Hintergrund

UN-Klimabericht (Teil 1) Vorhersagen über das künftige Klima

Stand: 18.11.2009 14:58 Uhr

Die Durchschnittstemperaturen steigen um bis zu 6,2 Grad und der Meeresspiegel um bis zu 60 Zentimeter - die Prognosen des ersten Teils des vierten Weltklimaberichts sind aufrüttelnd. Und die Verantwortung des Menschen für die Erderwärmung ist nicht mehr zu leugnen - vor allem die CO2-Emissionen sind die Ursache.

Mit einem alarmierenden Bericht über die Erderwärmung hat der Weltklimarat Anfang Februar 2007 die Politik aufgerüttelt. Die UN-Forscher prognostizieren einen Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 59 Zentimeter sowie um 6,4 Grad höhere Temperaturen bis 2100. Selbst bei einem sofortigen Stopp der CO2-Emissionen würde sich die Atmosphäre Jahrhunderte weiter aufheizen, heißt es in der Studie.

Elf der vergangenen zwölf Jahre seien unter den zwölf wärmsten seit dem Beginn der Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts, heißt es weiter. Zwischen 1850 - dem Beginn der Aufzeichnungen - und dem Jahr 2005 sei die Temperatur bereits um 0,76 Grad gestiegen. Für die Zukunft erwarten die Forscher weiter steigende Werte; in den nächsten zwei Jahrzehnten um 0,4 Grad. Der von 2500 Forschern in sechs Jahren ausgearbeiteten Studie liegen rund 400 Klimasimulationen und hunderte weitere Untersuchungen zu Grunde.

Im Jahr 2100 mehr als sechs Grad höhere Temperaturen?

Der Report des zwischenstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel (Intergovernmental Panel on Climate Change; IPCC) präsentiert sechs unterschiedliche Szenarien für die Erderwärmung bis zum Jahr 2100. Gemäß den Berechnungen heizt sich die Atmosphäre deswegen im günstigsten Fall um 1,1 bis 2,9 Grad auf, im schlimmsten um bis zu 6,4 Grad. In der Folge des Klimawandels wird der Meeresspiegel um 18 bis 59 Zentimeter steigen, prognostizieren die Forscher. Weitere 10 bis 20 Zentimeter seien möglich, wenn das schnelle Abschmelzen des arktischen Eisschildes fortschreite.

An der Verantwortung des Menschen für die eindeutige Klimaveränderung gebe es nun keinen Zweifel mehr, sagte Co-Autorin Susan Solomon. Laut der Expertise sind die Temperaturen in den letzten 50 Jahren doppelt so schnell gestiegen wie in den 50 Jahren zuvor. Der Kohlendioxid-Gehalt der Luft hat durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe seit 1750 um 35 Prozent zugenommen.

Dürre im Sommer - besonders in Ostdeutschland

Doch selbst bei einem sofortigen Emissionsstopp würden die Temperaturen im kommenden Jahrhundert um 0,6 Grad weitersteigen. Der Meeresspiegel würde gar noch mehrere Jahrhunderte steigen. Die Forscher machen den Treibhauseffekt bereits jetzt dafür verantwortlich, dass es mehr heiße Tage und weniger kalte Nächte gibt und dass sich Hitzewellen, Überflutungen und Dürren häufen.

Die Folgen der vom Menschen verursachten Erderwärmung seien in Deutschland eindeutig nachweisbar, sagte einer der Hauptautoren des Berichts, der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf. "In Deutschland beobachten wir einen Trend hin zu größerer Trockenheit im Sommer, insbesondere im östlichen Teil." Folgen zeigten sich zudem an Nord- und Ostseeküste. Dort werde im Vergleich zum globalen Mittelwert künftig sogar ein überdurchschnittlicher Anstieg des Meeresspiegels erwartet. "Aus geologischer Sicht ist es völlig unproblematisch, wenn der Meeresspiegel um einen Meter steigt", sagte Rahmstorf. "Das ist nur sehr schlecht für uns Menschen, weil wir die Städte dort gebaut haben, wo bislang die Küstenlinien gewesen sind."