Aufräumarbeiten nach Bränden in Pacific Palisades, Los Angeles.

US-Bundesstaat Kalifornien Der mühsame Wiederaufbau nach der Brandkatastrophe

Stand: 11.03.2025 16:26 Uhr

Ganze Stadtviertel haben die Waldbrände im Januar in Kalifornien vernichtet. Bei den Aufräumarbeiten zeigt sich: Die Beseitigung gefährlicher Trümmer dauert. Und die Debatte, welche Schlüsse gezogen werden, ist noch lange nicht beendet.

Bei der Verleihung der Oscars bekamen zuletzt Feuerwehrleute stehende Ovationen. Der Großraum Los Angeles verarbeitet noch immer die Folgen der verheerenden Feuer vom Jahresanfang.

Tausende Menschen haben ihr Zuhause verloren, die Aufräumarbeiten sorgen für Diskussionen, auch die Frage, wie der Wiederaufbau aussehen soll. Und ob Donald Trump Kalifornien mit Bundeshilfen unter Druck setzen könnte, um Zugeständnisse in anderen Frage zu erzwingen. 

Moderator Conan O'Brian verbeugt sich bei der Oscar-Verleihung vor Feuerwehrleuten.

Eine Verbeugung, auch aus eigener Betroffenheit: Bei der Oscar-Verleihung im Februar ehrt Moderator O'Brian kalifornische Feuerwehrleute.

Tückische Winde und Panik

Rückblende: Am Nachmittag des 7. Januar ist das am Vormittag ausgebrochene Feuer in den Pacific Palisades noch eine kurze Meldung in den Nachrichten. Doch dann drehen die Santa-Ana-Winde auf - Staus sind die Folge, panische Menschen lassen ihre Autos stehen. Auf manchen Straßen ist kein Durchkommen mehr für die Feuerwehr, die sich schließlich mit Bulldozern Platz schafft. 

Am Abend sind 30.000 Menschen evakuiert. In Altadena bricht ein zweites Feuer aus. Windböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 150 Kilometern pro Stunde schleudern loderndes Material meilenweit. Löschflugzeuge können nicht starten. Über Nacht werden tausende Häuser zerstört. 

Immer mehr Menschen erhalten Warnmeldungen. Insgesamt müssen im Verlauf der Brände rund 200.000 Menschen fliehen.

Feuerwehrleute kämpfen mit Erschöpfung, an manchen Hydranten fehlt Wasser. Als die Löschflugzeuge wieder starten können, sind ganze Viertel abgebrannt. Unterstützung aus Nordkalifornien, Nevada und Colorado trifft ein. 

Durch Waldbrände zerstörte Straßenzüge in Pacific Palisades (US-Bundesstaat Kalifornien).

In diesen Straßen von Pacific Palisades ist nichts mehr übrig geblieben - die Feuersbrunst im Januar hat alles niedergebrannt.

Hilfszusagen und Kürzungen

Bis die Brände gelöscht sind, dauert es drei Wochen. Die größten Zerstörungen geschehen in den ersten drei Tagen. In den Trümmern stehen oft nur noch Kamine.

Bürgermeisterin Karen Bass verspricht: Bürokratische Hürden für den Wiederaufbau werden abgebaut. Präsident Joe Biden aktiviert die FEMA, die Koordinationsstelle für Katastrophenhilfe des Bundes. Sie soll für die Öffentliche Hand die Kosten der Trümmerbeseitigung übernehmen und für Betroffene Finanzhilfe leisten.

Kurz nach seinem Amtsantritt kommt Trump ins Katastrophengebiet. Gouverneur Gavin Newsom bittet um Hilfen vom Bund. Trump, der den Gouverneur und die Bürgermeisterin zuvor scharf angegriffen hat, auch mit unwahren Beschuldigungen, sichert grundsätzlich Hilfe zu. Allerdings hat seine Administration inzwischen auch Kürzungen bei der FEMA angekündigt.

Misstrauen gegen staatlichen Angeboten

Phase eins der Aufräumarbeiten ist seit zwei Wochen abgeschlossen - theoretisch. Fachleute der Umweltbehörde EPA holten gefährliche Stoffe aus den Trümmern, beispielsweise Batterien oder Elektroschrott. Doch manche Ruinen sind so instabil, dass dort das eigentlich für die Phase zwei der Aufräumarbeiten vorgesehene Pionierkorps der Armee erstmal Sicherungsarbeiten durchführen muss.

Die Pioniere sollen in der eigentlichen Phase zwei, wenn gefährliches Material von den Grundstücken entfernt ist, die Trümmer beseitigen. Rund ein Jahr könnte das dauern, wenn die Betroffenen großflächig zustimmen, was die Arbeiten unkomplizierter machen würde. Doch manche misstrauen dem staatlichen Angebot, wollen Privatfirmen beauftragen.

Tausende leben noch immer bei Freunden, Familie, in Hotels oder angemieteten Ersatzunterkünften. Im Promi-Viertel Pacific Palisades waren viele versichert, manche haben ein gut gefülltes Bankkonto in der Hinterhand. Anders verhält es sich im Mittelschicht-geprägten Altadena. Hier kamen viele schon vor der Katastrophe nur knapp über die Runden, haben jetzt alles verloren und sind auf Spenden angewiesen.

Was aus der Katastrophe lernen?

Der Wiederaufbau soll schnell und unkompliziert erfolgen, versprechen Bürgermeisterin und Gouverneur, verlangt Trump. Doch Fachleute wie der Umweltanalytiker Char Miller vom Pomona College warnen: Wenn man nicht die richtigen Schlüsse ziehe, werden neue Feuer alles wieder zerstören. Selbst brandresistentere Materialien bieten in Hochrisikogebieten wenig Schutz.

Sein Vorschlag: Der Staat soll Flächen aufkaufen und als Pufferzonen gestalten, die der Feuerwehr Luft verschaffen, wenn es das nächste Mal brennt.

Durch Waldbrände zerstörtes Haus Straßenzüge in Malibu (US-Bundesstaat Kalifornien).

Eine Treppe, die ins Nichts führt - auch am Strand von Malibu ist von vielen Häusern kaum etwas übrig geblieben.

Eine Entlassung und bleibende Zweifel

Umstritten bleibt die Schuldfrage: Was hat die Feuer ausgelöst? Im Verdacht stehen Überlandstromkabel - sie haben schon in der Vergangenheit große Waldbrände ausgelöst. Diskutiert wird aber auch noch immer, ob die Feuerwehr gut genug vorbereitet war.

Bürgermeisterin Bass hat mittlerweile die Feuerwehrchefin entlassen. Der Vorwurf an sie lautet, sie habe nicht genug Personal und Löschfahrzeuge vorgehalten und strategisch postiert. Doch viele Experten sagen: Der außergewöhnlich extreme Wind hätte die Feuerwehren auf jeden Fall vor kaum lösbare Aufgaben gestellt.

Eher ein Randaspekt ist derzeit die Frage, wie sehr die Klimakrise dazu beiträgt, dass besonders gefährliche Risikofaktoren häufiger gemeinsam auftreten - lange Dürre, große Hitze und besonders extreme Santa-Ana-Windereignisse.