Studie zu Ernährung Mit guten Fetten gegen Bauchfett
Fett gilt als Dickmacher. Doch wer viele Lebensmittel mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf den Speiseplan setzt, kann damit Bauchfett reduzieren - das zeigt eine neue Studie.
Fett ist für unsere Ernährung unverzichtbar. Allerdings hat es mit neun Kilokalorien pro Gramm einen mehr als doppelt so hohen Brennwert wie Eiweiß oder Kohlenhydrate. Das sorgt für seinen schlechten Ruf. Zudem gelten gesättigte Fettsäuren, wie sie etwa in Eiern, Käse, Butter, Wurst und Fleisch enthalten sind, als eher ungesund, weil sie den Spiegel des LDL-Cholesterins in die Höhe treiben.
Fett kann aber auch gesundheitsförderlich sein - wenn man die richtigen Fette zu sich nimmt. Besonders vorteilhaft sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie sie in Olivenöl, Raps- oder Leinöl stecken. Aber auch Nüsse, Avocado und fetter Fisch haben viele entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren, die sich positiv auf den Cholesterinspiegel, den Blutdruck und das Gehirn auswirken.
Welche weiteren überraschenden Effekte eine Ernährungsweise mit einem hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren haben kann, konnte eine Studie der Berliner Charité und des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam belegen. Die zentrale Erkenntnis der NutriAct-Studie: Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren reduziert das viszerale Fett im Bauchraum - also das Fett zwischen den Organen - und senkt dadurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Zwei Ernährungsweisen im Vergleich
Für die NutriAct-Ernährungsstudie luden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Berlin und Potsdam gut 500 Männer und Frauen im Alter zwischen 50 und 80 Jahren ein. Sie wurden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt.
Die eine Gruppe bekam mehr Eiweiß und weniger Kohlenhydrate als die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Vor allem aber war der Nahrungsanteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren deutlich erhöht - auf 15 bis 20 Prozent der täglichen Gesamtenergie. Bei der Kontrollgruppe machte der Anteil der mehrfach ungesättigten Fettsäuren nur 10 Prozent aus.
Mehr Fett essen, um Bauchfett zu verlieren?
Zwar sei eine fettreiche Ernährung an sich kein günstiges Ernährungsmuster, sagt Studienleiter Knut Mai. Aber in der Kombination mit mehr Eiweiß, mehr Ballaststoffen und weniger Kohlenhydraten führten die mehrfach ungesättigten Fettsäuren dazu, dass die Probanden nach zwölf Monaten signifikant an Bauchfett verloren hatten. Das ließ sich sogar in der Magnetresonanztomographie (MRT) nachweisen - nicht nur bei der Messung des Bauchumfangs. Bei der Kontrollgruppe dagegen, die sich nach den allgemeinen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gerichtet hatte, war eine solche Reduktion des Bauchfetts nicht zu sehen.
In beiden Gruppen hatte es nur eine leichte Gewichtsabnahme gegeben. Der Effekt, dass das viszerale Bauchfett abschmilzt, folgerten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sei also allein dem höheren Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren in der Ernährung zuzuschreiben.
Wie genau die mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf das viszerale Fett wirkten, sei noch nicht ganz klar, sagt der Endokrinologe Mai. Vermutlich spielten verschiedene Mechanismen zusammen: "Zum einen ist es so, dass bestimmte Enzyme, die die Fettverbrennung und den Fettaufbau steuern, beeinflusst werden. Und zum anderen ist es so, dass der Energiestoffwechsel in kleinen Mengen angeregt wird."
Risikofaktor viszerales Fett
Viszerales Fett legt sich um unsere inneren Organe und sammelt sich in ihnen an. Eigentlich dient dieses Fettgewebe in Hungerperioden als Energiereserve. Das Problem: Viszerales Bauchfett treibt nicht nur die gefäßschädigenden Blutfette in die Höhe, was das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt steigert. Es ist zudem stoffwechselaktiv, produziert Entzündungsbotenstoffe und Hormone. "Sämtliche Zivilisationskrankheiten basieren auf Entzündungen im Körper", sagt etwa die Ernährungsmedizinerin Constanze Lohse. Viszerales Fett fördere diese stillen, unsichtbaren Entzündungen. "Deshalb ist das Bauchfett so gefährlich."
Ernährungsempfehlungen - nicht nur für Ältere
Am besten lässt sich Fettgewebe durch eine Gewichtsabnahme verringern. "Aber wir alle wissen, wie schwierig es ist, Gewicht zu verlieren. Und vor allem, den einmal erreichten Gewichtsverlust zu erhalten", so Mai. Er und sein Team suchten deshalb nach einem Ansatz, der sich im Alltag besser durchhalten lässt. Nach drei Jahren zeigte sich: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der NutriAct-Studie hatten die neue Ernährungsweise beibehalten.
Gleichzeitig geben die Mediziner zu bedenken, dass eine Gewichtsabnahme bei älteren Menschen auch Nachteile haben könne. Studienärztin Nina Meyer hält die nicht in jedem Fall für empfehlenswert, "weil dabei oft auch Muskelmasse verloren geht. Was ungünstig ist für die Gesundheit." Denn wer im Alter deutlich Muskeln abbaut, der läuft schneller Gefahr, zu stürzen.
Die Empfehlung der Forschenden: Weniger rotes Fleisch und schnelle, einfache Kohlenhydrate essen. Dafür reichlich Gemüse, pflanzliches Eiweiß und Vollkornprodukte. Und gute, pflanzliche Öle mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Denn eine solche Ernährung kann helfen, das gefährliche Bauchfett auch ohne starke Gewichtsabnahme zu reduzieren.