
Verleihung in Los Angeles "Anora" räumt überraschend bei den Oscars ab
Dämpfer für "Konklave" - bei der Oscar-Verleihung wurde die unabhängige Produktion "Anora" als bester Film und in anderen Kategorien ausgezeichnet. Politische Äußerungen gab es nur am Rande.
Anora, eine Sexarbeiterin aus New York, heiratet spontan einen russischen Oligarchensohn - aber dessen Eltern sind damit alles andere als einverstanden. Der Gewinner bei den diesjährigen Oscars ist ein Independentfilm für sechs Millionen Dollar. Produzent Alex Coco machte aus seiner Dankesrede ein Plädoyer für unabhängige Filme - man brauche mehr davon.
Filmemacher Sean Baker gewinnt die Preise für den besten Regisseur, das Drehbuch, den Schnitt, und ist auch noch Mitproduzent. Damit hat er insgesamt vier Oscars an einem einzigen Abend gewonnen. Das ist ein Rekord, den bisher nur Walt Disney geschafft hatte - und das nicht mit einem einzigen Film.
Baker nahm das zum Anlass, sich vehement für die Zukunft des Kinos einzusetzen: "Wenn man einen Film im Kino ansieht, kann man zusammen lachen und weinen. In einer Zeit, in der die Welt sich sehr gespalten anfühlt, ist das wichtiger denn je, so eine gemeinsame Erfahrung bekommt man zuhause nicht." Mikey Madison als beste Hauptdarstellerin machte die Bilanz für "Anora" komplett.
"Hass nicht hinnehmen"
An einem Abend mit insgesamt wenigen Überraschungen bekam Adrien Brody den Preis als bester Hauptdarsteller. Er spielt in dem Epos "Der Brutalist" einen jüdischen Architekten, der nach dem Krieg nach Amerika auswandert und dort ganz von vorne anfangen muss.
In seiner Dankesrede wendet er sich gegen jede Diskriminierung: "Ich bete für eine gesündere, fröhlichere, inklusivere Welt. Und wenn wir etwas aus der Vergangenheit lernen können, dann das: Hass nicht hinzunehmen." Insgesamt gewann "Der Brutalist" drei Oscars.
Zwei Oscars für "Emilia Pérez"
Zwei Preise gab es für den Film "Emilia Pérez", der mit den meisten Nominierungen - 13 an der Zahl - ins Rennen gegangen war.
In den vergangenen Monaten hatten allerdings umstrittene alte Tweets der Hauptdarstellerin Karla Sofia Gascon für Empörung gesorgt. Netflix hatte die als erste Transfrau für einen Hauptrollen-Oscar nominierte Darstellerin schließlich aus der Werbung genommen, bei Veranstaltungen vor den Oscars trat Gascon nicht mehr auf.
Schlussendlich gewannen Nebendarstellerin Zoe Saldana und der Filmsong "El Mal" die beiden Oscars für "Emilia Pérez".
Eine Auszeichnung geht nach Deutschland
Als bester Nebendarsteller war Kieran Culkin für "A Real Pain" erfolgreich. Der deutsche Special Effects-Fachmann Gerd Nefzer konnte zusammen mit Kollegen für die Arbeit an "Dune 2" seinen insgesamt dritten Oskar mit nach Hause nehmen und bedankte sich begeistert bei seiner Familie.
Der Film "Konklave" des in Deutschland geborenen Regisseurs Edward Berger war mehrfach nominiert - den einzigen Oscar für den Film bekam Drehbuchautor Peter Straughan.
Moderationsdebut für Conan O'Brien
Zum ersten Mal moderierte der US-Komiker Conan O'Brien die Oscar-Gala - und begann die Show sehr effektvoll, indem er sich in einen Ausschnitt des Oscarkandidaten "The Substance" hinein montieren ließ und aus dem Körper von Demi Moore hervor kroch wie im Film ihr jüngeres Ich - auch wenn ihm das dann Angesicht zu Angesicht mit der nominierten Schauspielerin ein bisschen unangenehm vorkam.
Für die politischen Momente der Show waren meist andere verantwortlich. So betrat etwa Schauspielerin Daryl Hannah die Bühne mit den Worten Slava Ukraine, bevor sie den Preis für den besten Schnitt an Sean Baker überreichte.
Und die Filmemacher des besten Dokumentarfilms, "No Other Land", nutzten die Gelegenheit, auf die Situation der Palästinenser hinzuweisen und dabei auch die Außenpolitik der USA zu kritisieren.