
Baerbock zum Gedenktag Miteinander "unsere stärkste Antwort" auf Terror
Wer sich heute über Trauerbeflaggung gewundert hat, findet die Antwort im Gedenktag für die Opfer von Terrorismus. Er wird in Deutschland seit 2005 begangen. Außenministerin Baerbock rief bei der Gedenkveranstaltung zu Zusammenhalt auf.
Am Nationalen Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock zu weltweiter Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terror aufgerufen. "In Zeiten der Digitalisierung des 21. Jahrhunderts vernetzt sich der Terror weltweit. Er macht nicht Halt an Grenzen", sagte Baerbock bei einer Gedenkveranstaltung im Auswärtigen Amt.
Daher sei die Unterstützung anderer Länder im Kampf gegen den Terrorismus der beste Schutz für Deutschland. Überall in den Ländern, in denen sich die Perspektivlosigkeit weiter ausbreite, rekrutierten die Terroristen.
Islamisten und Rechtsextreme "Brüder im Geiste"
Die Trennlinie beim Kampf gegen den Terror verlaufe "nicht entlang des Geburtsortes, sondern allein entlang der Frage, ob man auf der Seite der Menschlichkeit, der freien Gesellschaft und ihres Schutzes steht oder ob man genau das angreifen möchte". Daher funktioniere der Kampf gegen den Terrorismus auch niemals allein.
Die Ministerin rief zudem dazu auf, füreinander einzustehen. "Wenn das Ziel von Terrorismus die Spaltung der Gesellschaft ist, dann ist unsere stärkste Antwort das Miteinander" - egal, aus welcher Richtung dieser Terror komme. Islamisten und Rechtsextreme seien "Brüder im Geiste", sagte die Grünen-Politikerin weiter. Das Leid der Opfer, Überlebenden und Hinterbliebenen dürfe schließlich auch niemals daran bemessen werden, "wo der Täter geboren wurde".
Bei der Veranstaltung im Auswärtigen Amt wurde ein Film gezeigt, in dem Hinterbliebene und Überlebende von Anschlägen zu Wort kamen - darunter waren der von einem Rassisten begangene Angriff 2020 in Hanau und die islamistischen Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA.
"Die Opfer, die nicht vergessen werden dürfen"
Baerbock hob hervor, wie wichtig die Opferperspektive sei. "Wir tendieren manchmal dazu, uns auf die Täter zu fokussieren, ihre Motive, Ideologien, Biografien", sagte Baerbock. Das seien mit Blick auf die Sicherheit auch wichtige Fragen. Das dürfe aber "niemals den Blick verstellen" dafür, dass die Gesellschaft Verantwortung für die Opfer der Anschläge, für die Überlebenden und Hinterbliebenen und deren Familien trage.
Ähnlich äußerte sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser. "Früher galt die Aufmerksamkeit oft weitgehend den Tätern“, schrieb die SPD-Politikerin bei X. "Doch es sind vor allem die Opfer und ihre Familien, die nicht vergessen werden dürfen und Unterstützung brauchen."
EU-Gedenktag nach Anschlägen in Madrid eingeführt
Deutschland begeht den nationalen Gedenktag für die Opfer von Terrorismus zum vierten Mal. An öffentlichen Gebäuden wehten die Flaggen an diesem Tag auf Halbmast.
Der Tag knüpft an den Europäischen Gedenktag für die Opfer des Terrorismus an, der nach den Bombenanschlägen in Madrid vom 11. März 2004 ins Leben gerufen worden war. Die Europäische Union gedenkt seit 2005 jährlich an diesem Tag der Betroffenen terroristischer Attentate weltweit.