Archäologie Römischer Goldschatz in Luxemburg entdeckt
Im Norden von Luxemburg haben Archäologen 141 Münzen aus der Römerzeit ausgegraben. Manche von ihnen zeigen das Porträt eines Kaisers, der nur zwei Jahre lang regiert hat.
"Am Ring": So nennen die Einheimischen den Acker an der Kreuzung zwischen Holzthum und Dickt in den luxemburgischen Ardennen. Denn schon lange wissen Landwirte, dass sich unter dem Feld eine kreisförmige Struktur verbirgt. Doch erst vor Kurzem haben Wissenschaftler des Nationalen Instituts für archäologische Forschung herausgefunden, um was es sich dabei handelt: um einen Kontrollposten aus der Römerzeit, einen sogenannten Burgus.
Noch spannender ist aber, was das Team um Lynn Stoffel etwas außerhalb der Wälle dieses Kastells gefunden hat: 141 römische Goldmünzen aus dem 4. und 5. Jahrhundert nach Christus. "Das ist mehr als Klingelgeld", sagt die Archäologin aus Luxemburg: "Das war in römischer Zeit eine erhebliche Summe", mehr als das 20-fache eines Jahresgehaltes.
Münzen mit Kaiser Eugenius sind sehr selten
Stoffel glaubt, dass ein wohlhabender Römer das Geld um 408 nach Christus dort versteckt hat. "Zu diesen Zeiten waren die Straßen nicht sicher", sagt die Forscherin: "Man konnte leicht ausgeraubt werden." Denn damals fielen die Germanen in der Region ein. Ein guter Grund, sein Geld zu verstecken, um es irgendwann wieder auszubuddeln. Doch dazu hatte der Besitzer offenbar keine Gelegenheit mehr. Und so blieben die Münzen rund 1.700 Jahre verschüttet.
Ironischerweise könnte der Schatz heute aber sogar wertvoller sein als zur Römerzeit. Und das hat mit einem Mann zu tun, dessen Porträt auf drei der 141 Goldmünzen abgebildet ist. Auf den ersten Blick sieht er aus wie jeder andere römische Kaiser mit Adlernase und Lorbeerkranz im Haar. Auf den zweiten Blick aber fällt sein Bart auf - und der auf den Münzen eingravierte Name: "Eugenius". Ein Kaiser, der nur zwei Jahre lang regiert hat und von dem daher viele noch nie etwas gehört haben.
Erst auf den zweiten Blick fallen auf manchen Münzen der Bart und der eingravierte Name "Eugenius" auf.
Fund ist "extrem spannend" für die Forschung
Eugenius war eher eine Randfigur der römischen Geschichte. "Seine Regierungszeit war kurz und tragisch", sagt der Historiker Christoph Schäfer von der Universität Trier. Eugenius war ein Hofbeamter und Rethoriklehrer aus dem heutigen Slowenien, der nach dem Tod Kaiser Valentinians II. kurzzeitig zum Kaiser des Weströmischen Reiches ernannt wurde.
Damit war der oströmische, christliche Kaiser Theodosius I. aber gar nicht einverstanden. Es kam zum Bürgerkrieg, und bei einer Schlacht um 394 standen sich dann beide Heere gegenüber, sagt Schäfer: "Eugenius erleidet eine Niederlage und wird danach sofort hingerichtet."
Doch gerade das macht Münzen mit seinem Porträt so gefragt. Denn wer nur zwei Jahre regiert, hat auch nur zwei Jahre Zeit, Münzen prägen zu lassen. Was sie außerordentlich selten macht. Aus ganz Europa seien weniger als 50 Stück bekannt, wie Susanne Börner vom Heidelberger Zentrum für antike Numismatik (Münzforschung) sagt: "Gleich drei Neufunde sind deshalb extrem spannend für die Forschung."
Unter den Münzen sind auch Fälschungen
Doch spannend sind nicht nur die drei Eugenius-Münzen. Das Team um Stoffel ist bei dem Fund noch etwas anderes aufgefallen: Bei dem Schatz ist nicht alles Gold, was glänzt. Unter den Münzen sind Fälschungen. Wie die Archäologen das bemerkt haben? "Wenn etwas silbrig durch das Gold durchschimmert, wissen Sie, dass das keine pure Goldmünze ist", erklärt Stoffel.
Es ist nicht das erste Mal, dass Schäfer von Münzen mit Goldüberzug und einem Kern aus Kupfer oder Eisen hört. "Manchmal finden Sie auch Münzen mit so einer tiefen Kerbe - da hat dann ein Händler mit einem Hieb geprüft, ob die Münzen echt sind", sagt er. Klar ist also: Falschgeld war auch in der Antike ein Thema. "Wer die Münzen gefälscht hat, ob es der römische Staat war, der hier Gold einsparen wollte oder Privatleute, die ein gutes Geschäft machen wollten - das ist aber nicht immer klar ", sagt der Trierer Fachmann.
Schatz ist heute etwa 300.000 Euro wert
Doch fake oder nicht - der Luxemburger Goldschatz ist trotzdem ein Vermögen wert. Für eine einzige Münze zahlen Sammler bis zu 25.000 Euro. Den Gesamtfund hat ein Experte auf rund 300.000 Euro geschätzt. Deshalb lagern die Münzen mittlerweile an einem geheimen Ort in einem Tresor und nicht mehr im Archäologischen Institut im luxemburgischen Bartringen.
Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass antikes Geld Diebe anlockt - wie 2019, als Einbrecher versucht haben, den berühmten Trierer Goldschatz aus dem Rheinischen Landesmuseum zu stehlen. Archäologin Stoffel gehört zu den wenigen Menschen, die sich die Münzen noch anschauen dürfen. Und das wird sie in den nächsten Jahren häufiger tun. Denn Stoffel schätzt, dass sie und ihre Kollegen noch Jahre brauchen werden, bis sie alle Rätsel rund um den Goldschatz gelüftet haben.