Porsche 911 Carrera 4S

Krise beim Sportwagenbauer Porsche will wieder mehr Verbrenner bauen

Stand: 07.02.2025 10:28 Uhr

Mit einem teuren Spar- und Investitionsprogramm reagiert Porsche auf das schwächelnde Geschäft. Auch mit neuen Verbrennermodellen möchte der Sportwagenbauer das Ruder herumreißen.

Der Sportwagenbauer Porsche versucht, sich mit einem kostenintensiven Maßnahmenprogramm gegen die akute Krise zu stemmen. Der Vorstand habe "umfangreiche Maßnahmen zur Stärkung der kurz- und mittelfristigen Ertragskraft der Gesellschaft beschlossen", teilte die Volkswagen-Tochter mit.

Mehr Verbrenner sind geplant

Um die Fahrzeuge für die Kunden wieder attraktiver zu machen, sollen unter anderem künftig mehr Porsche-Modelle mit Verbrennungs- oder Plug-in-Hybridmotoren ausgestattet und gebaut werden, nachdem das Geschäft mit Elektro-Sportwagen schleppend läuft. Das ist zunächst mit Kosten verbunden, denn um die neuen Fahrzeuge zu entwickeln, bei denen auch Sonder- und Exklusivausstattungen geplant sind, muss investiert werden.

Für die Fahrzeugentwicklung und das Batteriegeschäft sei ein deutlicher Mehraufwand zu erwarten, teilte das Management deshalb mit. Alles in allem werde das operative Ergebnis dadurch um rund 800 Millionen Euro reduziert.

Den Angaben zufolge soll auch die Organisation umgebaut werden. Konkret wurde das Unternehmen in der Mitteilung nicht. Angaben zu möglichen Auswirkungen auf die Beschäftigten machte Porsche ebenfalls nicht.

Die Prognose missfällt den Anlegern

Porsche reagiert damit auf die zuletzt enttäuschenden Zahlen. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres war der Umsatz um 5,2 Prozent auf 28,56 Milliarden Euro gesunken. Das operative Ergebnis brach um 26,7 Prozent auf 4,04 Milliarden Euro ein. Die operative Umsatzrendite betrug lediglich 14,1 Prozent. Im Jahr 2023 waren es noch 18,3 Prozent gewesen. Am 12. März wird Porsche die Zahlen für das gesamte Jahr 2024 bekanntgeben.

Um Porsche wieder zurück in die Erfolgsspur zu bringen, nimmt Konzernchef Oliver Blume ein deutliches Absacken der operativen Umsatzrendite in Kauf. Mit der operativen Umsatzrendite wird der Anteil bezeichnet, der vom Umsatz als operativer Gewinn hängenbleibt. Die operative Umsatzrendite werde 2025 auf zehn bis zwölf Prozent sinken. Im Jahr 2023 waren es noch 18,3 Prozent gewesen.

VW und Porsche: Probleme in China

Porsche und auch der Volkswagen-Konzern stehen mit großen Problemen da. Vor allem schwächelt das einst so lukrative China-Geschäft. In der Volksrepublik laufen Premium- und Luxusautos nicht mehr so gut, weil wohlhabende Chinesen in der Immobilienkrise sparen müssen. Im Massenmarktsegment verlor die Marke Volkswagen unlängst ihre seit Jahrzehnten beibehaltene Marktführerschaft, weil heimische Elektroautobauer wie BYD den Markt mit günstigen Autos fluten und einen Preiskampf angezettelt haben.

VW muss unter anderem deswegen auch daheim sparen, bis 2030 wollen die Wolfsburger in der Kernmarke 35.000 Stellen in Deutschland streichen, dafür aber auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichten.

Dividende soll stabil bleiben

Die Porsche-Dividende soll in etwa auf dem Vorjahresniveau bleiben. Für 2023 hatte Porsche 2,30 Euro je Stammaktie und 2,31 Euro auf die börsennotierten Vorzüge ausgeschüttet. Mehrheitsaktionär VW, der wie die Porsche AG von Blume geführt wird, wollte sich zu den Plänen bislang nicht äußern.

Neben Volkswagen hält auch die Holding der Eigentümerfamilien, Porsche SE, einen bedeutenden Anteil am Sportwagenbauer Porsche AG. Die Stuttgarter Holding hatte bereits angekündigt, dass sie wegen der schwierigen Lage bei ihren Beteiligungen voraussichtlich Milliarden auf deren Buchwerte abschreiben muss. Gestern aktualisierte die Holding ihre Angaben angesichts der Nachrichten der Porsche AG.

Wertberichtigungen in Milliardenhöhe

Für die Beteiligung an dem Sportwagenbauer Porsche AG dürfte es bei Porsche SE nun eine Wertberichtigung von 2,5 bis 3,5 Milliarden Euro werden statt nur höchstens zwei Milliarden. Für die Volkswagen-Anteile sei damit zu rechnen, dass sich die Wertberichtigung eher auf einen Wert am oberen Ende der Bandbreite von sieben bis 20 Milliarden Euro belaufen werde, hieß es.

Am vergangenen Wochenende hatte der Autobauer angekündigt, dass Finanzchef Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen ihre Posten räumen sollen. Gründe nannte das Unternehmen zwar nicht, als ein Mitgrund gilt unter Experten jedoch das schwache Abschneiden im vergangenen Jahr insbesondere in China.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Erste am 06. Februar 2025 um 19:50 Uhr.