Auswirkungen der Leitzinserhöhung Wenn das Eigenheim plötzlich 25 Prozent teurer ist
Seit Monaten macht den US-Amerikanern eine Rekord-Inflation zu schaffen. Nun hat die Notenbank Fed heftig reagiert. Besonders auf dem Immobilienmarkt führt das zu immensen Turbulenzen.
Am Mittwoch stieg Jerome Powell kräftig auf die Bremse. Es sei essentiell, die Inflation zu senken, erklärte der Chef der US-Notenbank Fed und gab die Erhöhung des Leitzinses um satte 75 Basispunkte bekannt. "Wir erhöhen den Leitzins. Das beeinflusst die Finanzlage. Und das beeinflusst die Wirtschaft."
Und es beeinflusst das Leben vieler Menschen. Beispiel Kreditkarten: In den USA gibt es mehr als 530 Millionen Kreditkartenkonten, mit insgesamt 860 Milliarden Dollar Schulden. Durchschnittlich sind diese Schulden mit 19 Prozent Jahreszins belastet. Diese Schulden abzutragen wird teurer, denn, so der Finanzexperte Greg McBride gegenüber der Nachrichtenagentur AP, alle Finanzinstitute orientieren sich am Leitzins der Fed.
Jetzt, da die Fed den Leitzins erhöht, werden Kreditkartenzinsen und andere Zinsen ziemlich rasch folgen.
Biden versucht zu beruhigen
Seit Monaten steigen in den USA die Preise. Im Mai betrug die Teuerungsrate 8,6 Prozent. Die Spritpreise haben sich binnen Jahresfrist verdoppelt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Teuerung setze den Menschen zu und deshalb müssten sie entlastet werden, beschwört Joe Biden. Er habe einen Plan, die Kosten für Sprit und Essen zu senken, verspricht der Präsident. Wann sein Plan greift, ist offen.
Die US-Notenbank will mit Zinserhöhungen die Inflation senken. Wie schnell die Maßnahmen greifen und die Lebenshaltungskosten dann tatsächlich sinken, ist noch offen. Deshalb denkt Carolina Boldy über Alternativen nach, wie sie einem Reuters-Reporter beim Betanken ihres SUV erzählt.
Vielleicht ist es jetzt Zeit, mehr Fahrrad zu fahren, oder mit dem Roller - wann immer möglich. Wir denken darüber nach, zu einem E-Auto zu wechseln. Solche Dinge gehen mir derzeit durch den Kopf.
Starke Verteuerung der Hypothekenzinsen
Schlaflose Nächte dürften die Folgen der Leitzinserhöhung Immobilienbesitzern bereiten, die ihr Haus mit Hypotheken belastet haben. Denn, so der Finanzexperte Greg McBride, "Hypothekenzinsen eilen der Fed voraus". Seit Anfang des Jahres sei ein beispielloser Anstieg der Hypothekenzinsen zu beobachten.
Wir sehen einen der schnellsten und längsten Anstiege der Hypothekenzinsen in der Geschichte. In Erwartung der Leitzinserhöhung durch die Fed sind sie in den vergangenen zehn Monaten um volle drei Prozent gestiegen. Für künftige Hauskäufer hat das die gleiche Wirkung wie ein Preisanstieg um 25 Prozent.
Momentan stehen die Hypothekenzinsen bei 5,78 Prozent. Vor einem Jahr lagen sie bei 2,93 Prozent. Ob Baustoffe mit einer hoffentlich sinkenden Inflation wirklich günstiger werden, ist keineswegs ausgemacht. Die steigenden Finanzierungskosten für das eigene Heim dürften viele Bauherren und -damen ins Grübeln bringen.
Fed will weiter an Zinsschraube drehen
Denn die Fed wird weiter kräftig an der Zinsschraube drehen. Das Ziel ist laut Fed-Chef Powell ein Leitzins von 3,5 bis 4 Prozent im kommenden Jahr. Je mehr die Fed den Leitzins erhöhe, umso heftiger werde der Gegenwind für die Wirtschaft, prognostiziert der Finanzexperte McBride. "Das erhöht das Risiko für eine kräftige Verlangsamung oder gar eine Rezession."
Mit einer Inflation auf einem 40-Jahre-Hoch und Zinsen auf Rekordtief sei eine Rezession möglicherweise der Preis, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Aber wird die Inflation auf Kosten einer Rezession gesenkt, dann lauern andere Kalamitäten: Jobverlust, Arbeitslosigkeit und Einkommenseinbußen für Millionen Amerikaner.