Ernährung und Gesundheit Wie hohe Kalziumwerte der Gesundheit schaden
Kalzium ist gut für unsere Zähne und Knochen. Ein dauerhaft erhöhter Kalziumwert im Blut kann jedoch der Gesundheit schaden. Die Symptome sind vielfältig - und oft ein Zufallsbefund.
Kalzium bringen wir mit festen Knochen und gesunden Zähnen in Verbindung - und mit kalziumreichen Lebensmitteln wie Milch, Käse und Nüssen. Zum Beispiel in der Prävention und Behandlung der Knochenkrankheit Osteoporose wird zu einer kalziumreichen Ernährung geraten.
Doch gleichzeitig warnen nun Fachleute der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) vor zu hohen Kalziumwerten im Blut. Warum ist das problematisch? Und heißt das, wir können uns mit kalziumreichen Lebensmitteln schaden?
Darm und Niere regulieren die Kalziumaufnahme
Ein erhöhter Kalziumspiegel im Blut wird Hyperkalzämie genannt. Im Normalfall schafft es unser Körper durch die Regulation der Kalziumaufnahme im Darm, einen Überschuss zu vermeiden. Wenn wir Lebensmittel mit viel Kalzium essen, wird die Aufnahme im Darm reduziert und die Ausscheidung über die Nieren erhöht.
Aber ein dauerhaft, wenn auch nur gering erhöhter Kalziumspiegel kann der Gesundheit schaden. Er kann langfristig etwa zu Nierensteinen, Magen-Darm-Beschwerden und Gefäßerkrankungen führen - oder auch ein Symptom für verschiedene Erkrankungen sein. Deshalb ist der Kalziumwert ein natürliches Alarmsignal des Körpers.
Vor allem Milchprodukte sowie einige Nüsse und Gemüsesorten enthalten viel Kalzium.
Kalziumspiegel abklären lassen
"Wenn der Kalziumspiegel im Blut ansteigt, ist es immer ein Hinweis darauf, dass Krankheitsbilder oder andere Ursachen dahinterstecken", erklärt Stephan Scharla, Endokrinologe aus Bad Reichenhall und Sprecher der Sektion Knochen- und Mineralstoffwechsel der DGE. Deshalb raten die Fachleute der DGE, die Kalziumwerte im Blut regelmäßig überprüfen zu lassen.
Denn, so stellten die Experten fest: Etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung hat leicht erhöhte Werte. Bei Frauen nach den Wechseljahren sind es sogar rund drei Prozent. Oft handelt es sich um Zufallsbefunde.
Zu Beginn einer sogenannten Hyperkalzämie haben Betroffene meist nur unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Schlafstörungen oder auch verminderte Leistungsfähigkeit. "Wenn Herzrhythmusstörungen auftreten, ist die Kalzium-Stoffwechselstörungen schon weit fortgeschritten", sagt Internist Scharla.
Ursachen gut behandelbar
Die häufigste Ursache für einen erhöhten Kalzium-Blutspiegel ist eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen. Eines oder mehrere der vier kleinen, neben den Schilddrüsen angesiedelten Organe schütten ein Hormon - das Parathormon - aus. Dieses reguliert den Kalziumhaushalt. Liegt eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen vor, funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr richtig.
Der Grund hierfür ist in den meisten Fällen ein gutartiger Tumor, ein Nebenschilddrüsenadenom. Etwa die Hälfte der Betroffenen leidet daran. Bei der Behandlung ist eine kleine und unkomplizierte Operation, bei der die entgleiste Nebenschilddrüse entfernt wird, die Therapie der Wahl, so Scharla.
Sollten sich die Patienten zunächst gegen den operativen Eingriff entscheiden, müssen sie engmaschig weiterbetreut werden, betont der Endokrinologe. Denn etwa 30 Prozent entwickeln im späteren Verlauf doch noch typische Folgekrankheiten wie Osteoporose.
Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln
Nicht immer liegt ein Tumor den erhöhten Werten zugrunde. Auch Präparate, die die Gesundheit vermeintlich fördern, können den Kalziumspiegel über die Normwerte hinaus erhöhen. Ein Beispiel: entwässernde Medikamente. Und - wichtig, aber oft übersehen: hochdosierte Kalziumpräparate. Die können sich nämlich, anders als Kalzium aus der Nahrung, im Körper in bedenklichen Mengen anreichern. Ebenso kann die Einnahme von zu hohen Mengen Vitamin D häufig zu einer Hyperkalzämie führen. Vitamin D sollte deshalb nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.
Bei Blutuntersuchungen - vor allem bei Routine-Untersuchungen bei Hausärzten - sollte der Kalziumwert künftig routinemäßig mitbestimmt und mehr beachtet werden, so die Experten der DGE. In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin haben die Fachleute daher Empfehlungen für Ärztinnen und Ärzte herausgegeben.