Großbrände in den USA Ein Lauffeuer von Gerüchten
Die Behörden in den USA versuchen nicht nur die Großbrände einzudämmen, sondern kämpfen auch gegen Gerüchte und Falschmeldungen. Besonders die Frage nach der Ursache der Feuer wird politisch instrumentalisiert.
Seit Wochen wird vor allem Kalifornien von heftigen Bränden heimgesucht - und das vor Beginn der üblichen Waldbrandsaison. Mit ungewöhnlicher Härte wüten Feuer in der vergangenen Woche aber auch in Oregon und Teilen Washingtons. Eine solche Trockenheit gepaart mit Windböen, die die Brände angeheizt hatten, gebe es in Oregon nur einmal in einer Generation, meinen Experten.
Allein in den drei Bundesstaaten stieg die Zahl der Toten durch die Brände auf mindestens 33, wie Medien berichteten. Laut "New York Times" ist in den vergangenen Wochen eine Fläche von rund 20.200 Quadratkilometern Waldgebiet abgebrannt, was in etwa der Fläche von Bundesländern wie Rheinland-Pfalz oder Sachsen-Anhalt entspricht.
Trump kritisiert Forstwirtschaft
Die demokratischen Gouverneure der besonders betroffenen Bundesstaaten machten den Klimawandel verantwortlich. Es sei verrückt, dass das Land einen Präsidenten habe, der leugne, dass es sich um Brände infolge des Klimawandels handele, sagte der Gouverneur von Washington, Jay Inslee. Wissenschaftler sind sich einig, dass eine Erwärmung das Risiko solcher Feuer erhöht.
Präsident Donald Trump machte bei einer Wahlkampfveranstaltung in Nevada hingegen schlechte Forstwirtschaft verantwortlich. Diesen Vorwurf hatte er schon mehrfach erhoben - vor allem gegen die Verantwortlichen in Kalifornien. Faktenchecker wiesen allerdings darauf hin, dass viele Feuer nicht nur in Kalifornien und in Wäldern tobten - und die Behauptung deswegen irreführend sei.
"Rake News"
Trump hatte beispielsweise Ende 2018 behauptet, Finnland würde sich vorbildlich um seine Wälder kümmern, dort aufräumen und harken, um die Ausbreitung von Feuer einzudämmen. Das hatte der finnische Präsident Sauli Niinistö aber offenkundig nie gesagt. Er hatte betont, das Land habe ein gut ausgebautes Alarmsystem. Aber ohnehin lassen sich Finnland und Kalifornien kaum vergleichen. So wachsen in dem nordischen Land andere Bäume und es ist deutlich kälter.
Harken, englisch raking, sehe er nur auf seinem eigenen Grundstück, sagte der finnische Präsident zu der Angelegenheit. Auf Twitter machten sich Finnen über die Bemerkung des US-Präsidenten lustig und schrieben von "Rake News".
Auch die aktuellen Behauptungen von Trump stoßen auf reichlich Widerspruch: Trumps Leugnung des Klimawandels sei "eine Beleidigung für jeden, der in Kalifornien lebt", sagte Los Angeles' Bürgermeister Eric Garcetti. "Fragen Sie einen Feuerwehrmann, ob er denkt, dass der Klimawandel keine Realität ist. Hier geht es nicht um Forstwirtschaft oder ums Harken."
Allerdings weisen Experten darauf hin, dass ein gutes Forst-Management durchaus eine Rolle spielt, um Brände zumindest einzudämmen, verschiedene Faktoren spielen bei solchen Ereignissen eine Rolle.
Gerüchte zu Brandstiftern
Im Zuge der Ermittlungen zu den Bränden nahm die Polizei Medienberichten zufolge mutmaßliche Brandstifter fest. Allerdings seien weder koordinierte Aktionen nachgewiesen, noch seien die Personen bereits überführt. Linke und rechte Gruppen beschuldigten sich im Netz gegenseitig, die Feuer gelegt zu haben. In zahlreichen Beiträgen wurden Antifa-Aktivisten beschuldigt, während andere behaupteten, die rechtsextreme Gruppe der Proud Boys sei für die Brände verantwortlich. Feuerwehr und Polizei riefen dazu auf, keine Gerüchte zu verbreiten.
Das FBI teilte mit, es habe mit den örtlichen Behörden zusammengearbeitet, um Behauptungen zu untersuchen, dass Extremisten Waldbrände gelegt hätten, und festgestellt, dass sie falsch seien. "Verschwörungstheorien und Fehlinformationen entziehen den örtlichen Feuerwehr- und Polizeibehörden wertvolle Ressourcen, die rund um die Uhr daran arbeiten, diese Brände unter Kontrolle zu bringen", hieß es in der FBI-Erklärung.
Feuerwehrleute stehen an einer brennenden Waldfläche in der Nähe von Big Sur.
Alte Fotos in neuem Kontext
Das Sheriff-Büro von Douglas County teilte mit, die Gerüchte verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Der Notruf werde teilweise durch Anfragen zu Gerüchten blockiert. Die Polizei in Medford, Oregon, dementierte eine gefälschte Grafik, die online verbreitet wird. Sie zeigt das Logo der Polizei sowie ein Foto von einer Verhaftung. Diese fand aber 2018 statt und hat nichts mit den aktuellen Bränden zu tun. In einem weiteren Fake-Beitrag war davon die Rede, ein Landbesitzer habe die Polizei gerufen, nachdem Brandstifter Molotow-Cocktails auf sein Land in Clackamas County geworfen hätten. Das zuständige Sheriff-Büro teilte mit, dass es keine derartigen Berichte gebe.
Tausende Twitter- und Facebook-Benutzer teilten Beiträge, in denen sie versuchten, die Brände mit Antifa-Aktivisten in Verbindung zu bringen. Beteiligt war unter anderem ein ehemaliger republikanischer Kandidat für den US-Senat aus Oregon. Er machte eine koordinierte "Armee von Brandstiftern" verantwortlich, lieferte aber keine Belege. Auch zahlreiche Konten, die zum QAnon-Netzwerk zählen, verbreiteten Gerüchte und Verschwörungslegenden zu den Bränden. Facebook kündigte an, gegen die Welle der Falschmeldungen vorgehen zu wollen und entsprechende Beiträge zu löschen.
Anschuldigungen ohne Belege
Auch bei Großbränden in Australien und Brasilien kursierten diverse Gerüchte und Falschmeldungen. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro beschuldigte Umweltschützer, die Feuer gelegt zu haben. In Australien war davon die Rede, mangelnder Brandschutz sei für verheerende Feuer verantwortlich gewesen. Und auch hier wurden Umweltschüzter beschuldigt - ebenfalls ohne jeden Beweis.