzukurbeln und Einfuhrzölle zu erheben. Hohe Zölle kündigte er für Einfuhren aus Kanada und Mexiko an.

Trump werde wohl die Zölle auf Importe aus China deutlich erhöhen, prognostizierte Ökonomin Lizzy Galbraith vom Vermögensverwalter abrdn Investments. Einen "globalen Basiszoll" werde der neue US-Präsident aber wohl vermeiden und stattdessen selektiver vorgehen. Sollte Trump stärker mit "handelspolitischen Notstandsbefugnissen" agieren, so käme dies einem Szenario "Trump entfesselt" nahe.

Von Konjunkturseite erhalten die heimischen Anleger heute keine Unterstützung für den Aktienmarkt: Die ZEW-Konjunkturerwartungen der Börsianer fallen im Januar unerwartet stark um 5,4 Punkte auf 10,3 Zähler. "Ausbleibende Konsumausgaben der privaten Haushalte sowie eine schwache Baunachfrage belasten weiterhin die deutsche Wirtschaft", sagte ZEW-Chef Achim Wambach. "Sollten sich diese Trends im aktuellen Jahr fortsetzen, wird Deutschland weiter hinter die restlichen Euro-Länder zurückfallen."

Hinzu komme eine gestiegene politische Unsicherheit. "Diese wird getrieben durch eine mögliche schwierige Koalitionsbildung in Deutschland sowie Unklarheit über die Wirtschaftspolitik der Trump-Regierung", fügte Wambach hinzu.

Update Wirtschaft vom 21.01.2025

Antje Erhard, HR, Update Wirtschaft, 21.01.2025 09:00 Uhr

Am Devisenmarkt wurde der Euro im US-Handel zuletzt knapp über der Marke von 1,04 Dollar etwas höher handelt. Gestern war die Gemeinschaftswährung angesprungen, nachdem sich der Eindruck verfestigte, dass der neue US-Präsident keine Eile damit habe, Zölle sofort zu verkünden. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0357 (Montag: 1,0316) Dollar fest.

Die Aussicht auf neue Zölle schürt schon länger Inflationsängste, da in diesem Fall die Notenbank Federal Reserve (Fed) unter Umständen sogar mit Zinserhöhungen gegensteuern müsste. Dies stützt den Dollar, im Gegenzug fällt der Euro. Neue US-Konjunkturdaten werden am Nachmittag nicht mehr erwartet.

Milliardenschwere Wertberichtigungen von Orsted auf Windkraftprojekte in den USA haben derweil die Kurse der gesamten europäischen Windenergiebranche gedrückt. Der fast 17-prozentige Kursabsturz der Orsted-Aktien an der Kopenhagener Börse zog auch RWE nach unten. Mit Vestas büßte eine weitere dänische Windkraft-Aktie deutlich ein.

Erschwerend hinzu kommt für die Branche der Kurswechsel der neuen US-Regierung. Das Weiße Haus teilte mit, man werde Genehmigungsverfahren straffen und Vorschriften aufheben, die die Energieerzeugung und -nutzung übermäßig erschweren. Die energiepolitischen Maßnahmen würden auch die Verpachtung von Gebieten zur Nutzung als "massive Windparks" beenden, die die Landschaft zerstörten und den Verbrauchern nicht nützten.

Bei Adidas brummt das Geschäft. Der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern hat seine bereits drei Mal nach oben geschraubten Erwartungen für das abgelaufene Jahr mit einem operativen Ergebnis von 1,34 (2023: 0,27) Milliarden Euro übertroffen. Das Betriebsergebnis habe sich damit um mehr als eine Milliarde Euro verbessert, teilte des DAX-Konzern am Abend in Herzogenaurach mit.

Zuletzt hatte Vorstandschef Björn Gulden ein operatives Ergebnis von 1,2 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Der Umsatz erhöhte sich um elf Prozent auf 23,68 Milliarden Euro, ebenfalls stärker als gedacht. Allein im vierten Quartal schnellte der Umsatz um 24 Prozent nach oben. Dadurch fiel unerwartet ein operatives Ergebnis von 57 Millionen Euro an. Ein Jahr zuvor hatte Adidas im Schlussquartal einen operativen Verlust von 377 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Ausblick erklärte Gulden, er sehe Potenzial, den Marktanteil in allen Märkten zu steigern. Die Aktie legte nachbörslich deutlich zu.

Die von UniCredit umworbene Commerzbank hält an ihren milliardenschweren Ausschüttungsplänen fest. Der erste, 600 Millionen Euro schwere Teil eines Aktienrückkaufs sei am Montag abgeschlossen worden, teilte die Bank mit. Dabei kaufte sie seit Anfang November 38,8 Millionen Aktien für einen Durchschnittspreis von 15,45 Euro zurück.

Der Preis liegt mehr als zwei Euro unter dem Aktienkurs vom Dienstag. Der Antrag, eigene Aktien für weitere 400 Millionen Euro am Markt zu erwerben, liegt noch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) als Aufsichtsbehörde und bei der Finanzagentur des Bundes.

Die Verkäufe von E-Autos auf dem EU-Neuwagenmarkt sind im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Während über das Jahr 2024 gesehen insgesamt 0,8 Prozent mehr Neuwagen zugelassen wurden, sank der Anteil von E-Autos von 14,6 Prozent im Jahr 2023 auf nun 13,6 Prozent, wie aus am Dienstag veröffentlichten Daten des europäischen Herstellerverbandes ACEA hervorgeht. Besonders in Deutschland wurden bedeutend weniger E-Autos verkauft.

VW-Chef Blume setzt derweil weiter auf starkes Wachstum in den USA. Diesen Kurs sieht Konzernchef Oliver Blume durch den Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump nicht gefährdet. Durch die Stärkung des US-Geschäfts will Volkswagen unabhängiger werden vom chinesischen Markt.

Der Logistikkonzern DHL setzt in Deutschland immer stärker auf Paketautomaten, damit die Verbraucher dort ihre Sendungen abholen können und der Paketbote nicht mehr bis zur Haustür fahren muss. "Aktuell sind es rund 15.000 Packstationen und Poststationen, bis Jahresende sollen 2.000 Automaten dazukommen", sagte die zuständige DHL-Vorständin Nikola Hagleitner der Nachrichtenagentur dpa. Bis 2030 möchte der Konzern die Zahl seiner Automaten auf 30.000 verdoppeln.

Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler hat die Prognose für die Ebit-Marge im vergangenen Jahr verfehlt. Die Marge vor Sondereffekten habe 2024 bei voraussichtlich 4,5 Prozent gelegen nach 7,3 Prozent ein Jahr zuvor, teilte das im SDAX notierte Unternehmen auf Basis vorläufiger Zahlen am Dienstag mit. Prognostiziert waren fünf bis acht Prozent. Der Marktkonsens hatte 6,3 Prozent betragen.

Die Umsatzerlöse hätten sich 2024 auf 18,2 Milliarden Euro von 16,3 Milliarden Euro erhöht. Der Marktkonsens hatte bei 18,5 Milliarden Euro gelegen. Treiber des Umsatzanstiegs sei vor allem die Vollkonsolidierung von Vitesco Technologies ab dem vierten Quartal gewesen. Schaeffler und der Regensburger Antriebsspezialist Vitesco sind zum 1. Oktober verschmolzen. Schaeffler hatte Anfang November angesichts schwacher Geschäfte mit Industriekunden und im Bereich Elektroautos den Abbau von europaweit 4.700 Stellen angekündigt.

Die endgültigen Ergebnisse des abgelaufenen Geschäftsjahres sowie die Prognose für 2025 will Schaeffler im Rahmen der Jahrespressekonferenz am 5. März veröffentlichen.

Der US-Mischkonzern 3M hat das vergangene Jahr mit einem überraschend starken Schlussquartal abgeschlossen. Damit traf das Unternehmen seine Jahresziele am oberen Ende der eigenen - mehrfach angehobenen - Prognose. Auch für das neue Jahr zeigte sich Konzernchef William Brown zuversichtlich, er will den Gewinn weiter steigern.

Nach starken Zahlen um 5,4 Prozent zu.3M sei 2024 im Jahresverlauf zu positivem Wachstum aus eigener Kraft zurückgekehrt, "und diese Dynamik setzen wir fort", sagte der Manager heute laut einer Konzernmitteilung. Die im Leitindex Dow Jones enthaltene Aktie des Herstellers von Klebeband, Post-it-Notizzetteln und Elektrowerkzeugen legte deutlich um 4,16 Prozent zu.

Die Aussicht auf eine Partnerschaft mit SoftBank und OpenAI gab Oracle Rückenwind. Die Aktie des Datenbank- und Cloud-Anbieters sprang um 7,2 Prozent in die Höhe.

Die USA wollen einem Medienbericht zufolge mit Milliardensummen aus der Privatwirtschaft eine Infrastruktur für Künstliche Intelligenz (KI) aufbauen. Der neue Präsident Trump werde dies im Laufe des Tages bekanntgeben, berichtete CBS News. Der SAP-Rivale Oracle, der Microsoft-Partner OpenAI und der japanische Technologieinvestor SoftBank planten dazu ein Gemeinschaftsunternehmen namens Stargate. Im Gespräch ist eine Investitionssumme von einer halben Billion Dollar.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 21. Januar 2025 um 09:00 Uhr im Update Wirtschaft.