Nach dem 9-Euro-Ticket Steigende Preise im Nahverkehr erwartet
Der Verband der Verkehrsunternehmen rechnet damit, dass die Fahrkarten im Nahverkehr nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets teurer werden. Andernfalls müssten die Betriebe das Angebot einschränken.
Nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets Ende August könnten die Preise im öffentlichen Nahverkehr zulegen. Hintergrund seien fehlende Ausgleichszahlungen des Bundes etwa für höhere Spritpreise, sagte Ingo Wortmann, der Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
"Wir werden mittelfristig die fehlenden Gelder auf die Fahrpreise umschlagen müssen oder das Angebot einschränken", unterstrich Wortmann. "Die Ticketpreise werden also weiter steigen - nicht direkt zum 1. September, aber in den nächsten Preisrunden. Leider kommen wir dann in die Situation, dass Menschen, die ohnehin schon belastet sind, für ihre Fahrten mehr bezahlen müssen."
"Der Preis ist zweitrangig"
Er gehe nicht davon aus, dass viele Menschen dauerhaft auf Busse und Bahnen umsteigen. "Ich sehe das Ticket durchaus positiv", sagte Wortmann. Große Erwartungen habe er aber nicht. "Alle bisherigen Erfahrungen mit besonders günstigem ÖPNV zeigen: Zuerst muss das Angebot stimmen, der Preis ist zweitrangig."
Mit dem 9-Euro-Ticket können Fahrgäste jeweils im Juni, Juli und August mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschland fahren - für neun Euro pro Monat. Die Tickets sind Teil des Entlastungspakets der Ampel-Koalition wegen der hohen Energiepreise und sollen auch ein Anreiz für die weitere Nutzung des ÖPNV sein.
Allein die Deutsche Bahn verkaufte nach eigenen Angaben bislang 2,7 Millionen Stück. "Das zeigt jedenfalls, dass das 9-Euro-Ticket kein Ladenhüter ist, sondern ein wirklicher Renner", sagte Bahn-Chef Richard Lutz. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) startete inzwischen eine eigene Verkaufsapp für das 9-Euro-Ticket. "Damit haben insbesondere jene Neukundinnen und Neukunden ab sofort die Möglichkeit, das 9-Euro-Ticket per App zu erwerben, in deren Heimatregion das Ticket bislang nicht per App oder über andere digitale Wege angeboten wird", hieß es.
Wie wird die Stimmung in den Zügen?
Das kostengünstige Angebot in den Sommermonaten könne zu einer aufgeladenen Stimmung in den Verkehrsmitteln führen, sagte Wortmann. "Ich möchte nicht von Chaos sprechen, aber es wird sehr viele volle Züge und Busse geben." Dies gelte insbesondere für manche Verbindungen zu Freizeitzielen wie Sylt, die Ostseeküste, das bayerische Oberland oder den Chiemgau. "Bei ganz vollen Zügen droht sicherlich eine angespannte Stimmung unter den Reisenden und Fahrgästen." Es seien "im absoluten Extremfall" auch Angriffe auf Mitarbeiter möglich.