Zwei Personen vor den Trümmern eines Hauses

Brände in Los Angeles Geschädigte machen Behörden schwere Vorwürfe

Stand: 11.01.2025 19:06 Uhr

Einige der verheerenden Großbrände in Los Angeles breiten sich noch immer weiter aus. Unterdessen wächst die Kritik an den Behörden. Ein Vorwurf: Die Feuerwehr habe vorrangig in Wohnvierteln reicher Menschen gelöscht.

Während in und um Los Angeles immer noch Brände wüten und sich sogar weiter ausbreiten, wächst die Kritik an Behörden und Politikern hinsichtlich des Umgangs mit der wohl größten Feuerkatastrophe in der Geschichte der Stadt.

In Altadena, einem Stadtteil im Norden von Los Angeles, beklagen sich Anwohner über fehlende Feuerwehrkräfte. "Wir haben nicht einen einzigen Feuerwehrmann gesehen, während wir Eimer mit Wasser geschleppt haben, um unser Haus vor den Flammen zu retten", schildert der 40-jährige Nicholas Norman die Situation bei Ausbruch der Feuer am Dienstag. "Sie waren zu beschäftigt damit, drüben in Palisades die Anwesen der Reichen und Prominenten zu retten - uns Normalsterbliche haben sie brennen lassen", beklagt der Lehrer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.

Hat sich die Feuerwehr zuerst um die Reichen gekümmert?

Aber auch im reichen Stadtteil Pacific Palisades, der als erstes von den Flammen heimgesucht wurde, gibt es heftige Kritik an den Behörden: "Die Stadtverwaltung hat uns völlig im Stich gelassen", sagt die Stylistin Nicole Perri. Die Hydranten hätten kein Wasser oder nur unzureichenden Wasserdruck gehabt. Perris Villa in Pacific Palisades brannte nach ihren Angaben bis auf die Grundmauern nieder.

"Es hätte Vorkehrungen geben müssen, die dies hätten verhindern können", klagt die 32-Jährige. "Wir haben alles verloren, und ich sehe einfach null Unterstützung von unserer Stadt, unserer schrecklichen Bürgermeisterin und unserem Gouverneur", kritisiert sie.

Feuer in Los Angeles weiter nicht unter Kontrolle - Sorge vor neuen Winden

Jens Eberl, WDR, tagesschau, 11.01.2025 17:00 Uhr

Kritik an Reise der Bürgermeisterin

Als die ersten Brände ausbrachen, hielt sich Los Angeles' Bürgermeisterin Karen Bass in Ghana auf, obwohl es schon in den Tagen zuvor Wetterwarnungen gegeben hatte. Für ihre Reise wird sie heftig kritisiert. Auch Finanzkürzungen bei der Feuerwehr sowie Evakuierungsanordnungen, die fälschlicherweise Millionen von Menschen auf ihre Telefone gesendet wurden und Panik auslösten, sorgen unter den Bewohnern für Unverständnis und Wut.

Bürgermeisterin Bass und Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom - beide Demokraten - haben unabhängig voneinander Untersuchungen angeordnet. Newsom bezeichnete die mangelnde Wasserversorgung zu Beginn der Brände als "zutiefst beunruhigend". "Wir brauchen Antworten auf die Frage, wie das passieren konnte", schrieb der Gouverneur in einem offenen Brief.

Die Feuerwehrchefin von Los Angeles, Kristin Crowley, verwies auf jüngste Mittelkürzungen. Ihre Abteilung sei chronisch unterbesetzt und unterfinanziert, sagte sie dem Fox-Sender KTTV.

Einsatzkräfte löschen Feuer

Löscheinsatz im Mandeville Canyon in Los Angeles: Das Feuer in Pacific Palisades bereitet sich in eine andere Richtung aus.

Mindestens elf Tote und 13 Vermisste

Seit Dienstag sind rund um die Millionenstadt mehrere große Brände ausgebrochen, die durch starken Wind angefacht wurden und sich rasch ausbreiteten. Nach Angaben der Feuerwehr zerstörten insgesamt fünf Brände eine Fläche von mehr als 15.000 Hektar.

In den Flammen kamen bisher nach Angaben des Sheriffs vom Los Angeles County, Anthony Marrone, mindestens elf Menschen ums Leben, mindestens 13 werden vermisst. Etwa 10.000 Gebäude wurden nach Behördenangaben zerstört. Mehr als 180.000 Menschen mussten in den vergangenen Tagen ihre Häuser verlassen.

Tausende Soldaten der Nationalgarde sind zum Schutz der Häuser in den evakuierten Gebieten im Einsatz. "Wir setzen alles uns zur Verfügung Stehende ein inklusive unserer Nationalgardisten, um die Orte in den kommenden Tagen zu schützen", erklärte Gouverneur Newsom.

Feuer von Pacific Palisades wechselt Richtung

Das größte Feuer hat sich durch Pacific Palisades gefressen und brannte dort bereits rund 8.000 Hektar nieder. Laut der Zeitung Los Angeles Times breitet sich das Feuer jetzt in eine andere Richtung aus. Die Flammenfront bewege sich auf den Stadtteil Brentwood und die Ausläufer des San Fernando Valley zu. Eine weitere Evakuierungsanordnung sei erfolgt. In dem betroffenen Bereich liegt auch das Getty Center. Das berühmte Museum, dessen Bau eine Milliarde Dollar kostete, beherbergt etwa 125.000 Kunstwerke.

Viele Hausbesitzer eventuell ohne Versicherungsschutz

Die Brände könnten laut Analysten zur kostspieligsten Feuersbrunst in der US-Geschichte werden. Kaliforniens Versicherungsbeauftragter Ricardo Lara forderte eine schnelle Auszahlung von Versicherungsleistungen für die Betroffenen.

Einige große Anbieter hatten Berichten zufolge bereits im vergangenen Frühjahr den Versicherungsschutz in besonders risikoreichen Gebieten eingeschränkt oder zurückgezogen, wodurch viele Hausbesitzer ungeschützt sein könnten.

In dem Viertel von Pacific Palisades, in dem Rick McGeagh wohnt, stehen nur noch sechs von 60 Häusern. Vor dem Haus des Immobilienmaklers blieb nur eine Marienstatue übrig. "Alles andere ist Asche und Schutt“, sagte 61-Jährige der Nachrichtenagentur Reuters.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 11. Januar 2025 um 17:00 Uhr.