Demonstranten bei einem "Stand up for Science"-Protest in Philadelphia

Kürzungen und Entlassungen Wissenschaftler demonstrieren gegen Trump

Stand: 08.03.2025 01:54 Uhr

Proteste gegen US-Präsident Trump sind bisher eher selten. Nun haben Tausende Wissenschaftler gegen Kürzungen demonstriert. Die Regierung streicht unterdessen einer der renommiertesten US-Universitäten die Fördergelder.

Tausende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in den USA haben gegen die Regierung von US-Präsident Donald Trump demonstriert. In Washington, New York und anderen Städten protestierten sie gegen Kürzungen in ihren Forschungsetats, Stellenstreichungen und Zweifel an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Proteste standen unter dem Motto "Stand up for Science".

Bei der Kundgebung in Washington hielt eine Mitarbeiterin der Raumfahrtbehörde NASA ein Schild mit der Aufschrift "Viel Glück dabei, auf den Mars zu kommen ohne Wissenschaft". Sie spielte damit auf die Doppelrolle des Tech-Milliardärs Elon Musk an, der im Auftrag Trumps massenweise Leute in Behörden und Ministerien entlässt und zugleich mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX zum Mars strebt.

Sorge vor Musks Massenentlassungen

Andere Demonstranten betonten angesichts des jüngsten Masern-Ausbruchs und vieler Impfgegner in den USA die Bedeutung von Schutzimpfungen. Mehrere Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Kundgebung vor dem Lincoln-Memorial in der US-Hauptstadt äußerten angesichts der Entlassungen in Ministerien und Behörden durch das Spargremium DOGE von Elon Musk Angst um ihren Arbeitsplatz.

Ein Mann, der für eine Behörde arbeitet und sich um den Schutz von Fischbeständen kümmert, sagte der Nachrichtenagentur dpa, in seinem Bereich seien bereits mehrere begabte junge Wissenschaftler gefeuert worden. Eine Professorin der angesehenen Johns Hopkins University äußerte sich angesichts der Lage besorgt um die Forschung. "Wer wird Euch heilen, wenn die Wissenschaftler nicht mehr da sind", stand auf einem Schild.

Mehrere Redner, darunter Demokratische Senatoren, betonten die Bedeutung von Wissenschaft. Senator Chris Van Hollen verurteilte die Kürzungen. Sie hätten nichts mit Effizienz zu tun, sondern würden vor allem Schaden anrichten. Seit Trumps Amtsantritt hat es in den USA - im Vergleich zu seiner ersten Amtszeit - relativ wenig Demonstrationen gegeben.

Columbia-Universität verliert Fördergelder

Die US-Regierung kündigte unterdessen an, der renommierten Columbia-Universität in New York Fördergelder in Millionenhöhe streichen zu wollen. Bundeszuschüsse und Verträge im Umfang von rund 400 Millionen US-Dollar (etwa 370 Millionen Euro) würden mit sofortiger Wirkung gekündigt, teilten mehrere Behörden in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Begründet wurde die Entscheidung mit dem Vorwurf, die Hochschule habe jüdische Studierende nicht ausreichend vor Belästigungen und Bedrohungen auf dem Campus geschützt. Columbia war im vergangenen Frühjahr zum Schauplatz großer propalästinensischer Proteste geworden. Demonstrierende errichteten ein Protestcamp, zeitweise wurde ein Gebäude besetzt.

Die damalige Universitätspräsidentin Nemat "Minouche" Shafik geriet von beiden Seiten unter Druck: Kritiker warfen ihr vor, nicht entschieden genug gegen Antisemitismus vorzugehen, während propalästinensische Gruppen ihr anlasteten, die Polizei für Räumungen auf den Campus gerufen zu haben. Shafik trat schließlich von ihrem Amt zurück.

Spaltung der US-Gesellschaft

Die Proteste an Columbia und anderen Universitäten spiegeln die Spaltung der US-Gesellschaft in der Debatte über den Nahost-Konflikt wider. Die jüngste Kürzung der Fördermittel ist Teil eines umfassenderen Vorstoßes der Regierung von US-Präsident Donald Trump zur Bekämpfung von Antisemitismus.

Kritiker warnen jedoch, dass dadurch propalästinensische Demonstrationen insgesamt ins Visier genommen würden, obwohl solche Proteste nicht per se antisemitisch motiviert seien. Es bestehe die Sorge, dass die Maßnahmen dazu genutzt werden könnten, unliebsame politische Äußerungen einzuschränken – etwa Kritik an der israelischen Regierung.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. März 2025 um 09:00 Uhr.