Magma strömt auf der Halbinsel Reykjanes aus einem herzförmigen Krater des Vulkans Fagradalsfjall.

Vulkanforschung Mögliche Magmakammer in der Eifel entdeckt

Stand: 10.01.2025 16:40 Uhr

Dass es unter der Eifel immer noch brodelt, wird seit Langem vermutet. Jetzt haben Karlsruher Forschende erstmals mögliche Magmakammern entdeckt - und zwar in Daten, die bereits mehr als 30 Jahre alt sind.

Von Christian Altmayer, SWR

Vor rund 11.000 Jahren brach das letzte Mal ein Vulkan in Deutschland aus. Heute befindet sich dort das Ulmener Maar, ein Kratersee, unter dem sich noch immer heiße Magma befinden könnte.

Denn wirklich abgekühlt hat sich der jüngste Vulkan in Mitteleuropa nie, wie Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie jetzt in einer Studie nachgewiesen haben.

Alte Messungen liefern Hinweise auf Magmakammer

Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie fanden heraus, dass sich bei Ulmen in Rheinland-Pfalz flüssiges Gestein und Gase in der Erde befinden. Dafür musste das Team nicht einmal in die Eifel fahren: Die Daten stammen aus Messungen, die bereits in den 1980er-Jahren durchgeführt wurden.

Damals wollten die Forschenden anhand von seismischen Messungen mehr über den Untergrund der Eifel erfahren: "Man hat lange Linien vermessen, und entlang dieser Linien sind dann Lastwagen mit großen Vibratoren gefahren", erklärt der Karlsruher Geophysiker Joachim Ritter - er war mit an der neuen Studie beteiligt. "Die haben den Boden angeregt, ähnlich wie ein Mini-Erdbeben. Und dann hat man geschaut, wie sich diese Signale im Erdinneren ausbreiten."

Je nach Untergrund und Schichtung breiten sich die seismischen Wellen unterschiedlich aus. Das zeigt sich dann in den Messergebnissen. Doch die Auswertung der sich überlagernden Wellen ist komplex.

Blick auf das Ulmener Maar in Ulmen im Bundesland Rheinland-Pfalz.

Das Ulmener Maar in Rheinland-Pfalz: Unter der Erde geht es heiß her.

Magma brodelt seit Tausenden Jahren vor sich hin

Mit neuesten Methoden haben sich die Forschenden diese Daten nun wieder angeschaut - und dabei etwas entdeckt, was den Kollegen in den Achtzigern entgangen war: flüssige Strukturen - also Magma - in einer Tiefe von zehn bis 30 Kilometern unter der Erdoberfläche.

Wer jetzt ein mulmiges Gefühl hat, kann aber beruhigt sein: Die Karlsruher Forschenden glauben nicht, dass die Eifel bald Feuer spuckt. "Dieses Magma liegt da unter Umständen schon Tausende Jahre, und es kann jetzt nochmal Tausende Jahre dauern, bis davon etwas an die Erdoberfläche kommt", so die Einschätzung des Geophysikers.

Er vermutet, dass das Material in den nächsten Jahren nach und nach abkühle und irgendwann erstarre. Auch sonst bahne sich in der Eifel kein großer Ausbruch an. Zu rechnen wäre in der Eifel eher mit einem "kleineren Szenario", sagt Ritter, etwa mit der Entstehung eines Schlackenkegels, eines kleinen Berges. "Und das wäre auch erstmal überhaupt nichts Gefährliches. Das wäre eher etwas Spektakuläres, würde ich sagen.“

Neue Stationen sollen Erdbeben messen

Das Besondere am Vulkanismus in der Eifel sei, dass er eben nicht am typischen Plattenrand, sondern innerhalb einer Kontinentalen Platte entstanden ist, erklärt Joachim Ritter. Für die Forschung in Deutschland sei dieser Umstand ein besonderes Glück: So lässt sich der Vulkanismus direkt vor Ort erforschen.

Dazu sei das Vulkangebiet in der Eifel noch besonders jung, erklärt Ritter - "geologisch gesehen, sozusagen ein Wimpernschlag". So ließe sich vieles erforschen, was sich sonst nur an aktiven Vulkanen anschauen lässt.

Schwache Erdbeben haben bereits auf Aktivität hingedeutet

Zwar war die Magmakammer bei Ulmen bislang unbekannt. Doch bereits 2020 haben Untersuchungen des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam Hinweise darauf geliefert, dass es in der Region noch Magmakammern geben könnte.

Die Forschenden um Thorsten Dahm haben das an schwachen Erdbeben festgemacht, die sie gemessen hatten. Diese speziellen Erdbeben sind in der Regel nicht zu spüren und entstehen in bis zu 40 Kilometern Tiefe. "Da haben wir schon beim Sichten der ersten Daten gesehen, dass es doch mehr Aktivität gibt, als vorher bekannt war", sagt Dahm.

Aus diesem Grund hat das Landesamt für Geologie bereits vier neue Messstationen für Erdbeben in der Eifel eingerichtet. Acht weitere sollen in diesem Jahr folgen.

Neue Studie über Vulkane in Planung

"Die Überwachung wird immer besser", sagt Sabine Kummer vom Geopark Vulkaneifel: "Wir haben einen guten Überblick über alles, was da unter unseren Füßen passiert."

Zu verdanken ist das auch dem großen Interesse der Forschung in den vergangenen Jahren. Sabine Kummer freut sich daher auch über die neuesten Nachrichten aus Karlsruhe. Denn am Institut für Technologie ist schon die nächste Studie zu den Eifel-Vulkanen in Vorbereitung. Worum es dabei genau geht, wollen die Wissenschaftler im Sommer verraten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Kultur am 09. Januar 2025 um 17:52 Uhr.