Deutsche Seehäfen Hafenarbeiter im Warnstreik
Drei Wochen nach dem ersten Warnstreik in Deutschlands großen Seehäfen haben die Hafenarbeiter erneut die Arbeit niedergelegt. Um höhere Löhne durchzusetzen, wollen sie die Schiffsabfertigung gleich 24 Stunden lahmlegen.
Die Hafenarbeiter an den großen deutschen Seehäfen haben erneut ihre Arbeit niedergelegt. Die Abfertigung von Container- und Frachtschiffen stehe in Emden, Bremen, Bremerhaven, Brake, Wilhelmshaven und Hamburg still, sagte ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth bei einer Kundgebung in Hamburg.
"Wir brauchen einen kräftigen Schluck aus der Pulle, wir brauchen eine kräftige Lohnerhöhung", sagte sie vor mehr als 4000 Streikenden, wie die Gewerkschaft mitteilte. Sie haben ab der Frühschicht für 24 Stunden die Arbeit niedergelegt.
Die Gewerkschaft fordert höhere Stundenlöhne
Auch nach vier Verhandlungsrunden konnten ver.di und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) sich nicht einigen. Die Gewerkschaft fordert 1,20 Euro höhere Stundenlöhne bei einer Tariflaufzeit von 12 Monaten. Aktuell sind Stundenlöhne von 15 bis 28 Euro üblich.
In Vollcontaineranlagen soll es nach den Vorstellungen von ver.di außerdem eine jährliche Zulage um 1200 Euro geben. Zusätzlich will die Gewerkschaft einen "tatsächlichen Inflationsausgleich" erreichen, den sie aber nicht näher beziffert.
Verband bietet 7,2 Prozent Erhöhung an
Der ZDS bietet aktuell an, die Stundenlöhne bei einer Tariflaufzeit von 18 Monaten um 1,20 Euro zu erhöhen. Der Zulage in Höhe von 1200 Euro hat der Verband zugesagt und außerdem eine Einmalzahlung von 1000 Euro in Vollcontainerbetrieben und von 500 Euro in konventionellen als Inflationsausgleich vorgeschlagen.
"Wir haben ein sofort wirksames Volumen von bis zu 11 Prozent, davon eine dauerhafte Erhöhung der Löhne um bis zu 7,2 Prozent, angeboten", sagte ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel. Das liege deutlich über ähnlichen Tarifabschlüssen.
In den 58 tarifgebundenen Betrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen sind rund 12.000 Hafenarbeiter beschäftigt.
Weitere Verspätungen
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft schätzt, dass mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität durch die Corona-Pandemie in der Nordsee im Stau steckt. Aktuell warteten 15 Containerschiffe auf ihre Abfertigung in Hamburg oder Bremerhaven.
Nun könnte es durch den Streik zu weiteren Verzögerungen kommen. Bereits beim vereinhalbstündigen Warnstreik vor drei Wochen war das Be- und Entladen der Schiffe zum Erliegen gekommen, wodurch es mehr Verspätungen gab.
Der neue Warnstreik könnte den Überseehandel beeinträchtigen. Die Hamburger Reederei Hapag-Llyod sprach von erheblichen Schäden. "Jeder Tag, den ein Schiff steht, kostet uns natürlich Geld, verärgert Kunden, Konsumenten, Seeleute und auch unser Landpersonal", sagte ein Sprecher. Die Streiks schadeten seiner Ansicht nach dem Ruf des Hamburger Hafens.