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Trotz E-Auto-Booms Tesla-Absatz bricht um 50 Prozent ein
Gegen den branchenweiten Trend sind die Tesla-Neuzulassungen in der EU um die Hälfte abgesackt. Doch Tesla bleibt als Partner für andere Autokonzerne gefragt, wenn es darum geht, CO2-Bußgelder zu vermeiden.
Der EU-Automarkt ist mit einem Kaltstart ins Jahr gegangen, im Januar wurden 831.201 Pkw neu zugelassen und damit 2,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Absatzniveau lag damit erneut deutlich - um knapp 20 Prozent - unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019.
50 Prozent weniger Teslas zugelassen
Stark gefragt waren allerdings Elektroautos, hier stieg der Absatz im Januar um 34 Prozent auf 124.341 Autos. Allerdings zeigten sich bei den einzelnen Marken gewaltige Unterschiede: So brachen die Tesla-Neuzulassungen in der EU um 50,3 Prozent auf 7.517 Autos ein, während der VW-Konzern ein Anmeldeplus von 5,6 Prozent auf fast 230.000 Wagen verzeichnete.
VW kommt damit auf einen Marktanteil von 27,7 Prozent - und kann so seine Marktführerschaft in der EU klar verteidigen. Der Marktanteil von Tesla in der EU sank unterdessen von 1,8 Prozent vor einem Jahr auf nunmehr 0,9 Prozent.
Schadet Elon Musk der Marke Tesla?
Experten machen dafür zum einen die veraltete Modellpolitik des US-Konzerns, aber auch die Person Elon Musk verantwortlich. Der Tesla-Chef hatte zuletzt für rechtsextreme Parteien in Großbritannien und Deutschland geworben. Branchenkenner wie Ferdinand Dudenhöffer sehen dadurch die Marke Tesla "beschädigt", immerhin sei diese stark mit dem Namen Musk verbunden und werde mit ihm assoziiert.
Über alle Marken hinweg legte der Marktanteil der Stromer in der EU im Januar derweil spürbar zu - von 10,9 Prozent im Vorjahreszeitraum auf nunmehr 15 Prozent. Damit lag der Elektroauto-Marktanteil zugleich deutlich über dem Durchschnittswert des Gesamtjahres 2024 (13,6 Prozent).
Mehrheit noch nicht von E-Autos überzeugt
Branchenkenner wie Constantin Gall von der Unternehmensberatung EY wollen dennoch nicht von einer Trendwende sprechen. Es bleibe abzuwarten, wie nachhaltig dieser Aufschwung auf dem Elektromarkt ist. "Gut möglich, dass das starke Plus zu Jahresbeginn sich als Strohfeuer erweisen wird", so Gall.
Der EY-Experte gibt zu bedenken: "Seit Anfang des Jahres gelten deutlich niedrigere CO2-Grenzwerte, daher dürften einige Hersteller Elektro-Neuzulassungen auf den Januar geschoben haben." Unterm Strich sieht der Branchenkenner aktuell nur eine sehr verhaltene Kaufbereitschaft, die zudem stark von staatlichen Fördermaßnahmen abhängt. "Die große Mehrheit der Kunden ist noch nicht von der Elektromobilität überzeugt."
Hohe Strafzahlungen wegen strengerer CO2-Regeln
Auch ACEA-Geschäftsführerin Sigrid de Vries betont: "Wir sind weit vom Weg zur Akzeptanz am Massenmarkt entfernt, die notwendig ist." Notwendig ist ein höherer Absatz von Elektroautos dabei auch für die Hersteller, müssen diese doch ab diesem Jahr Bußgelder bezahlen, wenn sie das strengere Limit von 93,6 Gramm CO2-Ausstoß im Flottendurchschnitt für Pkw überschreiten.
Die neuen EU-Regeln verlangen von den Herstellern, dass mindestens 20 Prozent der verkauften Autos in Europa elektrisch sind. Wird das Ziel verfehlt, drohen Strafen von 95 Euro pro Auto und Gramm CO2 über dem vorgegebenen Grenzwert. Der europäische Branchenverband ACEA rechnet mit 16 Milliarden Euro an "schädlichen" Bußgeldern.
"Pooling" als Ausweg für die Autobranche
Um Strafzahlungen zu vermeiden, bleiben den Herstellern dabei zwei Möglichkeiten: die eigenen Elektroauto-Verkäufe deutlich steigern - oder sich mit einem bestenfalls reinen Elektroautobauer zu einem Emissionspool zusammenzuschließen, um ihre CO2-Emissionen gemeinsam bewerten zu lassen. Im Branchenjargon wird das auch "Pooling" genannt.
So schloss sich Mercedes-Benz etwa mit smart, Volvo und Polestar zusammen. Der US-Elektroautopionier Tesla betreibt den größten Pool, zu dem unter anderen Stellantis, Ford und Toyota gehören. Dagegen haben VW, BMW und Renault bislang keinen Emissionspool gebildet. Renault kündigte stattdessen an, die Rabatte auf Elektroautos zu erhöhen und Verbrenner teurer zu machen, um die strengeren EU-Vorgaben einzuhalten.
ACEA will Aufweichen der CO2-Ziele
Der Branchenverband ACEA ist derweil der Ansicht, weniger Verbrennerautos zu verkaufen oder den E-Absatz mit Preissenkungen anzukurbeln, seien keine Optionen, da beides zu Verlusten führe. ACEA wirbt deshalb bei der EU-Kommission dafür, mehr Zeit zum Erfüllen der Ziele zu bekommen.
Andere Interessengruppen warnten die EU allerdings davor, Ziele zu lockern oder beim Bußgeld nachzugeben. Dadurch würde die europäische Autoindustrie hinter die Konkurrenz aus China zurückfallen, ist der Verband E-Mobility Europe überzeugt. Die vom ACEA genannten Bußgelder seien zudem viel zu hoch gegriffen.
Nach Schätzung der Organisation, der E-Autohersteller wie etwa Tesla und Nio sowie Dienstleister rund um E-Mobilität angehören, dürften sich die Strafzahlungen nicht auf 16 Milliarden, sondern eher auf zwei bis drei Milliarden Euro belaufen.