Vorwahlen in den USA Trump testet kurz die milde Tour
Nach seinem klaren Sieg in Iowa schlug Trump kurzzeitig versöhnliche Töne an, die aufhorchen ließen. Doch inzwischen ist er wieder im Angriffsmodus. Fürchtet Trump seine parteiinterne Konkurrenz doch mehr, als er zugibt?
Auch für ausgewiesene Trump-Verächter hatte diese Wortwahl etwas Erholsames: "Ich glaube wirklich, dass jetzt für uns alle, für unser Land die Zeit gekommen ist, zusammenzurücken", so Trump am Abend seines überraschend eindeutigen Wahlsiegs in Iowa. "Wir wollen zusammen finden, Republikaner und Demokraten, Liberale und Konservative!"
So mancher traute seinen Ohren nicht, auch als Trump die Hand in Richtung seiner gefährlichsten Mitbewerber ausstreckte: "Ich möchte Ron und Nikki dazu gratulieren, dass wir eine gute Zeit zusammen hatten. Beide haben sich sehr wacker geschlagen."
Ganz der Alte
Sehr schnell zeigte sich doch, dass dies Sieger-Rhetorik war, die Konzilianz von einem, der nichts mehr zu fürchten hat. Wohl wissend, dass ihm der Triumph von Iowa noch nicht die Kandidatur sichert, war Trump dann diese Woche recht schnell wieder ganz der Alte. Zumal ihn die Drittplatzierte von Iowa, die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley, nicht schonen mochte: Sie verkündete, an keiner TV-Debatte mehr teilnehmen zu wollen, bei der nicht auch Trump dabei ist. Die Networks ABC und CNN sagten daraufhin ihre bereits terminierten TV-Duelle ab.
Wie bei Obama
"Kommenden Dienstag Haley wählen, heißt Biden wählen", so Trump dann beim Wahlkampf in New Hampshire. Und nicht nur das: In sozialen Netzwerken tat Trump, was er auch schon bei Barack Obama versucht hatte: Er schürte Zweifel daran, ob Haley, wegen ihres Migrationshintergrunds, überhaupt zur Präsidentschaftswahl antreten darf. Haleys Eltern, aus Indien eingewandert, waren noch keine US-Staatsbürger, als ihre Tochter 1972 auf amerikanischem Boden zur Welt kam. "Ich bin stolz darauf, in Bamberg, South Carolina, geboren zu sein", sah sich Haley genötigt klarzustellen.
Trump hatte zudem in seinem Schmäh-Posting Haleys indischen Vornamen Nimarata benutzt (mit Nimrada auch noch falsch geschrieben), um sie möglichst unamerikanisch klingen zu lassen. Haley konterte: "Zu den Beschimpfungen will ich nur sagen: Ich kenne Präsident Trump gut. Er macht das, wenn er sich bedroht und unsicher fühlt."
Der umgängliche Sound vom Wahlabend jedenfalls: Er war schnell verhallt.
Ein "Zeichen der Schwäche"?
Und auch andere Trump-Kritiker in der republikanischen Partei, wie der ehemalige Gouverneur von Maryland, fanden den Klangwechsel wenig souverän. "Ein Zeichen der Schwäche", so Larry Hogan bei CNN. "Trump weiß, wie kompetent und Wahlkampf-versiert Haley ist."
Und Ron DeSantis, der in Iowa besser abgeschnitten hatte als die ehemalige Gouverneurin von South Carolina? Der hielt sich demonstrativ heraus: "Trump ist allein verantwortlich für seine Wortwahl und sein Benehmen", wiegelte Floridas Gouverneur ab. Wenn zwei sich im Wahlkampf streiten, so scheint DeSantis zu hoffen, dann freut sich der Dritte.
Was Trumps Herausforderer jedoch nervös macht, sind die Wahlempfehlungen für Trump, die jetzt mehr und mehr von den ausgestiegenen Mitbewerbern kommen. Nach Vivek Ramaswamy hat nun auch Senator Tim Scott - wie Haley aus South Carolina - zur Trump-Wahl aufgerufen. Das Kalkül also, dass sich eine Einheitsfront gegen Trump bilden könnte, je stärker das Kandidatenfeld schrumpft, scheint nicht aufzugehen.