Reisewarnung der Bundesregierung Keine Entspannung bis Mitte September
Für die Reisebranche ist das ein schwerer Schlag: Die Reisewarnung für rund 160 Länder wird bis Mitte September verlängert. Die Bundesregierung begründete den Schritt mit erhöhten Corona-Zahlen im Ausland.
Die Bundesregierung hat die Reisewarnung für rund 160 Staaten um zwei Wochen verlängert. Dem Kabinettsbeschluss zufolge soll sie nun bis zum 14. September gelten. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts begründete den Schritt mit den vielerorts steigenden Corona-Infektionszahlen. "Die Lage wird sich bis Mitte September nicht ausreichend entspannen, um die weltweite Reisewarnung aufheben zu können", sagte sie.
Die Außenamtssprecherin verwies darauf, dass derzeit "oftmals Rückkehrer aus dem Ausland die Infektion nach Deutschland bringen". Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer rief die Bürger auf, bei der Wahl ihrer Reiseziele Vernunft walten zu lassen.
Mehr als 40 Prozent der in Deutschland positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen hatten sich laut RKI zuletzt im Ausland angesteckt. In Meldewoche 34 lag der Anteil bei 42 Prozent. Davor waren es 39 Prozent gewesen.
Abschreckende Wirkung
Die Reisewarnung gilt für sogenannte Drittstaaten. In diese Gruppe fallen Länder, die nicht Mitglied der EU beziehungsweise mit dem Schengenraum assoziiert sind. Bislang war die Reisewarnung bis Ende August beschränkt.
Eine Reisewarnung ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung haben. Allerdings hat sie auch eine positive Seite für Verbraucher: Sie ermöglicht es Reisenden, Buchungen kostenlos zu stornieren. Die Reisewarnung erfolgt unabhängig von der Einstufung von Ländern als Risikogebiete durch das Robert Koch-Institut. Derzeit besteht zwar für mehr als 160 Länder eine Reisewarnung, aber nur etwas mehr als 130 davon sind als Risikogebiet eingestuft. Für Thailand gilt zum Beispiel eine Reisewarnung, weil dort noch eine Einreisesperre für Touristen gilt, es ist wegen geringer Infektionszahlen aber kein Risikogebiet mehr.
Reiseverband: "Falsches Signal"
Der Reiseverband DRV nannte die Verlängerung ein "falsches Signal". DRV-Präsident Norbert Fiebig warf der Bundesregierung vor, Fakten zu vernachlässigen und ein komplexes Problem auf Reiserückkehrer zu verengen. Das schade der Reisewirtschaft in Deutschland, Europa und weltweit.
"Eine ökonomische Erholung der Weltwirtschaft wird ohne Reisen nicht gelingen können", mahnte Fiebig. Dabei gehe es nicht nur um Urlaubsreisen. Fiebig forderte erneut differenzierte Reisehinweise für einzelne Staaten und deren Regionen statt pauschaler Reisewarnungen. Zugleich warf er der Bundesregierung vor, ihr fehle ein durchdachtes Konzept bei den Tests für Reiserückkehrer. "Dem politischen Zickzackkurs fehlt es an Klarheit und Verlässlichkeit. Damit verwirrt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Urlauber", bemängelte der DRV-Präsident.