
Seit Jahren angeschlagen Modehersteller Gerry Weber erneut insolvent
Zum dritten Mal in sechs Jahren ist der westfälische Damenmodehersteller Gerry Weber in Schieflage geraten. Für die Holding wurde ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung genehmigt.
Der westfälische Damenmodehersteller Gerry Weber ist eineinhalb Jahre nach der Sanierung erneut in Schieflage geraten. Das Amtsgericht Bielefeld genehmigte ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, wie aus einer Veröffentlichung des Gerichts hervorgeht. Laut einem Bericht der WirtschaftsWoche wird in Unternehmenskreisen ein schlechtes Weihnachtsgeschäft als Grund für die Pleite angeführt.
Das Geschäft soll davon nicht betroffen sein: Ziel des Verfahrens sei, das Unternehmen weiterzuführen. Es werde ein neuer Eigentümer gesucht, erste Gespräche laufen dem Unternehmen zufolge schon. Der Verkauf in den insgesamt 43 Geschäften in Deutschland soll weitergeführt werden, die 230 Mitarbeiter weiterbeschäftigt.
Auf der Website werden Kunden informiert, dass "aus technischen Gründen" momentan keine Bestellungen möglich seien. Auf eine Anfrage von tagesschau.de, ob dies mit der Einleitung der Insolvenz zusammenhänge, antwortete das Unternehmen bislang nicht.
Mehrere Krisen in vergangenen Jahren
Für Gerry Weber ist es die dritte wirtschaftliche Krise innerhalb der vergangenen Jahre. Nachdem es bereits 2019 ein Insolvenzverfahren durchlaufen hatte, ging das Unternehmen 2023 in die Vorinsolvenz nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz. Ein Forderungsverzicht der Gläubiger ebnete den Weg für die Entschuldung des Modehändlers, Insolvenz anmelden mussten nur die Einzelhandels-Tochter Gerry Weber Retail und die Tochterfirma aus Österreich.
Als Teil des Deals durfte Gerry Weber 150 Millionen Euro Schulden streichen und schloss im Gegenzug einen Großteil seiner Filialen, um sich auf den Großhandel zu konzentrieren. Von den ehemals 171 Läden und Outlets waren damals 122 geschlossen worden, 450 Stellen wurden gestrichen. In dem neuen Insolvenzverfahren kann sich das Unternehmen aus Halle in Westfalen nun in Eigenregie sanieren, steht aber unter der Aufsicht eines Sachwalters.
Bekannte Unternehmen in Insolvenz
Die Modebranche in Deutschland steckt in der Krise. Zuletzt meldete Ende Januar der Schuhhändler Görtz Insolvenz an - das Unternehmen hatte eine Pleite, ähnlich wie Gerry Weber, 2023 erst abwenden können.
Ende Januar schlossen auch die letzten Filialen des Modehändlers Esprit, der im Mai 2024 Insolvenz beantragt hatte. Für die Marke hatte sich zwar ein Käufer gefunden, für das operative Geschäft jedoch nicht. Auch das Insolvenzverfahren der Galeria konnte nur über weitere Filialschließungen beendet werden.
Kosten raus, Konsum schwach
Die Firmen kämpfen damit, dass die Kunden zurückhaltend konsumieren und die Kosten für Energie, Miete und Gehälter stark gestiegen sind. Es sei damit zu rechnen, dass in diesem Jahr noch mehr Händler unter Druck gerieten, sagte kürzlich der Präsident des Branchenverbandes BTE, Mark Rauschen. Schwierig ist die Situation vor allem im stationären Textil- und Modefachhandel, der während der Pandemie hohe Verluste erlitt.
Nach der Pandemie hatte des Geschäft zwar wieder Fahrt aufgenommen, an das vorherige Niveau konnte man aber bislang nicht anknüpfen. Laut einer BTE-Verbandsumfrage unter 150 Firmen erwartet nur ein Drittel der Händler in diesem Jahr ein nennenswertes Umsatz-Plus.