Luftfahrtverband warnt Hohe Kosten führen zu Flugstreichungen
Die Luftfahrtindustrie in Deutschland klagt über zu hohe Kosten und rechnet deshalb mit einem reduzierten Flugangebot. Im Winterflugplan seien vier Millionen Sitzplätze in Gefahr, heißt es.
Die zum Mai erhöhte Luftverkehrssteuer wird aus Sicht der Luftfahrtbranche zu Flugstreichungen an deutschen Airports führen. "Die überhöhten Standortkosten werden uns im kommenden Winterflugplan vier Millionen Sitzplätze kosten", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Joachim Lang, der Tageszeitung Welt.
"Staatliche Belastungen verdoppelt"
Neben der Steuererhöhung nannte Lang als Kostenfaktor die Gebühren für Sicherheitskontrollen und Flugsicherung, die sich in Deutschland zuletzt verdoppelt hätten. In anderen Ländern seien diese deutlich niedriger. "Dies führt dazu, dass Airlines zu rechnen beginnen, ob es betriebswirtschaftlich noch sinnvoll ist, nach Deutschland zu fliegen."
Staatliche Belastungen für den Luftverkehr hätten sich in Deutschland seit 2020 annähernd verdoppelt, deshalb würden vor allem die europäischen Punkt-zu-Punkt-Airlines einen Bogen um deutsche Flughäfen machen, sagte BDL-Präsident Jens Bischof. "Im Gegensatz dazu zeichnen sich europäische Flughäfen, die 2024 das Vorkrisenniveau erreicht oder bereits übertroffen haben, im Vergleich zu deutschen Standorten größtenteils durch wesentlich niedrigere staatliche Abgaben aus", so Bischof.
BDL fordert "Belastungsmoratorium"
Besonders deutlich werde dies beim Angebot der europäischen Punkt-zu-Punkt-Airlines wie Easyjet, Ryanair und Wizz Air in Deutschland, schreibt der BDL. "Dieses erreichte im ersten Halbjahr 2024 lediglich 71 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Im europäischen Durchschnitt stieg das Sitzplatzangebot dagegen auf 112 Prozent von 2019." Bischof betonte, wer die lahmende deutsche Wirtschaft beleben wolle, dürfe die Luftfahrt in Deutschland nicht länger über die Maßen belasten. Der BDL fordert deshalb ein Belastungsmoratorium.
Zuletzt hatte der irische Billigflieger Ryanair die Bundesregierung aufgefordert, die erhöhte Luftverkehrssteuer zurückzunehmen. Anderenfalls werde die Fluggesellschaft ihr Angebot von deutschen Flughäfen im kommenden Sommer um weitere zehn Prozent oder 1,5 Millionen Sitzplätze reduzieren und in Länder mit günstigerer Kostenbasis verlagern.
Europas passagierreichste Fluggesellschaft verlangte zudem abgesenkte Gebühren für die Flugsicherung und einen Verzicht auf die bereits beschlossene Gebührenerhöhung für die Luftsicherheitskontrollen für Passagiere an den Flughäfen. Lang verteidigte den Ryanair-Vorstoß. "Das klingt für mich nicht nach Erpressung, sondern konsequent. Man sollte ihm (Ryanair-Chef Eddie Wilson) dankbar sein, dass er Klartext redet."
Luftverkehrssteuer zur Förderung alternativer Kraftstoffe
Lang ist seit Anfang Juli neuer BDL-Hauptgeschäftsführer. Er forderte, die Bundesregierung müsse die Einnahmen aus der angehobenen Luftverkehrssteuer für die Förderung alternativer Flugkraftstoffe verwenden, wie ursprünglich im Koalitionsvertrag vorgesehen. Die Summe von zwei Milliarden Euro reiche, "um einen ganzen Sektor zu dekarbonisieren", so Lang. "Die Bundesregierung müsste nur zwei Milliarden in die Hand nehmen, die sie auch noch von uns bekommt." Die Ampel-Regierung hatte die Ticketsteuer wegen der Haushaltskrise angehoben. Dies betrifft sämtliche Passagierflüge, die von deutschen Flughäfen abheben.