Konjunktur Industrieproduktion im März überraschend schwach
Im März haben deutsche Betriebe ihre Produktion deutlich gedrosselt. Für den weiteren Jahresverlauf sehen Ökonomen weiterhin Rezessionsgefahren.
Die deutsche Industrie hat im März deutlich weniger produziert. Die Gesamtherstellung sank gegenüber dem Vormonat mit 3,4 Prozent so stark wie seit einem Jahr nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ökonomen hatten nach starken Zuwächsen im Januar und Februar mit einem deutlich geringeren Rückgang gerechnet. Insgesamt blieb im ersten Quartal ein Zuwachs von 2,5 Prozent.
"Eine weitere Hiobsbotschaft"
Die jüngste Serie schwacher Konjunkturdaten deutet aber auf ein schwieriges zweites Quartal hin. Zuletzt hatten der Auftragseingang in der Industrie und die Exportstatistik enttäuscht. "Eine weitere Hiobsbotschaft aus der deutschen Industrie", kommentierte LBBW-Ökonom Elmar Völker. "Die heutigen Zahlen unterstreichen, dass die Rezessionsgefahren mitnichten gebannt sind."
Im ersten Quartal war Europas größte Volkswirtschaft knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte nach dem Rückgang Ende 2022. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer Rezession gesprochen.
Im März fiel die Entwicklung bis auf den Energiesektor schwach aus. "Einen besonders großen Anteil am Rückgang hatte die Autobranche: Hier brach die Produktion um 6,5 Prozent zum Vormonat ein", teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. "Die Maschinenbauer stellten 3,4 Prozent weniger her. Die besonders energieintensiven Wirtschaftszweige fuhren ihren Ausstoß fast durchweg herunter, darunter die Chemie-Industrie mit minus 2,0 Prozent."
"Konjunkturelle Erholung im weiteren Verlauf"
Dennoch bleibt das Bundeswirtschaftsministerium unter anderem mit Blick auf die jüngste ifo-Umfrage zuversichtlich. "Die Stimmung in den Unternehmen hat sich zuletzt weiter verbessert, was für eine konjunkturelle Erholung im weiteren Verlauf des Jahres 2023 spricht."
Andere Experten bleiben skeptisch. "Anders als die meisten Volkswirte erwarten wir für die zweite Jahreshälfte keine Konjunkturerholung, sondern eher ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die in vielen Regionen der Welt kräftig gestiegenen Zinsen dürften die Nachfrage nach deutschen Produkten zunehmend bremsen.
Auf der anderen Seite nahmen zuletzt die Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten ab. Im April gingen die Klagen der Industriebetriebe über Lieferengpässe bereits den siebten Monat in Folge zurück. Nur noch 39,2 Prozent der Firmen berichteten von Problemen, der niedrigste Wert seit rund zwei Jahren.