Donald Trump

Aus für Diversitätsprogramme Trump sagt "Wokeness" den Kampf an

Stand: 28.01.2025 05:12 Uhr

US-Präsident Trump streicht wie angekündigt flächendeckend Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion. Viele haben nun Angst, dass Diskriminierung in den USA wieder gesellschaftsfähig wird.

Schon im Wahlkampf wetterte Donald Trump immer wieder gegen einen angeblichen Transgender-Wahn. Er werde ihn am ersten Tag seiner Präsidentschaft beenden, versprach er. Auf dem Wirtschaftsgipfel in Davos erklärte Trump in der vergangenen Woche per Video zugeschaltet der Welt: Seine Regierung ergreife Maßnahmen, um allen diskriminierenden Unsinn in Bezug auf Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration abzuschaffen. Amerika werde wieder ein leistungsorientiertes Land.

Trump hat die Bundesbehörden angewiesen, alle Büros für Diversität und Inklusion innerhalb von 60 Tagen zu schließen, soweit dies gesetzlich zulässig ist. Was das genau bedeutet, ist noch unklar. Mitarbeiter wurden in bezahlten Urlaub geschickt, Internetseiten zu Diversitäts- und Gleichberechtigungsprogrammen abgeschaltet. Die US-Regierung erkennt auch nur noch zwei Geschlechter an - männlich und weiblich.

Gleichberechtigungsprogramme im Pentagon vor dem Aus

Im Militär sollen keine Transgender-Menschen mehr dienen dürfen. Das dürfte, wie andere Maßnahmen auch, zu einer ganzen Reihe von Klagen führen. Verteidigungsminister Pete Hegseth, der im Kampf gegen ein angeblich zu "wokes" Militär voll auf Trumps Linie liegt, erklärte an seinem ersten Tag im Verteidigungsministerium, er unterstütze es voll und ganz, DEI-Programme aus dem Pentagon zu entfernen.

DEI steht für diversity, equity, inclusion - Vielfalt, Teilhabe und Inklusion. Die Idee dahinter: Allen die gleichen Chancen bieten, unabhängig von Alter, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Geschlecht, körperlichen Einschränkungen oder sexueller Orientierung. In DEI-Schulungen wird Mitarbeitern beigebracht, wie sie kulturelle Unterschiede am Arbeitsplatz verstehen und überbrücken können.

Viele Richtlinien zu Gleichberechtigung haben ihren Ursprung in der Bürgerrechtsbewegung und bestehen seit den 1960er-Jahren. Auch Joe Biden erließ während seiner Amtszeit Dutzende Verfügungen zur Förderung von Diversität.

Aus für DEI-Programme im Pentagon
Wie von Verteidigungsminister Pete Hegseth angekündigt, hat US-Präsident Donald Trump Dekrete zur Umgestaltung der Streitkräfte unterzeichnet. Die Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) in der Armee werden abgeschafft, teilte das US-Präsidialamt mit. Zudem ordnete Trump die Wiedereinstellung von Militärangehörigen an, die aufgrund von Impfvorschriften entlassen wurden. Ein weiteres Dekret soll "Gender-Radikalismus" in der Armee beseitigen.

Konservative beklagten Diskriminierung - von weißen Männern

Aber Trump trifft mit seinem "Anti-woke-Kurs" einen Nerv im konservativen Amerika. Auch bei Kendall Embry in Kentucky. Er habe Trump auch deshalb gewählt, weil der für seine moralischen Werte stehe. Er glaube an das, was in der Bibel stehe, so Embry. Das ganze "woke" Zeugs sei lächerlich und entspreche einfach nicht dem gesunden Menschenverstand.

Erzkonservative Republikaner haben immer wieder angeprangert, dass Diversitäts- und Gleichberechtigungsprogramme diskriminierend seien - und zwar vor allem gegenüber weißen Männern. Die meisten Institutionen hätten jahrzehntelang systematisch Minderheiten - insbesondere Afroamerikaner - bevorzugt, erklärte Chris Rufo vom konservativen Thinktank Manhattan Institute for Policy Research auf Fox News. Das hätten die USA jetzt hinter sich gelassen, es sei jetzt ein neues Amerika.

Arbeitnehmer sind gespalten

Timothy Welbeck, Direktor der Anti-Rassismus-Abteilung der Temple University in Pennsylvania, widerspricht. Im Rundfunk NPR erklärte er, es sei keine Leistungsgesellschaft, Menschen Chancen zu verwehren - egal ob sie qualifiziert seien oder nicht. "Die Diskussion über Leistung ist oft der Versuch, Möglichkeiten für diejenigen rückgängig zu machen, denen Chancen schon in der Vergangenheit verwehrt wurden", so Welbeck. Er sagt voraus, dass Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten in den USA wieder zunehmen würden, weil es die entsprechenden Schutzmechanismen nicht mehr gibt.

Zahlreiche US-Konzerne haben ihre Maßnahmen für Diversität bereits zurückgefahren, darunter McDonald's, Meta, Disney oder auch Walmart, der größte Arbeitgeber in den USA. Die Arbeitnehmer sind gespalten. In einer Umfrage des Pew Research Center im Oktober vergangenen Jahres sagten 52 Prozent, sie hielten Diversitätsprogramme für eine überwiegend gute Sache. Im Februar 2023 waren es noch 56 Prozent gewesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Kultur am 27. Januar 2025 um 08:15 Uhr.