Zeitungen zeigen Trump und Putin beim telefonieren
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Trump-Putin-Telefonat Frieden für die Ukraine - aber zu welchem Preis?

Stand: 13.02.2025 13:01 Uhr

Mehr als eine Stunde hat US-Präsident Trump mit Russlands Staatschef Putin telefoniert und über Friedensverhandlungen mit der Ukraine gesprochen. Was wurde vereinbart? Wie reagiert die Ukraine? Und was sagen Militärexperten? Ein Überblick.

Was haben Trump und Putin vereinbart?

US-Präsident Donald Trump und der russische Staatschef Wladimir Putin haben mehr als eine Stunde lang telefoniert. Thema: die Beendigung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Bei einem persönlichen Treffen wollen beide darüber sprechen. Das Treffen werde "in nicht allzu ferner Zukunft" vermutlich in Saudi-Arabien stattfinden, sagte Trump im Weißen Haus. "Wir werden sehen, ob wir etwas zustande bringen", sagte er.

Trump habe mit Putin vereinbart, dass die Teams beider Seiten sofort mit den Verhandlungen beginnen, schrieb Trump in seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. Nach Angaben des Weißen Hauses werden diesem Team neben Außenminister Marco Rubio auch der Nahost-Sondergesandte Steve Witkoff angehört. Auch CIA-Direktor John Ratcliffe und der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz sollen mit am Tisch sitzen. Witkoff war bereits bei den Verhandlungen über den Waffenstillstand im Gazastreifen maßgeblich beteiligt.

Wie reagiert die Führung der Ukraine?

Nach dem Gespräch mit Putin telefonierte Trump auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dieser reagierte erst auf Social-Media-Kanälen und dann in seiner abendlichen Videoansprache positiv auf die angekündigten Friedensgespräche und berichtete von seinem Telefonat mit dem US-Präsidenten.

"Ich hatte ein Gespräch mit Präsident Trump - ein gutes und ausführliches Gespräch. Ich bin dem Präsidenten dankbar für sein aufrichtiges Interesse an unseren gemeinsamen Möglichkeiten. Dass er sich dafür interessiert, wie wir gemeinsam einem wahren Frieden näher kommen können", so Selenskyj.

Es sei ein langes Gespräch gewesen. "Wir haben viele Nuancen besprochen - diplomatische, militärische und wirtschaftliche." Trump habe ihn auch über das Telefonat mit Putin unterrichtet. Selenskyj erweckte den Anschein, als sei er sich mit Trump darin einig, man müsse Putin Einhalt gebieten. "Wir glauben, dass die Stärke Amerikas ausreicht, um gemeinsam mit uns und gemeinsam mit allen Partnern Russland und Putin zum Frieden zu drängen", so Selenskyj.

Wie blicken die Ukrainer auf die aktuelle Lage?

Die Menschen in der Ukraine reagierten verhalten und mit Sorge auf die Initiative von Trump. Das berichtet ARD-Korrespondent Vassili Golod. Sie fragten sich, ob Trump die Interessen der Ukrainerinnen und Ukrainer wahrnehmen werde. Außerdem herrsche die Sorge, dass Russland sich nach einem Friedensschluss militärisch erholen und dann erneut angreifen könnte. "Das ist die konkrete Befürchtung der Menschen in der Ukraine", so Golod.

Golod berichtet von Befürchtungen, dass Russland das Recht des Stärkeren durchsetze. "Und wenn Putin jetzt für diesen Kurs der Aggression belohnt wird, wenn sein Kurs, Kriege zu führen, Gebiete zu besetzen, Menschen zu töten, Erfolg hat, dann wird er damit weitermachen", so Golod.

Der politische Beobachter Ivan Yakovina kritisierte: Völlig ohne Not hätten die USA die Position der Ukraine noch vor Beginn der Verhandlungen verschlechtert, in dem sie den NATO-Beitritt der Ukraine quasi ausgeschlossen hätten - so wie die Rückkehr zu den Grenzen vor Kriegsbeginn. Für Putin sei dies wie ein "kostenloses Vorab-Geschenk".

"Es droht eine herbeigeführte Katastrophe", Vassili Golod, ARD Kiew, zum Telefonat zwischen Trump und Putin

Morgenmagazin, 13.02.2025 05:30 Uhr

Welche Bedingungen für einen Frieden stehen im Raum?

Kurz vor der Mitteilung zu dem Telefonat hatte Trumps Regierung erstmals öffentlich im Detail dargelegt, wie sie sich ein Ende von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine vorstellt. Die Amerikaner halten dabei schmerzhafte Zugeständnisse von der Ukraine für unausweichlich.

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth präsentierte die Vorstellungen bei einem Ukraine-Treffen in Brüssel. "Die Vereinigten Staaten glauben nicht, dass eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine ein realistisches Ergebnis einer Verhandlungslösung ist", sagte Hegseth. Noch im vergangenen Jahr hatte die NATO der Ukraine bei einem Gipfel in Washington zugesichert, ihr Pfad zur Mitgliedschaft sei unumkehrbar.

Auch die Rückkehr zu den ukrainischen Grenzen vor 2014 ist aus US-Sicht unrealistisch. "Dieses illusorische Ziel zu verfolgen, wird den Krieg nur verlängern und mehr Leid verursachen", sagte Hegseth.

Was sagen Militärexperten zu den geplanten Gesprächen mit Russland?

Die Ex-NATO-Strategin Stefanie Babst spricht von einem "sehr schwarzen Tag" für die Ukraine. Auch für Europa seien diese Entwicklungen nicht gut, sagte Babst in einem Interview mit dem ZDF. Die US-Pläne und das, was Trump aushandeln lasse, seien für den russischen Präsidenten Putin ein "absoluter strategischer Punktsieg". Es zeige, dass ein Aggressor Kriegsverbrechen begehen kann und anschließend mit einem "bilateralen Treffen" mit dem neuen US-Präsidenten "belohnt" wird. "Das heißt, dass wir hier überhaupt nicht von einem irgendwie gearteten Friedenschluss reden können, sondern letztendlich von den Kapitulationsbedingungen der Ukraine", so Babst weiter.

Der Militärexperte Carlo Masala geht davon aus, dass die Europäer keinen Platz am Verhandlungstisch bekommen: "Sie werden das Ergebnis akzeptieren müssen." Zudem könnten Trump und Putin über die Köpfe der Ukrainer hinweg entscheiden. "Putin wird von daher diesen Krieg gewonnen haben. Er hat erreicht, dass die Amerikaner sich aus diesem Konflikt zurückziehen", so Masala. Der neue US-Präsident verfolge seine eigene Linie - "ganz gleich, ob diese für die Ukraine oder für die europäische Sicherheit die beste Linie ist".

Wie reagieren deutsche Politiker?

Bundeskanzler Olaf Scholz warnte vor zu großer Nachgiebigkeit gegenüber Russland bei Gesprächen über einen Frieden in der Ukraine. "Die nächste Aufgabe ist sicherzustellen, dass es hier keinen Diktatfrieden gibt", sagte er in einem Podcast des Magazins Politico. Die Ukraine müsse auch nach einem Friedensschluss eine Möglichkeit haben, sich zu entwickeln. Und sie müsse "eine starke Armee" haben, die größer sein werde als vor dem Krieg, ausgestattet auch mit westlichen Waffen. Er pocht zudem auf eine Einbeziehung der USA.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock drängt darauf, dass die Ukraine und Europa an Gesprächen über einen Frieden in der Ukraine beteiligt werden. "Es darf keine Gespräche über die Köpfe der Ukraine hinweg geben. Es geht um den europäischen Frieden. Deswegen müssen wir Europäer daran beteiligt werden", sagt sie dem Deutschlandfunk.

SPD-Chef Lars Klingbeil nannte die Absprache von Trump mit Putin einen "faulen Deal". Es sei gut, dass Trump das Gespräch mit Putin führe und nach einer diplomatischen Lösung suche. "Aber das, was Trump vorzuschweben scheint, wäre ein fauler Deal. Eine Lösung über die Köpfe der Ukraine und Europas hinweg ist keine Lösung." Die Probleme würden nur in die Zukunft verlagert und verschärften die Sicherheitslage auch für Deutschland und Europa.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius kritisierte die US-Strategie vor den geplanten Ukraine-Friedensverhandlungen mit Russland. Er nannte es "bedauerlich", dass Trump gegenüber Putin "vor Beginn von Verhandlungen öffentlich Zugeständnisse gemacht" habe. "Aus meiner Sicht wäre es besser gewesen, über eine mögliche NATO-Mitgliedschaft der Ukraine oder über mögliche Gebietsverluste erst am Verhandlungstisch zu sprechen."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 13. Februar 2025 um 10:00 Uhr.