Anhebung um 0,75 Prozentpunkte US-Notenbank erhöht Leitzins erneut deutlich
Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins erneut kräftig um 0,75 Prozentpunkte angehoben - ein weiterer Schritt im Kampf gegen die hohe Inflation. Nun liegt der Leitzins in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.
Angesichts der ausufernden Inflation in den USA wagt die Notenbank Federal Reserve (Fed) erneut einen ungewöhnlich großen Zinsschritt. Sie hob den Leitzins um einen Dreiviertel-Prozentpunkt an.
Insgesamt ist es die vierte Erhöhung des Leitzinses in diesem Jahr und seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie. Bereits im Juni hatte die Fed ihn um 0,75 Prozentpunkte nach oben getrieben - der größte Zinsschritt seit 1994, also seit fast 30 Jahren.
Mit der erneuten Anhebung ist nun eine Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent erreicht. Laut Fed-Chef Jerome Powell könnte schon im September die nächste Zinsanhebung folgen.
Inflationsrate bei 9,1 Prozent
Die Fed steht wegen der hohen Inflation unter Zugzwang, den Preis des Geldes möglichst rasch zu verteuern. Wegen der stark gestiegenen Kosten für Lebensmittel, Mieten und Energie bleibt vielen US-Amerikanern weniger im Portemonnaie.
Die Inflationsrate lag zuletzt bei 9,1 Prozent - das höchste Niveau seit Ende 1981. Manche Experten befürchten jedoch, dass die Fed bei der Bekämpfung der Inflation zu aggressiv vorgehen und somit die Konjunktur abwürgen könnte.
Denn Erhöhungen des Leitzinses durch die Notenbank verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum.
Das dürfte auch eine höhere Arbeitslosenquote zur Folge haben. Diese liegt mit 3,6 Prozent aktuell in den USA auf sehr niedrigem Niveau: Nach Angaben des Arbeitsministeriums waren im Juni etwa 5,9 Millionen Menschen ohne Job. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Februar 2020 waren es 5,7 Millionen gewesen.
Hoffnung auf Erholung im Juli
Allerdings kann die Fed mit ihrer Zinspolitik die Preise nur sehr begrenzt beeinflussen. Die Unterbrechungen globaler Lieferketten und steigende Energiepreise reagieren nicht direkt auf den US-Leitzins. Auch die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der Corona-Lockdowns in China kann die Fed nicht kontrollieren.
Erwartet wird nun zumindest, dass die Inflationsdaten der USA für Juli ein erstes positives Signal senden könnten. Sie werden im August veröffentlicht - die Teuerungsrate könnte dann zumindest etwas zurückgehen, da die Benzinpreise in den Vereinigten Staaten zuletzt wieder gesunken sind.
Die Wirtschaft war bereits zu Jahresbeginn auf Talfahrt gegangen. Für die am Donnerstag anstehenden Daten für das US-Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal erwarten Fachleute ein relativ mageres Plus von aufs Jahr hochgerechnet 0,5 Prozent.