Staatsanwältin Willis in Georgia Trump-Anklägerin unter Druck
In Georgia läuft ein Verfahren gegen Ex-US-Präsident Trump wegen möglicher Wahlmanipulation. Doch jetzt gerät die zuständige Staatsanwältin selbst unter Beschuss. Grund ist eine mögliche Affäre.
Im vergangenen August wurde Fani Willis US-weit bekannt: Damals erhob die Staatsanwältin aus Atlanta Anklage gegen den früheren Präsidenten Donald Trump und 18 mutmaßliche Komplizen. Wegen Bildung einer kriminellen Verschwörung, um das Ergebnis bei der Präsidentschaftswahl in Georgia zu fälschen.
Einstellung des Verfahrens beantragt
Jetzt aber ist die Staatsanwältin selbst ins Visier mehrerer Untersuchungen gerückt. Trump und einer seiner Mitangeklagten haben deshalb beim zuständigen Richter sogar die Einstellung des Verfahrens beantragt.
Der Vorwurf: Willis hat einen Sonderstaatsanwalt angeheuert, mit dem sie angeblich eine Affäre hatte. Der noch verheiratete Jurist Nathan Wade verdiente am laufenden Verfahren gegen Trump schon mehr als 650.000 US-Dollar. Und er bezahlte zwei Flüge mit Willis nach Miami und San Francisco. Das belegen Dokumente aus seinem laufenden Scheidungsverfahren.
Verdacht auf Interessenkonflikt und Bereicherung
"Das sind schon sehr ernste Vorwürfe", sagt Greg Dolezal, republikanischer Senator aus Georgia, im Lokalfernsehen. Es gehe um die Frage, ob sich jemand durch eine Anklage gegen Trump bereichern wolle und ob es nicht wenigstens einen erheblichen Interessenskonflikt gebe. Das will der Republikaner jetzt im Landesparlament von Georgia untersuchen lassen.
Aufgebracht wurden die Vorwürfe über den Anwalt eines Trump-Mitangeklagten. Die schwarze Demokratin Willis ist Lieblingshassobjekt des Ex-Präsidenten und seiner Anhänger. Bei einem Wahlkampfauftritt kürzlich sprach Trump ihren Namen Fani absichtlich falsch aus: "Fanny" bedeutet umgangssprachlich Hintern.
"Sie hat ihrem Freund, der keinerlei Erfahrung als Anwalt hatte, fast eine Million Dollar bezahlt", behauptete Trump. "Und dann beschlossen sie, auf wunderschöne norwegische Kreuzfahrten zu gehen. Er war sehr freigiebig mit unserem Geld. Diese Leute sind korrupt!"
Willis äußert Rassismusvorwurf
Willis selbst hat sich noch nicht direkt zu den Vorwürfen geäußert. Bei einem Gottesdienst in Atlanta Mitte Januar schilderte die 53-Jährige Morddrohungen und Beschimpfungen gegen sich. Sie höre das "N-Wort" häufiger als ihren Vornamen.
Und Willis unterstellte, dass Rassismus hinter den Anschuldigungen gegen sie stecke. Schließlich habe sie drei Sonderstaatsanwälte eingestellt, die alle gleich viel verdienten: Eine weiße Frau, einen weißen und einen schwarzen Mann. Aber nur der werde untersucht, so Willis: "Sie werden behaupten, dass ich die Rassismuskarte ziehe. Dabei ziehen sie die Rassismuskarte. Weil sie nur den einen untersuchen."
Aber selbst Unterstützer von Willis im Verfahren gegen Trump plädieren mittlerweile dafür, dass sich die Staatsanwältin aus dem Fall zurückziehen sollte. Das wäre "das Beste für den Fall und die Öffentlichkeit", sagte der Jurist und Ethikprofessor Clark Cunningham von der Georgia State University beispielsweise im Sender CNN: "Und sie sollten das schnell tun!" Sonst drohten endlose Verzögerungen und möglicherweise sogar die Einstellung des Verfahrens gegen Trump.
Prozess soll im August beginnen
Für den Ex-Präsidenten wären das sehr gute Nachrichten: Der Prozess in Georgia, der im August beginnen soll, ist der einzige, in dem er sich im Falle einer Wiederwahl nicht sofort selbst begnadigen oder die Ermittlungen einstellen lassen kann.