Baden-Württemberg PFAS-Karte zeigt Umweltkatastrophe: Grundwasser in Mittelbaden noch stärker verseucht
In Mittelbaden ist das Grundwasser großflächig mit der Chemikalie PFAS/PFC vergiftet. Neue Berechnungen zeigen das ganze Ausmaß der Umweltkatastrophe.
Etwa 127 Quadratkilometer groß ist die Fläche des mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS/PFC) verseuchten Grundwassers in Mittelbaden. Vermutlich schon vor Jahren kam mit Klärschlämmen aus der Papierindustrie verunreinigter Kompost auf Äcker in der Region und sickerte von dort ins Grundwasser. Damals ging man noch von einer halb so großen Fläche aus. Heute ist klar: Ein Bereich anderthalb mal so groß wie der bayerische Chiemsee ist betroffen. Das ergab eine Auswertung des Technologiezentrums Wasser (TZW) in Karlsruhe. Die Reinigung des Wassers ist kompliziert und vor allem teuer. Die Belastung weitet sich deutlich aus.
Die neuesten PFAS-Grundwasserberechnungen im Überblick:
Neue PFAS-Simulation der Landesanstalt für Umwelt ist online
Die dramatische Entwicklung der PFAS-Verunreinigung in Mittelbaden wird aus den neuesten Berechnungen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) deutlich. Die Behörde hat eine entsprechende digitale Simulation zur Belastung des Grundwassers im Internet veröffentlicht.
Die Zunahme der Ausdehnung der belasteten Flächen ist deutlich stärker in den mittleren und unteren Tiefenbereichen des Grundwassers. Thomas Gudera, Landesanstalt für Umwelt (LUBW)
Die Simulation der LUBW zeigt für drei verschiedene Tiefenbereiche des Grundwassers die jeweils aktuelle Situation. Und sie zeigt Prognosen in Jahresschritten bis zum Jahr 2033. Im oberen Tiefenbereich ist laut Thomas Gudera wenig Flächenänderung eingetreten.
Grundwasser-Risikogebiete: Schärfere Grenzwerte sorgen für Vergrößerung der Fläche
Ein Grund für die massive Vergrößerung der als belastet eingestuften Flächen liegt nach Angaben der Rastatter PFAS-Geschäftsstelle im Landratsamt in den ab Januar 2026 geltenden schärferen Grenzwerten für Industriechemikalien. Hierdurch würden auch bisher weniger beachtete Randzonen des Grundwassers zu Risikogebieten. Aber auch die Zusammenfassung unterschiedlicher PFAS-Verbindungen spiele bei der Ausweitung der Flächen eine Rolle.
Die Ausdehnung ist weit größer als bisher angenommen! Olaf Kaspryk, Geschäftsführer Stadtwerke Rastatt
Zusätzliche Filteranlagen wegen PFAS: Verbraucher tragen Kosten
Der Geschäftsführer der Stadtwerke Rastatt, Olaf Kaspryk, zeigte sich in einer Mitteilung erschüttert über das Ausmaß. Die Kosten für die PFAS-Entfernung machten derzeit rund ein Viertel der Trinkwasserpreise aus. Der Geschäftsführer rechnet damit, dass die Kosten für die Verbraucher in der betroffenen Region durch zusätzliche Filteranlagen weiter steigen werden.
Neue PFAS-Berechnungen: Folgen für Landwirte und Gartenbesitzer
Konsequenzen haben die neuen PFAS-Berechnungen vor allem für Landwirte und private Gartenbesitzer. Bevor Wasser aus privaten Brunnen in den gefährdeten Gebieten genutzt werde, empfehle es sich, Kontakt mit den Umweltbehörden aufzunehmen. Im schlimmsten Fall muss Brunnenwasser vor Entnahme auf Kosten der Eigentümer gereinigt werden.
PFAS / PFC: Größter Umweltskandal seit Jahrzehnten
Das PFAS, vormals auch als PFC bezeichnet, kam vor Jahren durch mit Klärschlämmen aus der Papierindustrie verunreinigter Kompost auf Äcker in der Region und sickerte von dort ins Grundwasser. Informationen für Verbraucher gibt es bei der PFAS-Beratungsstelle des Rastatter Landratsamts.
Sendung am Mi., 22.1.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg