Peter Simonischek ist tot In jeder Verwandlung sich treu geblieben
Jahrzehnte verbrachte Peter Simonischek auf den Theaterbühnen und spielte auch den berühmten Jedermann. Für die meisten wurde er aber erst 2016 zu einer Entdeckung - in der Rolle des kauzigen "Toni Erdmann".
Viele verbinden Peter Simonischek mit seiner größten Kinorolle im Jahr 2016, mit der er auf einen Schlag weltweit bekannt wurde. Im komödiantischen Familiendrama "Toni Erdmann" von Maren Ade spielte Simonischek die Hauptfigur, den grauhaarigen, graubärtigen pensionierten Musiklehrer Winfried Conradi mit dem skurrilen Humor.
Er besucht in Bukarest seine Karriere-Tochter Ines, die ihm fremd geworden ist, und wirbelt dort alles ordentlich durcheinander. Mit dunkler Perücke und einem Gebiss mit vorstehenden Zähnen schlüpft er in die Rolle des Geschäftsmanns Toni Erdmann und greift immer wieder in den Alltag seiner Tochter ein.
Sandra Hüller als Ines und Peter Simonischek als Winfried/Toni in einer Szene des Films "Toni Erdmann".
"Toni Erdmann" wurde als bester fremdsprachiger Film für einen Oscar nominiert. Peter Simonischek bekam viel Anerkennung für die komödiantische und zugleich sentimentale Darstellung dieser Vater-Tochter-Beziehung zusammen mit der Schauspielerin Sandra Hüller.
20 Jahre an der Berliner Schaubühne
Simonischek wurde 1946 im österreichischen Graz als Sohn eines Zahnarzts geboren, der unbedingt wollte, dass Peter Medizin studiert. Doch der Junge wehrte sich. Eine Zahntechniker-Ausbildung musste er noch anfangen, ebenso ein Architekturstudium. Doch schon im Internat hatte er das Schultheater für sich entdeckt und sein Interesse am Schauspiel wurde immer größer, sodass er sich heimlich in Graz an der Akademie für Musik und darstellende Kunst anmeldete.
Danach kamen Theaterengagements in der Schweiz, in Sankt Gallen, Bern und in Deutschland am Schauspielhaus Düsseldorf. Ab 1979 war er 20 Jahre lang an der Berliner Schaubühne Ensemblemitglied.
Zur Jahrtausendwende wechselte er schließlich ans Wiener Burgtheater und wurde auch zu einem Star der Salzburger Festspiele. Acht Jahre lang spielte er dort den Jedermann, in rund 100 Vorstellungen des gleichnamigen Theaterstücks von Hugo von Hofmannsthal. Simonischek ist damit quasi der Jedermann-Rekordhalter in Salzburg.
Bekannt für seine Wandlungsfähigkeit
Simonischek galt als besonders wandlungsfähiger Schauspieler. Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte ihn als einen der Künstler, die sich in jeder Verwandlung treu blieben.
Und genau das war auch immer Simonischeks Intention, wie er dem Österreichischen Rundfunk ORF in einem Interview erzählte.
Ein Schauspieler ist natürlich ein Lügner im Dienste der Wahrheit. Ja, es gibt in der Lüge eine Wahrhaftigkeit. Aber sie wissen das, wenn sie ins Theater gehen oder wenn sie es im Kino sehen. Sie spüren den Moment untrüglich, weil es passiert nichts anderes, als dass die Liebe fließt. Deshalb sind sich ja die Schauspieler auch alle einig darüber, wer der Größte war: Das war der Marlon Brando, weil der tatsächlich so gespielt hat, als ob es gar kein Textbuch und keine Vorlage geben würde. Er hat so gespielt, als würde er jede Entscheidung im Moment treffen. Und das ist eine solche Gnade, wenn Sie das können.
Peter Simonischek starb im Alter von 76 Jahren in der Nacht auf Dienstag - ein schwerer Schlag auch für den bekannten Fernsehschauspieler Max Simonischek, den 40-jährigen Sohn.