Im russisch besetzten Donezk brennen auf Eisenbahngleisen stehende Tankwagen.

Angaben der Ukraine Stärkste russische Angriffe seit Jahresbeginn

Stand: 01.11.2023 15:23 Uhr

Russland hat ukrainischen Angaben zufolge innerhalb von 24 Stunden mehr als 100 Orte in der Ukraine beschossen. Offenbar gab es mehrere Todesopfer. Es seien die heftigsten Angriffe seit Jahresbeginn gewesen, hieß es aus Kiew.

Die russische Armee hat nach Angaben des ukrainischen Innenministers Ihor Klymenko in den vergangenen 24 Stunden so viele ukrainische Städte und Ortschaften beschossen, wie seit Jahresbeginn nicht mehr.

Die Russen hätten insgesamt 118 Ortschaften in zehn Regionen angegriffen, schrieb Klymenko auf Telegram. Dabei wurden Behördenangaben zufolge mindestens vier Menschen getötet und 14 verletzt.

Sirenen in weiten Landesteilen

Im südukrainischen Cherson schlug am Morgen ein russisches Geschoss in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern ein und tötete eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung. Zwei ihrer Kollegen wurden nach Angaben der lokalen Militärbehörde teilweise schwer verletzt. Von den Behörden veröffentlichte Videoaufnahmen vor Ort deuteten aufgrund der Schwere der Schäden und dem mutmaßlichen Einschlagskrater auf einen Drohnenangriff hin.

Eine russische Drohne tötete auch in der nordöstlich von Cherson gelegenen Region Dnipropetrowsk eine 59-jährige Frau und verletzte sechs Menschen, wie die regionale Staatsanwaltschaft mitteilte. Weitere Opfer hatte es zuvor im Osten und Nordosten des Landes geben.

Der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Olexij Kuleba, teilte mit, die russischen Angriffe nähmen zu. In zahlreichen Gegenden der Ukraine seien in der Nacht die Sirenen angeschaltet worden, die vor Luftangriffen warnen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Kamikaze-Drohne greift Zentralukraine an

In der umkämpften Region Donezk kam regionalen Behörden zufolge ein 58-jähriger Mann durch russischen Beschuss ums Leben, während vier Menschen im Alter zwischen 54 und 73 Jahren verwundet wurden. Einen Toten und einen Verletzten gab es nach Angaben des ukrainischen Innenministers nahe der im Vorjahr befreiten Frontstadt Kupjansk im Nordosten des Landes.

In der Zentralukraine traf eine sogenannte Kamikaze-Drohne vom Typ Schahed im Morgengrauen zudem eine Raffinerie und verursachte einen Brand. Der Brand sei schnell gelöscht worden und der Betrieb derzeit stillgelegt, schrieb der Militärgouverneur der Region Poltawa, Filip Pronin, auf Telegram. Verletzt wurde demnach niemand.

Die ukrainische Luftwaffe erklärte, 18 von 20 in der Nacht gestartete russische Drohnen abgeschossen zu haben. Das russische Verteidigungsministerium teilte derweil mit, zwei ukrainische Drohnen über den Regionen Brjansk und Kursk abgeschossen zu haben. Beide Regionen grenzen an die Ukraine.

Russisches Militär droht mit schnellem Abschuss von F-16

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu drohte derweil mit einem schnellen Abschuss der westlichen Kampfjets vom Typ F-16, die in die Ukraine geliefert werden sollen. Im vergangenen Monat habe die russische Flugabwehr "mehr als 1.400 Luftangriffsobjekte des Gegners, darunter 37 Flugzeuge und sechs taktische Raketen ATACMS abgeschossen", behauptete Schoigu am Dienstag bei einer Ministeriumssitzung. Bei diesem Tempo würden die F-16-Kampfjets innerhalb von 20 Tagen vernichtet, meinte er.

Unabhängig prüfen lassen sich die Angaben Schoigus zu den vergangenen Abschüssen nicht. Bislang ist das russische Militär aber bereits mehrfach mit Übertreibungen bei eigenen Erfolgen aufgefallen. So hat das Verteidigungsministerium eigener Zählung nach inzwischen mehr als 500 ukrainische Flugzeuge abgeschossen - mehr als das Nachbarland je hatte, selbst mit den bisherigen Lieferungen von alten MiG- und Suchoi-Kampfjets der Verbündeten vor allem in Osteuropa.

Andrea Beer, ARD Kiew, tagesschau, 01.11.2023 14:35 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 01. November 2023 um 14:44 Uhr.