Geopolitische Spannungen Opel legt Expansion nach China auf Eis
Der Rüsselsheimer Konzern Opel sagt den Eintritt in in den chinesischen Automarkt ab. Hintergrund sollen die zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Spannungen mit China sein.
Vor gut einem Jahr kündigte der deutsche Autohersteller Opel an, in den chinesischen Markt einzusteigen. Diese Pläne hat der Konzern vorerst auf Eis gelegt. Angesichts der aktuellen Herausforderungen für die Automobilindustrie sei es für Opel wichtiger denn je, sich auf klare Prioritäten zu konzentrieren, erklärte das Unternehmen heute.
"Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht des erforderlichen Volumens, um einen wirklichen Effekt zu erzielen, lässt Opel die Pläne für einen Markteintritt in China derzeit ruhen", hieß es. Der zum italienisch-amerikanischen Stellantis-Konzern gehörende Rüsselsheimer Autohersteller bereite jedoch weiterhin den Eintritt in neue Märkte vor, die schon mit kleineren Volumina eine gute Profitabilität versprächen.
Ab 2028 nur noch Elektroautos
Der Autobauer hatte im Juli vergangenen Jahres angekündigt, ab 2028 in Europa nur noch Elektroautos anzubieten. Mit dem Angebot wollte die Traditionsmarke auch auf den Automarkt in China gehen. Der Absatz von Elektroautos wächst in der Volksrepublik derzeit stark.
Dem "Handelsblatt"-Bericht zufolge hat Carlos Tavares, Chef des Mutterkonzerns Stellantis, aufgrund von politischen Bedenken die Reißleine gezogen. Opel ist eine von 14 Marken, die sich unter dem Dach von Stellantis ansiedeln. Zu Stellantis gehören auch die Marken Fiat, Peugeot und Alfa Romeo.
Geopolitische Spannungen
Hintergrund der Entscheidung sind danach wachsende geopolitische Spannungen zwischen der kommunistischen Führung in China auf der einen und den USA sowie der Europäischen Union auf der anderen Seite.
Nationalistische Tendenzen in China, die drakonische Null-Covid-Politik und die Zuspitzung des Konflikts um die Unabhängigkeit von Taiwan erschwerten Opel den Markteintritt in die größte Absatzregion der Welt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise. Zudem fehle es Opel aktuell an attraktiven Modellen, die sich spürbar von jenen der Konkurrenz unterschieden, um in China wirklich erfolgreich zu sein.
Wichtiger Absatzmarkt
China ist für die deutschen Autohersteller der wichtigste Markt. Beinahe 40 Prozent aller Autos von Volkswagen werden in China verkauft, BMW und Mercedes verkaufen dorthin gut jedes dritte Auto. Dabei wächst der Druck auf die Automobilkonzerne, ihre Absatzmärkte stärker zu diversifizieren - auch aufgrund der zunehmend protektionistischen Haltung Pekings.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte diese Woche, dass sich Deutschland nach neuen Handelspartnern und Regionen umsehen müsse. Würde sich der chinesische Markt verschließen, hätte Deutschland extreme Absatzprobleme. Die Naivität gegenüber China sei vorbei, so Habeck.
In dieser Woche vorgelegte Zahlen der Forschungsorganisation Rhodium Group deuten dagegen in eine andere Richtung. Ein Drittel aller europäischen Investitionen entfielen im Zeitraum von 2018 bis 2021 auf die drei deutschen Autohersteller Volkswagen, BMW, Daimler und auf den Chemieriesen BASF.