Bundeskartellamt prüft Bedenken gegen Real-Übernahme
Kaufland will die Supermarktkette Real übernehmen - und damit noch größer werden. Doch Deutschlands Wettbewerbshüter melden Vorbehalte an und wollen das Geschäft nicht ohne Weiteres genehmigen.
Gegen den Plan von Kaufland, mehr als 100 Standorte der Supermarktkette Real aufzukaufen, gibt es kartellrechtliche Bedenken. Wie das Bundeskartellamt mitteilte, sieht die Behörde verschiedene wettbewerbliche Probleme - und zwar nicht nur für die direkte Konkurrenz, sondern auch für Verbraucher, Lebensmittelhersteller und Lieferanten.
Wettbewerbsnachteile für die gesamte Branche
Das Kartellamt hat unter anderem die Wettbewerbsverhältnisse in den regionalen Einzugsgebieten der Real-Standorte analysiert. Nach vorläufiger Einschätzung der Behörde käme es in neun regionalen Absatzmärkten zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen, wenn Kaufland die dortigen Real-Märkte aufkaufen würde.
Außerdem hat das Bundeskartellamt für 17 verschiedene Produktgruppen den Einkauf von Lebensmitteln durch Händler bei Lebensmittelherstellern und Lieferanten analysiert. Auch hier gibt es Bedenken, dass der Aufkauf der Real-Märkte durch Kaufland Nachteile für Verbraucher, Lebensmittelproduzenten und Lieferanten mit sich brächte.
Ohnehin schon größter Player am Markt
Kaufland ist Teil der Schwarz-Gruppe, zu der auch Lidl gehört. Mit einem Umsatz von fast 115 Milliarden Euro europaweit ist Schwarz der mit Abstand größte Lebensmittel-Einzelhändler. Die Real-Standorte befinden sich derzeit im Besitz des Finanzinvestors SCP, der vom russischen Beteiligungsunternehmen Sistema kontrolliert wird. SCP hatte der Metro sämtliche Real-Supermärkte abgekauft, um sie weiterzuveräußern. Neben Kaufland, das 101 Standorte erwerben möchte, hat unter anderem auch Edeka Interesse an bis zu 72 Real-Märkten.
Die Bonner Wettbewerbshüter prüfen die Anliegen beider Kaufinteressenten. Für Kaufland wurde die Frist für eine endgültige Entscheidung nun bis zum 30. Dezember verlängert; die Frist für Edeka läuft unverändert am 21. Dezember aus.
Real-Eignerin SCP äußerte sich zuversichtlich, die kartellrechtlichen Bedenken bis zum Ablauf der Frist zerstreuen zu können. Eine Sprecherin erklärte, es fänden bereits konstruktive Gespräche mit dem Bundeskartellamt statt. SCP begrüße, dass die Behörde für 92 der 101 von Kaufland angemeldeten Standorte absatzseitig keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken sehe.