Baden-Württemberg Trotz Kampagne: Viele Eltern in BW bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule
Weil Elterntaxis vor Schulen in BW für viele Unfälle sorgen, hat das Land 2022 eine Kampagne gestartet. Trotzdem bringen viele Eltern ihre Kinder noch mit dem Auto zur Schule.
Autos hupen und verstopfen die Straßen, während Kinder sich dazwischen schlängeln, um zu ihrem Klassenzimmer zu kommen. So sieht es morgens vor vielen Schulen in Baden-Württemberg aus. Laut dem Verkehrsministerium wird etwa jedes sechste Schulkind im Land von den Eltern mit dem Auto zum Unterricht gebracht. Das geht aus einer Erhebung von 2017 hervor. Das Ministerium geht davon aus, dass die Zahlen nach wie vor aktuell sind.
BW-Innenministerium: Elterntaxis sorgen für Staus und Unfälle
Die vielen Autos auf engem Raum sorgen für Staus und Unfälle: Im Jahr 2023 ist die Zahl der sogenannten Schulwegunfälle angestiegen, von knapp 360 auf knapp 430. Das geht aus Zahlen des Innenministeriums hervor. Dabei wurden 440 Kinder verletzt, ein Kind starb sogar.
Konkrete Zahlen zu den Schulwegunfällen im vergangenen Jahr liegen noch nicht vor. Das Ministerium geht jedoch auf Basis der bisher bekannten Daten davon aus, dass es 2024 wieder weniger Unfälle und verunglückte Schülerinnen und Schüler gegeben hat.
Zahl der Elterntaxis trotz Kampagne vermutlich konstant
Das Land Baden-Württemberg hat 2022 eine 1,2 Millionen-Euro-Kampagne gegen Elterntaxis gestartet. Damit soll bis 2030 die Zahl der Elterntaxis auf die Hälfte reduziert werden. Immer mehr Schülerinnen und Schüler sollen dann zu Fuß, mit dem Roller oder dem Fahrrad zur Schule kommen. Dafür hatte sich Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ausgesprochen.
Seit dem Start der Kampagne stehen Schulen und Kommunen extra ausgebildete Beraterinnen und Berater zur Seite. Sie vermitteln Maßnahmen, um Schulkinder mobiler zu machen und Schulhöfe und Straßen radfreundlicher zu gestalten. In einer Zwischenbilanz zum Jahresende 2024 hieß es vom Ministerium, dass rund 1.000 Schulen und 360 Kommunen beraten worden seien. Das Thema sei spürbar in der Öffentlichkeit angekommen, erklärte Hermann damals. Trotzdem geht das Ministerium aktuell davon aus, dass die Zahl der Elterntaxis nicht gesunken ist.
VCD: Kampagne gegen Elterntaxis gut, aber ausbaufähig
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) findet, die Kampagne der Landesregierung sei ein guter Ansatz. Aber bei der Höhe der finanziellen Mittel ist nach Ansicht des Landesvorstands Jörg Dengler noch viel Luft nach oben. Für viele Eltern sei es eine Art Fürsorgeleistung, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen. Deshalb sei ein schneller Wandel schwierig. "Verbote bringen da nichts", so Dengler. Daher sei es wichtig, Eltern langsam und nachhaltig zu überzeugen.
Eltern halten an Schulweg mit dem Auto fest
Der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, sagt, Eltern würden sich im direkten Kontakt mit der Schulleitung verständnisvoll zeigen. "Das hält aber nur so lange, wie Sichtkontakt zur Schulleitung besteht." Dass viele Eltern trotzdem nach wie vor am Schulweg per Autofahrt festhalten, sorge für eine gefährliche Situation für die Kinder vor den Schulen.
Eine gemeinsame Umfrage des VBE, das Deutsche Kinderhilfswerk und des Verkehrsclubs hat nach Angaben des VBE ergeben: Bei einer Schule mit 1.000 Schülerinnen und Schülern würden zu Stoßzeiten ungefähr 170 Autos gleichzeitig vor der Schule stehen.
VBE: Selbstständiger Schulweg wichtig für die Kinder
Dass Kinder bei einem eigenständigen Weg zur Schule unterstützt werden, sei enorm wichtig, so Brand. Wenn Schulkinder die Regeln des Straßenverkehrs kennen, könnten sie selbstsicher alleine zur Schule kommen und zum Beispiel mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft zusammen laufen oder als Schullotsen Jüngeren helfen.