VW stellt neues Modell vor Golf ohne E
Er soll den Übergang vom Verbrennungsmotor zum Elektroauto ebnen: der neue Golf 8. Wenn auch nicht als E-Modell geplant, preist VW die Neuauflage seines Erfolgsmodells als Maßstab für den Massenmarkt an.
Mit der achten Auflage des Golf will Volkswagen der Krise auf dem Automarkt trotzen und den Vorsprung als weltgrößter Hersteller ausbauen. "Von einem neuen Golf wird in der gesamten Automobilindustrie erwartet, dass er den Maßstab setzt", sagte Konzernchef Herbert Diess bei der Vorstellung des Wagens in Wolfsburg.
Auch weil ab kommendem Jahr verschärfte EU-Klimavorgaben gelten, bietet VW den Golf 8 in verschiedenen Hybrid-Versionen an: Vom Mildhybrid mit 48-Volt-Technik bis hin zu Plug-in-Hybrid, der an der Steckdose aufgeladen werden kann. Damit peilt das Unternehmen nach eigenen Angaben eine CO2-Reduktion von im Schnitt 20 Prozent an. Ziel sei, hier Standards für die gesamte Branche zu setzen, sagte Markengeschäftsführer Ralf Brandstätter. Der VW-Klassiker wird zudem mit Erdgasmotor und auch als Benziner oder Diesel zu haben sein.
Zwischenschritt auf Weg zur ID-Familie
Laut Brandstätter wurden alle Dieselmotoren überholt. Die Abgase sollen demnach gründlicher gereinigt werden, "die Stickoxid-Emissionen können so um bis zu 80 Prozent reduziert werden". Einen reinen Elektro-Golf soll es künftig allerdings nicht mehr geben. Dass man beim Golf nun keinen ausschließlichen E-Antrieb mehr anbietet, liegt laut VW vor allem an der parallel anlaufenden ID-Familie. "Aus unserer Sicht ergänzen sich diese Produkte", sagte Brandstätter.
Konzernchef Diess sieht verbesserte Verbrennungs- und Hybridmotoren als "wichtigen Zwischenschritt, um unseren Anteil von 1 Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß bis 2050 auf null zu senken".
"Tablet auf Rädern"
Der 8er soll vor allem auch die Digitalisierung im Auto voranbringen. "Alles geht über Sprachsteuerung, über einen Klick oder einen Touch", erklärte Brandstätter. Diess sprach von einem "Tablet auf Rädern". Dazu gehört auch die Car2x-Kommunikation, wobei der Wagen Daten mit anderen Fahrzeugen oder der Verkehrsinfrastruktur austauscht.
Bei einigen Funktionen gab es anfangs Probleme. Brandstätter versicherte, dass Kunden den Golf 8 mit allen Ausstattungen zum Jahresende zumindest bestellen können. Insgesamt habe man nach der Aufarbeitung der IT-Probleme "die Zielkurve erreicht".
Der neue Golf 8 von VW
Synergien in Wolfsburg
Geringere Kosten und die Bündelung der Produktion im Stammwerk Wolfsburg sollen dazu beitragen, dass der neue Golf als wichtigstes Modell hinreichend Gewinn abliefert. "Der Golf gehört zum Kern dieser Marke. Wir gehen davon aus, dass er profitabel bleibt", so Brandstätter. Um Synergien zu schaffen, wurde demnach die Produktion am Standort Wolfsburg gebündelt.
Bisher wurden Golf-Varianten auch im sächsischen Zwickau und im mexikanischen Puebla produziert. "Zwickau haben wir freigespielt, um dort dann E-Fahrzeuge zu bauen", erklärte der Markenchef. Ab November solle dort das Elektromodell ID.3 gefertigt werden. Danach wird der Golf nur noch in Wolfsburg und im chinesischen Foshan gebaut.
Golf 8 nicht mehr als Zweitürer
Derzeit plant VW im Stammwerk mit einer maximalen Kapazität von 450.000 Golf 8, die gesamte Stückzahl mit China soll bei etwa 800.000 liegen. Mit dem Golf 8 soll auch die Produktivität gesteigert werden. Die Fertigungszeit soll um eine Stunde sinken, weil Verfahren besser ineinandergreifen.
Seit dem Start der ersten Auflage 1974 verkaufte VW weltweit rund 35 Millionen Golf, derzeit entfällt knapp ein Zehntel der abgesetzten Konzernfahrzeuge auf das Modell. In die Entwicklung der neuen Generation flossen insgesamt etwa 1,8 Milliarden Euro.