Krieg in Nahost Austin drängt auf Hilfe für Zivilisten in Gaza
US-Verteidigungsminister Austin hat von Israels Regierung mehr humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen gefordert. Gleichzeitig versprach er weitere Unterstützung im Kampf gegen die Hamas.
Bei seinem Besuch in Israel hat US-Verteidigungsminister Lloyd Austin nach eigenen Angaben über einen Übergang zu weniger intensiven, "eher chirurgischen" Einsätzen gesprochen. In jedem Krieg gebe es Phasen, sagte Austin vor der Presse. Benötigt werde eine detaillierte, durchdachte Planung.
Austin traf in Jerusalem mit Israels Verteidigungsminister Joav Gallant und Regierungschef Benjamin Netanyahu zusammen. Er mahnte mehr humanitäre Hilfe für die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen an. Es gehe darum, wie die USA Israel auf dem Weg zu dauerhafter Sicherheit am besten unterstützen könnten, wurde Austin vom Presseamt der israelischen Regierung zitiert. "Und das bedeutet, dass wir dringende Bedürfnisse angehen müssen und den fast zwei Millionen Vertriebenen in Gaza mehr humanitäre Hilfe zukommen lassen und diese Hilfe besser verteilen müssen", sagte er demnach.
Hilfslieferungen direkt aus Israel
Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant betonte, Israel werde schrittweise zur "nächsten Phase" beim Militäreinsatz in Gaza übergehen. Die aus dem Norden geflohenen Menschen könnten dann wahrscheinlich dorthin zurückkehren.
Seit gestern rollen zum ersten Mal seit Beginn des Krieges Lkw mit Hilfslieferungen von israelischem Boden direkt in den Gazastreifen. Gestern sollen es 79 Lkw gewesen sein. Israel hatte zugestimmt, dass der israelische Grenzübergang Kerem Shalom zum Gazastreifen geöffnet wird.
Bis dahin wurden seit Kriegsbeginn alle Hilfslieferungen von Ägypten aus über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen transportiert. Dieser Grenzübergang hat allerdings deutlich weniger Kapazitäten als Kerem Schalom. Der Druck auf die israelische Regierung, ihn wieder zu öffnen, war zuletzt massiv gestiegen.
Austin sichert Israel Unterstützung zu
Austin sagte, auch die Entwicklung des Gazastreifens ohne die Hamas sei Thema der Gespräche gewesen. Die radikalen Islamisten sollten nie wieder in der Lage sein, von dem Palästinensergebiet aus Terror nach Israel hineinzutragen.
Er betonte, die USA würden Israel in dessen Kampf gegen die militant-islamistische Hamas weiterhin militärisch unterstützen. Washington sei Israels größter Freund und werde weiter Munition, taktische Fahrzeuge und Luftabwehrsysteme liefern. Sein Besuch ziele aber nicht darauf ab, "Zeitpläne oder Bedingungen" für den Krieg zu diktieren, so Austin.
Bei der gemeinsame Pressekonferenz mit Austin warnte Gallant auch die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah vor einer weiteren Eskalation an der libanesisch-israelischen Grenze. Sein Land werde nicht zögern zu handeln, sollte an der Grenze keine Ruhe einkehren. Israel erwarte von der Hisbollah, sich an einen im Jahr 2006 vereinbarten Waffenstillstand zu halten, der vorsah, dass die Miliz sich von der Grenze fernhält.
"USA werden für Freiheit der Schifffahrt sorgen"
Mit Blick auf die Angriffe auf Schiffe im Roten Meer durch mit der Hamas verbündete jemenitische Huthi-Rebellen sagte Austin, die USA würden zusammen mit Marineeinheiten anderer Länder für die Freiheit der Schifffahrt sorgen. "Die Unterstützung des Irans für Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe muss aufhören", warnte er in Richtung Teheran.
Er war am Vortag zu einer mehrtägigen Reise in verschiedene Länder der Region zunächst in Kuwait und Bahrain gewesen. Auch Katar, das im Konflikt zwischen Israel und der Hamas vermittelt hat, stand auf Austins Reiseplan.
Verhandlungen über Geiseln in Polen
Unterdessen gehen die Verhandlungen über die Freilassung von aus Israel verschleppte Geiseln in Warschau weiter. CIA-Chef William Burns setzte sich bei einem Treffen mit dem Direktor des israelischen Geheimdienstes Mossad, David Barnea, und dem katarischen Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani für eine Freilassung der Geiseln ein.
Von dem Treffen in der polnischen Hauptstadt berichtete ein Vertreter der US-Regierung, der anonym bleiben wollte. Es war das erste bekannt gewordene Treffen dieser Runde seit dem Abbruch von Gesprächen kurz nach dem Auslaufen einer mehrtägigen Waffenruhe im Gazastreifen Anfang Dezember. Von 129 Geiseln ist bekannt, dass sie derzeit noch im Gazastreifen festgehalten werden.
Die Hamas bekräftigte allerdings, es werde keine Verhandlungen über einen Austausch von Geiseln und Häftlingen geben, bevor Israel nicht seine Angriffe im Gazastreifen stoppe. "Wir sind offen für Initiativen von Katar und Ägypten für einen Geiselaustausch, der den Krieg in Gaza beenden würde", sagte Hamas-Vertreter Osama Hamdan in Beirut.
Mit Informationen von Nadja Armbrust, ARD Tel Aviv