Bundestagswahl 2025

"Fridays for Future"-Protest in Berlin

Proteste von "Fridays for Future" Die vergessene Klimapolitik

Stand: 14.02.2025 16:49 Uhr

Tausende Menschen haben bundesweit für mehr Klimaschutz demonstriert - auch mit Blick auf die kommende Regierung. Doch im Wahlkampf spielt das Thema kaum eine Rolle. Woran liegt das?

Sie kämpfen um Aufmerksamkeit - auch jetzt wieder, eine Woche vor der Bundestagswahl. Bei mehr als 150 Demos in ganz Deutschland will "Fridays for Future" ein Zeichen setzen. Sie sind enttäuscht, dass Klimapolitik quasi keine Rolle im Wahlkampf gespielt hat.

Carla Reemtsma, die schon seit Jahren für besseren Klimaschutz auf die Straße geht, sagt: "Die letzten Jahre haben gezeigt: Klimaschutz ist vor allem eine Frage des politischen Willens. Jetzt müssen alle Parteien zeigen, dass sie diesen Willen haben, anstatt rechte Forderungen salonfähig zu machen oder wichtige klimapolitische Fortschritte zu zerstören."

Rekordjahr 2024

Vor allem jetzt, nach dem Klima-Rekordjahr 2024, das geprägt war von extremen Wetterereignissen, die die Auswirkungen des Klimawandels deutlich machten. Weltweit wurden Temperaturrekorde gebrochen, was die bereits spürbaren Folgen des Klimawandels weiter verstärkte. In vielen Regionen der Welt kam es zu extremen Hitzewellen, die nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere und Pflanzen eine enorme Belastung darstellten.

Gleichzeitig waren viele Regionen von schweren Flutkatastrophen betroffen. Heftige Regenfälle führten zu über die Ufer tretenden Flüssen und Bächen, was in vielen Städten und Gemeinden großflächige Überschwemmungen mit sich brachte. Diese Ereignisse forderten Menschenleben, zerstörten Existenzen und richteten immense Schäden an der Infrastruktur an.

"Das Thema, das unsere Zukunft bestimmt"

Daher verwundert es nicht nur Klimaaktivisten, sondern auch Klimaforscher, dass das Thema quasi keinen Einzug in den Wahlkampf gefunden hat. "Klimapolitik ist das Thema, das unsere Zukunft bestimmt, und wir müssen da dran bleiben, sonst ist es verantwortungslos", betont Klimawissenschaftler Niklas Höhne vom NewClimate Institut gegenüber tagesschau.de.

Bei der vergangenen Wahl noch entscheidend

Zu den Wahl entscheidenden Themen gehören laut ARD-DeutschlandTrend in diesem Jahr Migration und Wirtschaft. Bei der vergangenen Wahl 2021 gehörte Klimaschutz noch dazu. Doch in den vergangenen Jahren ist dieses Thema in den Hintergrund gerutscht. Einen Grund sehen Experten in misslungener Kommunikation - vor allem zur Energiewende.

Hierbei sei viel zu lange über Heizungsgesetz und Wärmepumpen diskutiert worden. Vor allem aber viel zu lange viel zu negativ, kritisiert Höhne: "Was mir fehlt in der Diskussion ist ein positiver Ansatz für Klimapolitik."

Höhne sagt: "Es wird immer negativ dargestellt, aber wenn wir das richtig machen, dann ist die Welt hinterher eine bessere. Wir haben unendlich viel Energie, wir können zukunftsfähige Technologien entwickeln, wir können Marktführer werden in der Weltwirtschaft, und wir können uns gleichzeitig um den sozialen Ausgleich kümmern, indem wir die ärmere Bevölkerung unterstützen und die reichere Bevölkerung mehr zur Kasse bitten."

Klimaschutz - auch bei den Grünen kein Topthema

Eine der Parteien, von denen man eine Fokussierung auf das Thema erwartet hätte, sind die Grünen. Doch auf den wenigsten Wahlplakaten taucht das Wort Klimaschutz auf. In Wahlkampfdebatten - digital wie auch im Fernsehen - konzentrieren sich die Grünen auf Themen wie Wirtschaft und Geld oder Migration. Erst zum Ende des Wahlkampfes präsentierte Kanzlerkandidat Robert Habeck eine "Zukunftsagenda" mit Klimaschutz als einem Schwerpunktthema.

Ebenso sieht es bei der Partei mit den aktuell größten Chancen aufs Kanzleramt aus - der Union. Klimaschutz als Wahlkampfthema? Fehlanzeige.

Daran kann auch die parteiinterne Gruppe der "Klimaunion" nichts ändern. Ihr Vorsitzender Thomas Heilmann sitzt für die CDU im Bundestag. "Alle politische Themen haben ihre Saison und sind mal wichtiger und mal weniger. Jetzt ist das Thema Migration gerade wieder vorne", sagt er. Eine schlüssige Erklärung dafür, wann ein Thema vorrangig besprochen werde, hätten Sozialwissenschaftler noch nicht gefunden.

Nach der Wahl müssten die Parteien wieder diskutieren, wie sie den Klimawandel bekämpfen wollten, betont Heilmann. "Klimapolitik braucht Konsequenz, Beständigkeit, parteiübergreifenden Konsens, den wir dann auch mal einige Jahre durchhalten."

Klimaschutz als "Luxusgedöns"?

Es fehle die ernsthafte Debatte, allerdings nicht nur im Wahlkampf, sondern auch gesamtgesellschaftlich. Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), kritisierte im Januar in der Neuen Osnabrücker Zeitung: "Manche tun so, als gehöre Klimaschutz zum Luxusgedöns. Nach dem Motto: Wenn wir politisch nix mehr zu tun haben, wenn die Wirtschaft wieder richtig brummt, dann machen wir mal wieder Klimapolitik."

Doch Klimapolitik müsse Teil jedes Politikfelds werden, vor allem der Wirtschaft. Die müsse sich klimapositiv orientieren. "Das teuerste Szenario von allen ist das ohne Klimaschutz, weil der Klimawandel uns überrollen wird. Er ist existenzbedrohend", betont Forscher Niklas Höhne.

Auch Thomas Heilmann von der "Klimaunion" sagt: "Den Kampf gegen den Klimawandel gibt es nicht umsonst. Aber kein Kampf wird noch teurer."