20 Jahre nach Film "Nemos" trauriger Ruhm
Ein animierter Clownfisch war vor 20 Jahren der Star im Animationsfilm "Findet Nemo". Doch der Art hat das nicht gut getan: Jedes Jahr werden mehr als eine Million Exemplare gefangen und landen in Aquarien.
Ein kleiner, orangefarbener Fisch mit drei weißen Streifen und großen Kulleraugen: Der Animationsfilm "Findet Nemo" hat den niedlichen Clownfisch weltberühmt gemacht. Vor 20 Jahren kam der Filmklassiker in den USA in die Kinos. Dem süßen Anemonenfisch hat der Hype wenig Gutes gebracht.
Er wurde seitdem massenhaft aus dem Meer gefischt und ist bis heute einer der weltweit beliebtesten Aquarienfische, sagt Biologin Karen Burke Da Silva. "Die Anzahl der Clownfische, die aus den Meeren gefischt werden, hat mit dem Film massiv zugenommen. Was ein bisschen ironisch ist, da die Botschaft des Films war: Entferne keine Clownfische aus der freien Natur."
Symbiose mit Anemonen
Die Biologin forscht an der Flinders University in Adelaide im Süden Australiens. Sie hat das Projekt "Saving Nemo" mitgegründet. Jedes Jahr würden weltweit mehr als eine Million Clownfische gefangen und landeten in Aquarien - vor allem in den USA, Europa oder Japan. Statt Clownfisch würden die meisten Menschen ihn einfach Nemo nennen, wie im Film. Das zeigen Umfragen der Universität. Dabei gebe es insgesamt 28 Arten von Clownfischen beziehungsweise Anemonenfischen, wie sie auch genannt werden.
Denn im Ozean lebt der Clownfisch in einer engen Symbiose mit einer Seeanemone, versteckt sich in ihren langen Tentakeln. "Manche Menschen denken, eine Anemone wäre eine Pflanze. Aber das ist sie nicht. Sie ist auch ein Tier", erklärt Burke Da Silva. Die beiden Tiere schützen sich gegenseitig vor Fressfeinden. Eine Win-Win-Situation, erklärt die Forscherin.
Der Erfolg im Film wurde ihnen zum Verhängnis: Jahr für Jahr werden Millionen Clownfische gefangen - und überleben meist nur kurz in Aquarien.
Klimawandel bedroht Anemonen
Die Tentakeln der Anemone sind für andere Fische giftig. Nur für den Clownfisch nicht. Warum, daran forscht Doktorandin Cassie Hoepner. "Ich habe noch nicht die finale Antwort. Aber meine Forschung zeigt, wenn der Fisch mit der Anemone zusammengeht, dann verändert die Anemone die Zusammensetzung ihres Giftes, so dass der Clownfisch hineinschwimmen kann." Rund zehn Anemonen-Arten hätten nach ihren ersten Erkenntnissen diese Fähigkeit.
Doch dieser tierische Schutzraum ist durch steigende Meerestemperaturen bedroht. Anemonen können wie Korallen bleichen. Sie verlieren ihre braune oder gelbe Farbe und werden weiß. Sterbe das Riff, sterbe die Anemone und mit ihr die Clownfische, da sie ihren Lebensraum verlieren. Auch wenn die Forschung zeige, dass Clownfische von den steigenden Meerestemperaturen weniger stark betroffen seien als die Riffe selbst.
Züchten statt jagen
Die größte Bedrohung für die Clownfische ist die massive Jagd. In besonders betroffenen Gebieten seien bis zu 75 Prozent der Population verschwunden. Im Labor der Flinders Universität züchten sie die Tiere daher in großen Aquarien. Sie wollen auf diese Weise das Fischen der Tiere aus freier Wildbahn reduzieren.
Burke Da Silva steht zwischen mehreren Becken. Hinter dem Glas schwimmen Dutzende Clownfische, die aussehen wie der der kleine Fisch Nemo. "Tatsächlich sind sie so einfach zu züchten, dass es keinen Grund gibt, sie in der Natur zu fangen. Aber es passiert immer noch und zwar nur deshalb, weil die aus der Natur günstiger sind. Das ist der einzige Grund."
Bis zu 50 Dollar pro Tier
In Südostasien werden besonders viele Clownfische gejagt, etwa auf den Philippinen und in Indonesien. Die lokalen Fischer bekämen pro Tier weniger als einen Dollar. Im Ausland würden sie dann für bis zu 50 Dollar verkauft. Die Biologin hofft, dass Länder den Import von Clownfischen in Zukunft verbieten.
Dann müssten die Tiere vor Ort in Aquarien gezüchtet werden, statt die Tiere aus ihrer natürlichen Umgebung aus den Meeren zu fischen. "Es gibt gute Daten, die zeigen, dass ein wilder Clownfisch in einem Aquarium meist weniger als ein Jahr überlebt." Dabei könnten sie in freier Wildbahn viele Jahre durchs Meer schwimmen.
Auswilderung schwierig
In Thailand gibt es Versuche, gezüchtete Clownfische auszuwildern. Das sei möglich, jedoch mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Die Fische müssten eine freie Anemone als neues Zuhause finden, erklärt Doktorandin Hoepner. "Clownfische lassen Neuankömmlinge nicht einfach mit in ihrer Anemone leben. Die freigelassenen Fische müssen also eine unbesetzte Anemone finden." Die seien aber selten.
Im Film zumindest gibt es ein Happy End. Der kleine Fisch Nemo wird von seinem Vater und Freunden aus seinem Aquarium in einer Zahnarztpraxis befreit. Am Ende ist er wieder dort, wo er hingehört: im offenen Meer im australischen Great Barrier Reef.