Waldbrände in Kalifornien Wie Künstliche Intelligenz der Feuerwehr hilft
Kaliforniens Feuerwehr möchte Waldbrände löschen, bevor sie zu groß werden. Dafür testet sie ein System, das mit Künstlicher Intelligenz arbeitet - ein Modell für andere Regionen?
Um ein Feuer zu bekämpfen, muss man erst einmal wissen, dass es brennt. In Kalifornien kann das zur Herausforderung werden. Denn der US-Bundesstaat ist etwas größer als Deutschland und hat halb so viele Einwohner.
Bislang waren die Feuerwehren darauf angewiesen, dass ein Brand beispielsweise per Telefon gemeldet wurde. In abgelegenen Gegenden gibt es Aussichtstürme mit Wachpersonal, um die Feuer zu sichten.
Kameras statt Feuertürmen
Aber: "Die Feuertürme, die es häufig gab, so ähnlich wie Leuchttürme in Deutschland, gibt es weniger und weniger", erzählt Falko Küster von der Universität von Kalifornien, San Diego. Der gebürtige Berliner ist Big Data Spezialist und beteiligt an einem Projekt von "ALERTCalifornia", das mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Brände schneller erfassen soll. Statt wachsamer Augen helfen dabei nun Hunderte Kameras.
"Wir haben im Moment über 1.030 Kameras in Kalifornien, die aufzeichnen. Dabei sind die Kameras so ausgelegt, dass sie mit 360-Grad-Blickwinkel quasi kontinuierlich aufzeichnen können - mit bis zu 1.000 Bildern pro Sekunde", erläutert Küster. "Wenn man das noch ein Stück höher rechnet: Jedes der Bilder hat zwei Millionen Pixel darin, das sind also Milliarden an Datenpunkten. Und da kommt dann die Künstliche Intelligenz mit rein - wir haben Algorithmen trainiert, auf entsprechende Signale zu gucken."
Schnelle und smarte KI
Die KI kann Rauch schneller und besser erkennen. Hat sie Rauch entdeckt, wird die Feuerwehr alarmiert.
Bei Feuer zähle jede Minute, sagt Brandinspektor Zachary Wells vom Kern County Fire Department dem Nachrichtennetzwerk NPR: "Je mehr Zeit wir den Feuerwehrleuten geben, desto größer ist unsere Chance, diese Vorfälle einzudämmen, bevor sie zu großen, komplexen Bränden werden, für deren Eindämmung Hunderte, wenn nicht Tausende von Feuerwehrleuten erforderlich sind."
Die KI lerne bei jedem Einsatz dazu. Wenn ein Feuer entdeckt wurde, bekommt das System das zurückgespiegelt und wird immer besser.
"Feuer, von denen niemand je hört”
Zu den Kameras kommen außerdem Sensoren - zum Beispiel Wärmebildkameras. Und das System kann nicht nur Brände besser erkennen, sondern auch versuchen, vorauszusagen, wo sich ein Feuer hinbewegen wird.
Küster erklärt: "Wenn man vorher rechnen kann, wie schnell sich ein Feuer ausbreitet, kann man sich vorbereiten. Die Feuerwehrleute sagen: 'Erzähl mir nicht, wo das Feuer ist, das kann ich sehen. Beschreib' mir, wo es in einer Stunde sein wird.' Denn dann kann ich meine Leute hinschicken, eine Bresche schlagen und, wo nötig, die Leute evakuieren."
Dutzende Brände seien dadurch bereits im Frühstadium eingedämmt worden. "Die größte Erfolgsgeschichte, von der wir erzählen können, das sind die Feuer, von denen niemand je hört", sagt Küster stolz.
Ein Modell für andere Regionen?
Die Waldbrände in Kalifornien seien in den vergangenen Jahren durch den Klimawandel heftiger geworden, sagen Klimaforscher. Der Bundesstaat gibt viele Millionen Dollar für die Brandbekämpfung aus und versucht, sich mit modernsten Mitteln zu schützen.
Das KI-Projekt zur Brandbekämpfung sei weltweit einmalig, heißt es - aber nicht exklusiv. Die Daten sind Open Source, also für alle einsehbar: "Das Ziel ist, ein Rahmenmodell zu schaffen, das woanders kopiert werden kann", so Küster.
Denn, das zeigt dieser Sommer mit heftigen Waldbränden auch in Griechenland, Kanada oder auf Hawaii: Das Thema ist allgegenwärtig.