
Immer weniger Auszeichnungen Verblassende Hotel-Sterne
Wie viele Sterne hat ein Hotel? Jahrzehntelang war das ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Inzwischen setzen immer mehr Betriebe auf Online-Bewertungen.
Immer weniger Hotels und Ferienunterkünfte sind in Deutschland noch mit Sternen zertifiziert. Wie aus Zahlen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) und des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) hervorgeht, ist die Zahl der klassifizierten Betriebe in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen.
Mit der fortschreitenden Digitalisierung habe sich das Informations- und Buchungsverhalten verändert, sagt der Geschäftsführer des DTV, Norbert Kunz. Ferienunterkünfte würden heute überwiegend im Internet gesucht. Siegel mit überprüfter Qualität würden durch Bewertungen von Nutzern auf Online-Portal ergänzt.
Starker Sterne-Rückgang vor allem bei Ferienunterkünften
Nach Angaben des DTV gab es im Jahr 2010 noch knapp 66.000 zertifizierte Ferienhäuser oder -wohnungen. Aktuell seien es noch knapp 23.500.
Auch bei den mit Sternen zertifizierten Hotels ist dieser Rückgang zu spüren und auf den niedrigsten Stand der vergangenen 15 Jahre gesunken. 2011 waren nach Angaben des DEHOGA etwas mehr als 8.200 Hotels mit Sternen ausgezeichnet, 2025 sind es noch rund 6.300.
Bewertungen nach der Corona-Pandemie nicht "aufgefrischt"
Einen spürbaren Rückgang mit Sternen bewerteter Häuser habe es während der Corona-Pandemie gegeben, als viele Nachklassifizierungen nicht durchgeführt werden konnten, teilte der DEHOGA mit. Generell sinke die Anzahl von Hotels in Deutschland aufgrund von Betriebsaufgaben oder Insolvenzen.
Der Verband betont dennoch, dass die offizielle Deutsche Hotelklassifizierung ein Orientierungs- und Qualitätssystem bleibe - auch in einem sich wandelnden Markt.
"Bewertungen sind aus der Zeit gefallen"
Den Tourismusprofessor Harald Zeiss überrascht die schwindende Bedeutung von Sternezertifzierungen nicht. "Auch wenn die Zertifizierungen angepasst werden: Die Bewertungen sind aus der Zeit gefallen", sagt der Direktor des Instituts für Tourismusforschung an der Hochschule Harz. "Heute spielt W-LAN eine viel größere Rolle, als ob das Zimmer ein Bidet hat."
Der Gast könne online viel feiner filtern und nach individuellen Kriterien suchen. Zudem seien die Hürden für Hotels, sich um eine Sterne-Bewertung zu bemühen, relativ hoch. "Am Ende ist es für viele den Aufwand nicht wert."