Baden-Württemberg FAQ: Das kommt mit der Präsidentschaft von Donald Trump auf BW zu
Seit dem 20. Januar ist Donald Trump wieder Präsident der Vereinigten Staaten. Damit steht ein Kurswechsel in den USA an, der auch Auswirkungen auf Baden-Württemberg haben könnte.
Nach seinem Wahlsieg im November ist Donald Trump am 20. Januar sein Amt als neuer Präsident der Vereinigten Staaten angetreten. Bei der sogenannten Inauguration im Kapitol in Washington wurde er vor zahlreichen Gästen und dem scheidenden Präsidenten Joe Biden gegen 18 Uhr Mitteleuropäischer Zeit in sein Amt eingeführt. Auch in Baden-Württemberg dürfte der politische Wechsel in den USA gespannt verfolgt werden. Bereits in den letzten Monaten nach seiner Wiederwahl hatte Donald Trump einige Veränderungen angekündigt, die auch Baden-Württemberg betreffen könnten.
BW-Regierung sieht Herausforderungen für die Wirtschaft
"Ich gehe davon aus, dass wir in schwierige Zeiten geraten", sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) Ende letzten Jahres in Bezug auf die Amtseinführung Donald Trumps als US-Präsident. Er nehme an, dass Trump viele seiner Ankündigungen wahr machen werde, etwa die Einführung von Zöllen, und diese würden sich auf die Industrie in Baden-Württemberg auswirken, sodass man mit dem Krisenmanagement stark gefordert sein werde. Auch Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) äußerte sich nach der Wiederwahl Trumps im November besorgt über den geplanten wirtschaftlichen Kurs des neuen Präsidenten. Die geplanten Importzölle würden die Wirtschaft im Land "ins Mark" treffen und könnten weniger Wohlstand bedeuten, so Bayaz.
Welche konkreten Auswirkungen Trumps erneute Präsidentschaft für Baden-Württemberg haben könnte, lesen Sie im FAQ:
- Wie wichtig sind die USA für die Wirtschaft in Baden-Württemberg?
- Welche Auswirkungen haben Trumps Importzölle auf Unternehmen in BW?
- Welche Branchen sind von Trumps Wirtschaftskurs betroffen?
- Sind Arbeitsplätze in Baden-Württemberg dadurch gefährdet?
- Das könnte ein NATO-Austritt der USA für BW bedeuten
- Börse Stuttgart erwartet Anstieg bei Kryptohandel
Wie wichtig sind die USA für die Wirtschaft in Baden-Württemberg?
In kein anderes Land auf der Welt exportieren baden-württembergische Unternehmen so viele Waren wie in die USA. Im Jahr 2023 betrug der Wert aller exportierten Güter in die USA 36,4 Milliarden Euro. Damit sind die Vereinigten Staaten mit deutlichem Abstand Baden-Württembergs wichtigster Handelspartner.
Laut der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) ist es nun wichtig, die Diversifizierung der wirtschaftlichen Beziehungen fortzusetzen und stärker auf die aufstrebenden Märkte in Lateinamerika oder Südostasien zu setzen.
Welche Auswirkungen haben Trumps Importzölle auf Unternehmen in BW?
Donald Trump will in seiner erneuten Präsidentschaft auf alle Waren, die in die USA importiert werden, Zölle von 10 bis 20 Prozent einführen. Aktuell liegen diese Zölle im Schnitt bei nur knapp 3 Prozent. Wenn sie steigen, würde das in den USA die Preise für Waren aus Baden-Württemberg in die Höhe treiben. Amerikanische Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen steigen dann vielleicht auf heimische Produkte um, weil diese zollfrei und deshalb günstiger sind.
Welche Branchen in BW sind von dem neuen Wirtschaftskurs in den USA betroffen?
Vor allem in der Autoindustrie exportieren viele Firmen und Zulieferer in Baden-Württemberg in die USA. Unternehmen wie zum Beispiel die Mercedes-Benz-Gruppe oder Porsche haben 2023 Waren im Wert von 10,8 Milliarden Euro in die USA exportiert. Die Autoindustrie hat Trump laut SWR-Wirtschaftsredakteur Christof Gaißmayer besonders im Visier: "Bereits letztes Jahr kam die Aufforderung an die deutschen Autobauer, sie sollen die Autos, die sie in den USA verkaufen, auch dort vor Ort bauen. Möglicherweise könnte diese Aufforderung zu Strafzöllen für die Autobauer führen."
Auch die Pharmaindustrie mit Unternehmen wie Roche oder Pfizer exportiert ihre Produkte in die USA (2023: 8,7 Milliarden Euro). Die Maschinenbaubranche (2023: 8,1 Milliarden Euro) mit Unternehmen wie Voith und Trumpf könnte möglicherweise sogar von Trumps Wirtschaftskurs profitieren. Da Donald Trump die Firmen in den USA ausbauen will, erhoffen sich die Maschinenbauer in Baden-Württemberg eine gute Auftragslage, da die Anlagen aus Deutschland weltweit führend seien, so Gaißmayer.
Dazu kommen noch Lieferungen aus vielen anderen Bereichen, etwa der Holzindustrie, von Nahrungs- und Futtermittelproduzenten oder von Getränkeherstellern. Auf die Winzer in Baden-Württemberg könnten laut Gaißmayer erneut Strafzölle für Weinexporte zukommen - diese hatte es schon in Trumps erster Präsidentschaft gegeben. Im Weingeschäft seien die USA der wichtigste Auslandsmarkt Deutschlands.
Wie hart der Zollkurs Trumps wirklich ausfallen wird, sei noch nicht klar, so Gaißmayer. "Deshalb raten viele Unternehmer und Verbände dazu, erstmal einen kühlen Kopf zu bewahren."
Was bedeutet das für Arbeitsplätze in BW?
Donald Trump möchte mit seinen Zöllen zwar die Einfuhr ausländischer Produkte in die USA verringern - produzieren sollen die Unternehmen jedoch gerne in den Vereinigten Staaten. Mit Versprechungen von niedrigen Energiepreisen, Steuernachlässen und geringeren Regulierungen möchte er Firmen aus dem Ausland anlocken. Einige große Unternehmen aus Baden-Württemberg produzieren bereits verstärkt in den USA, wie zum Beispiel Mercedes-Benz in Tuscaloosa. Der Autohersteller Porsche erwägt, seine neue Batteriefabrik in die USA zu verlagern.
Unternehmen aus Baden-Württemberg könnten dann ihre Produktionen in den USA noch stärker ausbauen und damit Zölle sparen und von den Vergünstigungen profitieren. Das würde aber auch bedeuten: Produktionen und damit Arbeitsplätze in Baden-Württemberg fallen möglicherweise weg. Nach Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) könnten bei einem harten Zollkurs gegen die EU in Deutschland mehrere hunderttausend Jobs wegfallen.
Trump erwägt NATO-Austritt - Standort in Mannheim könnte betroffen sein
Immer wieder hatte Donald Trump nach seiner Wiederwahl mit einem Austritt aus dem Militärbündnis NATO gedroht, sollten die NATO-Staaten ihre Verteidigungsausgaben nicht erhöhen. Zwar gilt ein Rückzug der USA laut Experten als unwahrscheinlich, dennoch bestehe ein Restrisiko.
In Mannheim unterhalten die USA eins von nur sechs Materiallagern des Militärs in Europa. In der Coleman-Worksite werden Kampfpanzer, aber auch andere Fahrzeuge für militärische Einsätze repariert und vorgehalten. Strategisch ist das wichtig, um im Konflikt- und Krisenfall schnell reagieren zu können. Der Standort in Mannheim ist eng in NATO-Strategien verknüpft und funktioniert als Drehkreuz für die USA und NATO. Sollte die USA wirklich aus der NATO austreten und die Worksite-Coleman maximal zu einem US-Brückenkopf in Westeuropa machen, würden gemeinsame Manöver viel komplizierter werden.
Wahrscheinlicher sind laut SWR-Redakteur Patrick Figaj aber andere Szenarien: Die USA ziehen sich in Bezug auf Europa zurück, bleiben dem Verteidigungsbündnis aber treu. Dafür sprechen einige Aussagen von Donald Trump, der den Fokus auf andere Weltregionen legt. So könnten Mittel umgeschichtet werden, die auch Coleman betreffen. Oder aber Coleman bleibt im Rahmen einer NATO-Partnerschaft auch künftig Drehkreuz für die US-Armee in Europa.
Börse Stuttgart erwartet mehr Kryptohandel
Auch an der Börse könnte es Veränderungen durch die Trump Präsidentschaft geben. So erwartet die Börse Stuttgart einen Anstieg beim Handel mit Kryptowährungen.
"Die neue US-Administration ist sehr kryptofreundlich", sagte der Chef der Gruppe Börse Stuttgart, Matthias Voelkel, der Deutschen Presse-Agentur. "Dies und auch die neue Regulierung innerhalb der Europäischen Union für den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen dürften dafür sorgen, dass der Markt weiter befeuert wird und es zu einem regen Handel kommt."