Vorschlag der EU-Kommission So soll der digitale Euro funktionieren
Nach den Plänen der EU soll es den Euro in einigen Jahren auch als "digitales Bargeld" geben. Doch elektronischer Zahlungsverkehr ist längst fest etabliert. Welche Vorteile bringt dann der digitale Euro?
Bargeld bleibt - auffällig oft betonen Europäische Zentralbank und EU-Kommission, dass Europas Bürgerinnen und Bürger auch künftig mit Münzen und Scheinen bezahlen können. Der digitale Euro soll als Ergänzung dazukommen, er soll Bargeld aber nicht ersetzen.
"Man bekommt mehr Auswahl", sagt die zuständige Kommissarin Mairead McGuiness. "Wir werden digital tun können, was wir heute mit Bargeld erledigen und es ist wichtig, den Menschen diese Möglichkeit zu geben. Das ist nicht wie bei Kreditkarten. Wir sprechen darüber, unser Bargeld in ein digitales Format zu bringen und uns zu erlauben, Bargeld digital zu verwenden."
Zahlungen auch offline
In Brüssel und Frankfurt ist man der Ansicht, dass es in einer digitalen Wirtschaft diesen nächsten Schritt braucht - ein Angebot für digitale Zahlungen als Alternative zu bestehenden Zahlungsdienstleistern.
Verbraucherinnen und Verbraucher sollen überall im Euroraum mit dem digitalen Euro gebührenfrei bezahlen können, etwa mithilfe einer digitalen Geldbörse oder mit dem Smartphone. Das leisten Plattformen wie PayPal oder ApplePay allerdings auch. Darüber hinaus sollen Zahlungen mit dem digitalen Euro auch ohne Internetverbindung möglich sein.
Dabei würden Nutzerinnen und Nutzer weniger personenbezogene Daten preisgeben, erklärt Kommissarin McGuiness: "Dies ist kein Big-Brother-Projekt für Online-Zahlungen mit dem digitalen Euro. Der Datenschutz wird derselbe sein wie bei bestehenden privaten digitalen Zahlungsmitteln. Bei Offline-Zahlungen wird der Datenschutz sogar noch höher sein, ähnlich wie beim Abheben von Bargeld am Geldautomaten."
Das Besondere an dem System, so der Payment-Experte Rudolf Linsenbarth: "Ich kann ihnen Geld überreichen - genau wie Bargeld, ohne dass eine dritte Partei eingebunden ist." Die Zahlungsabwicklung funktioniert also, ohne eine dazwischen geschaltete Bank, die ein Konto verwaltet.
Vieles ist noch unklar
Nach den Worten von Kommissionsvize Valdis Dombrovskis sind allerdings viele Details noch unklar. Sicher ist seiner Ansicht nach, dass sich der digitale Euro gegen virtuelle Währungen anderer Staaten behaupten muss, die ähnliche Lösungen entwickeln - etwa Großbritannien, China und die USA.
"Mehr als 100 Zentralbanken arbeiten an digitalen Währungen", so Dombrovskis, "und da kann der Euro als die am zweithäufigsten verwendete Währung der Welt nicht zurückstehen."
Der digitale Euro soll neben Euro-Münzen und Scheinen gesetzliches Zahlungsmittel werden. Der Handel müsste den digitalen Euro in der Regel annehmen, an der Ladenkasse und online.
Banken sollen nicht umgangen werden
Um Geldwäsche zu erschweren, schlägt die Kommission Obergrenzen für den Besitz von digitalen Euros und Offline-Zahlungen vor. Deren Höhe lässt sie offen. Die EZB versucht Bedenken von deutschen Banken und Sparkassen zu zerstreuen, dass sie im Zahlungsverkehr zu ihnen in Konkurrenz tritt. Nach dem Entwurf der Kommission sollen Banken und Zahlungsdienstleister den digitalen Euro zu Bürgern und Unternehmen bringen.
"Wir wollen die Rolle der Banken beibehalten und verhindern, dass der digitale Euro dazu führt, dass Banken Einlagen verlieren, weil dies zu Risiken für die Finanzstabilität führen würde", sagt McGuiness.
Mangelt es an Akzeptanz?
Die Europäische Zentralbank will im Herbst entscheiden, ob sie die Arbeiten am digitalen Euro vorantreibt. Falls ja, könnte er frühestens in drei Jahren kommen. Drei Viertel der Deutschen sehen die virtuelle Gemeinschaftswährung Euro skeptisch und halten sie laut einer Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) nicht für notwendig.
Der Finanzexperte der Europa-SPD, Joachim Schuster, hält den Brüsseler Vorschlag für eine Chance, um wichtige Fragen zu erörtern. Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber mahnt, dass der digitale Euro ein Akzeptanzproblem bekomme, wenn die Menschen dessen Mehrwert nicht sehen.
Mit Informationen von Claudia Wehrle, ARD-Börsenredaktion