
Grönlands Regierungschef zu Trump "Uns steht es zu, mit Respekt behandelt zu werden"
US-Präsident Trump lässt nicht von Grönland ab: Kurz vor der dortigen Parlamentswahl hat er seine Übernahmepläne bekräftigt. Grönlands Regierungschef hält dagegen: Trump sei unberechenbar und respektlos.
US-Präsident Donald Trump hat einen Tag vor der Parlamentswahl in Grönland erneut seine Übernahmepläne für das Land bekräftigt. Er will die Bevölkerung nun mit vermeintlichem Reichtum ins US-Territorium locken - zum Ärger von Grönlands Regierungschef Mute Egede.
"Wir sind bereit, Milliarden von Dollar zu investieren, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und euch reich zu machen", schrieb Trump in einem Beitrag in seinem sozialen Netzwerk Truth Social. Wenn sich die grönländische Bevölkerung dazu entscheide, könne sie "ein Teil der großartigsten Nation der Welt werden", hieß es weiter. Trump-Berater und Tech-Milliardär Elon Musk teilte Trumps Botschaft auf der Plattform X.
Scharfe Kritik von Regierungschef Egede
Die wiederholten Äußerungen zu einer US-Kontrolle über Grönland veranlassten Regierungschef Egede zu seinen bisher deutlichsten Worten in Richtung des US-Präsidenten: Im Gespräch mit einem dänischen Radiosender sagte Egede, es gebe eine Weltordnung, "die an vielen Fronten ins Wanken gerät - und einen US-Präsidenten, der sehr unberechenbar ist". All dies trage zum Unsicherheitsgefühl der Menschen bei.
Trumps Äußerungen hätten zur Folge, dass sich die Grönländer nicht mehr so an die USA annähern wollten wie in der Vergangenheit, so Egede. "Uns steht es zu, mit Respekt behandelt zu werden und ich denke nicht, dass der amerikanische Präsident das seit seiner Amtsübernahme getan hat", sagte er. Ob das Interview vor oder nach den erneuten Trump-Aussagen auf Truth Social aufgenommen wurde, ging aus den Senderangaben nicht hervor.
Trump beharrte im Kongress auf Übernahme
Bereits in der vergangenen Woche hatte Trump im US-Kongress seine Pläne für Grönland betont. Zwar unterstützten die USA das Recht der dortigen Bevölkerung, selbst über ihre Zukunft zu entscheiden, betonte der Republikaner. Er sei aber sicher, dass die USA Grönland "auf die eine oder andere Weise" bekommen würden. Egede hatte Trumps Annahmen wiederholt zurückgewiesen: Die Grönländer wollten keine US-Bürger werden, erklärte er immer wieder.
Trump hat seit seinem Wahlsieg wiederholt davon gesprochen, dass Grönland Teil der Vereinigten Staaten werden soll. Grönland ist mehrheitlich von Eis bedeckt, die größte Insel der Welt wird von rund 57.000 Menschen bewohnt. Das rohstoffreiche und strategisch wichtige Territorium im Nordatlantik gehört seit mehr als 600 Jahren zu Dänemark, verfügt aber über weitgehende Autonomie.
Parlamentswahl am Dienstag
In Grönland wird am Dienstag ein neues Parlament gewählt. Der Wahlkampf war geprägt von den Trump-Aussagen - denn auch die Debatte um eine mögliche Unabhängigkeit von Dänemark wurde dadurch befeuert. Bei den Menschen vor Ort haben Trumps Pläne unterschiedliche Emotionen ausgelöst, die von Verunsicherung über Trotz bis hin zu einem verstärkten Identitätsgefühl als Grönländer reichen.
Der Grönland-Experte Ulrik Pram Gad glaubt nicht daran, dass Trumps jüngste Aussage größere Auswirkungen auf die Wahl haben wird. "Ich bin mir recht sicher, dass die allermeisten grönländischen Wähler Trumps Interesse bereits zur Kenntnis genommen und dazu Stellung bezogen haben", sagte der Forscher des Dänischen Instituts für Internationale Studien (DIIS) der Nachrichtenagentur Ritzau.