Nasdaq
Marktbericht

Nasdaq legt weiter zu Tech-Aktien im Fokus

Stand: 09.01.2023 22:19 Uhr

Nachlassende Zinssorgen haben an der Wall Street vor allem die Technologiebörse Nasdaq angeschoben. Euphorisch waren die Anleger aber nicht. Hierzulande lief es besser, der DAX blieb im Aufwind.

Die US-Börsen haben ihre anfänglich stärkeren Gewinne im Tagesverlauf nicht behaupten können und schlossen uneinheitlich. Anfangs sah es noch so aus, als könnten die großen Aktienindizes nahtlos an den euphorischen Freitag anknüpfen. Denn Konjunktur- und Zinssorgen traten vor allem durch den jüngsten US-Arbeitsmarktbericht in den Hintergrund und sorgten für große Kursgewinne.

Aber die Euphorie hielt heute nicht, die Gewinne bröckelten stetig. Am Ende des Tages legte die Technologiebörse Nasdaq zwar 0,63 Prozent zu auf 10.635 Zähler, blieb dabei aber klar unter ihrem Tageshoch bei 10.807 Punkten. Der Dow-Jones-Index, der Leitindex der Standardwerte, rutschte sogar noch leicht um 0,34 Prozent ins Minus. Hier bremsten Kursverluste von Unternehmen der "Old Economy" wie Merck & Co, Johnson & Johnson, Boeing und Verizon. Der marktbreite S&P-500 bewegte sich kaum und ging bei 3892 Punkten aus dem Handel.

Trotzdem herrscht seit vergangenem Freitag wieder mehr Zuversicht an der Wall Street. Denn die jüngsten Konjunktur- und Zinssorgen wurden vor allem durch den jüngsten US-Arbeitsmarktbericht entlastet.

"Die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze geht langsam zurück, und die Löhne beginnen sich zu beruhigen. Beides ist wichtig, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen, ohne die US-Wirtschaft zwangsläufig in eine Rezession zu stürzen", sagte Art Hogan, Stratege bei B. Riley Financial. Damit wachse die Zuversicht, dass die US-Wirtschaft in der Lage sein werde, eine harte Landung zu vermeiden, betonten Marktteilnehmer.

Seit Tagen schon ist das Tesla-Papier im besonderen Fokus der US-Anleger. Die gebeutelten Aktien des Elektroautobauers erholten sich heute in der Spitze um rund neun Prozent und schlossen letztlich um 5,93 Prozent höher bei 119, 77 Dollar.

Anleger spekulierten auf eine wieder anziehende Nachfrage in China. Hintergrund waren längere Wartezeiten für einige Versionen des Modells Y in China nach vorgenommenen Preissenkungen. "Die Wartezeit ist ein frühes Anzeichen dafür, dass die Preissenkungen ihre beabsichtigte Wirkung zeigen, nämlich die Nachfrage anzukurbeln", sagte CFRA Research-Analyst Garrett Nelson. Tesla-Aktien hatten im vergangenen Jahr mehr als 60 Prozent an Wert eingebüßt.

Der DAX hat auch zum Beginn der neuen Handelswoche an seinen guten Jahresstart angeknüpft und ist weiter gestiegen. Am Ende des Tages schloss der deutsche Leitindex bei 14.792 Punkten, ein Zuwachs von 1,25 Prozent. Der Index ging damit nahe seines Tageshochs bei 14.832 Punkten aus dem Handel, das Tief lag bei 14.628 Punkten.

Erneut überproportional legte der industrie- und exportlastige MDAX um gut 2,2 Prozent auf 27.560 Zähler zu. Der Index der Werte aus der zweiten Reihe profitiert vor allem von den zuletzt gestiegenen Konjunkturhoffnungen. Bessere Konjunkturdaten und die Öffnung in China nach den langen Covid-Sperren sorgen für Fantasie.

Gerade für den deutschen Mittelstand ist das asiatische Land ein besonders wichtiger Markt. Die chinesische Wirtschaft werde sich dank des Wegfalls der Corona-Einschränkungen wahrscheinlich früher erholen als erwartet, sagte Commerzbank-Ökonom Tommy Wu. Die Wirtschaftstätigkeit könne schon im zweiten Quartal oder sogar im März in die Höhe schießen.

Zudem fielen Konjunkturdaten aus Deutschland solide aus. So konnte die Industrie ihren schwachen Auftakt ins Schlussquartal etwas ausgleichen. Zudem hellte sich die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone den dritten Monat in Folge auf. Marktteilnehmer setzen zudem darauf, dass die US-Notenbank nach den jüngsten Wirtschaftsdaten aus den Vereinigten Staaten das Tempo aus ihrem Zinserhöhungszyklus etwas herausnimmt. Die Öffnung des chinesischen Marktes nach der Abkehr der Regierung von der Null-Covid-Politik dient als weiterer Kurstreiber.

Aus technischer Perspektive befindet sich das deutsche Börsenbarometer weiter im Aufwärtstrend. Nun gilt es, das Dezember-Hoch bei 14.676 Punkten und die darüber liegenden Hochpunkte bei 14.700 Zählern nachhaltig zu überwinden. Hier wurde heute ein Anfang gemacht. Zudem ist ein ein guter Jahresauftakt oftmals ein Zeichen für ein gutes Börsenjahr: ein Zusammenhang, der statistisch gut nachgewiesen ist.

Update Wirtschaft vom 09.01.2023

Stefan Wolff, HR, tagesschau24

Der Euro hat am Montag im späten US-Devisenhandel die kräftigen Gewinne zum US-Dollar gehalten. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,0732 Dollar. Im europäischen Handel hatte sie zuvor mit 1,0760 Dollar den höchsten Stand seit Juni erreicht. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0696 (Freitag: 1,0500) Dollar festgesetzt.

Der Euro profitiert von der gestiegenen fundamentalen Zuversicht der Investoren und baut seine Gewinne ebenfalls aus. So konnte die deutsche Industrie ihren schwachen Auftakt ins Schlussquartal etwas ausgleichen. Auf einen Rückgang um 0,4 Prozent im Oktober folgte im November ein Produktionsanstieg um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. "Die Zahlen unterstützen die Erwartung, dass die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal nicht geschrumpft ist", kommentierte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. "Für die erste Hälfte dieses Jahres rechnen wir aber weiter mit einem leichten Minus." Bessere Stimmungsdaten aus der Eurozone halfen ebenfalls.

Der Rückgang der US-Krisenwährung Dollar beflügelte den Goldpreis. Das Edelmetall verteuerte sich in der Spitze um 0,8 Prozent auf 1880 Dollar je Feinunze. Das ist der höchste Stand seit acht Monaten. Der billigere Dollar treibt die Nachfrage nach den in Dollar notierenden Rohstoffe an, weil diese dadurch für Investoren außerhalb der USA billiger werden.

Die Öffnung der chinesischen Grenzen und der schwächere Dollar treiben auch die Ölpreise an. Das Nordsee-Öl Brent kostet rund 1,7 Prozent, die US-Leichtölsorte WTI etwa 1,8 Prozent mehr. Nach der Grenzöffnung verringert sich Investoren zufolge das Risiko einer globalen Rezession. Zudem erwarten sie eine höhere Nachfrage, da die Volksrepublik der größte Rohölimporteur der Welt ist.

Die kalifornische Investmentgesellschaft Inclusive Capital Partners ist bei Bayer eingestiegen. Die Gesellschaft, die vom Hedgefonds-Veteran Jeffrey Ubben 2020 gegründet wurde, hat sich mit 0,83 Prozent an dem Leverkusener Agrar- und Pharmakonzern beteiligt, wie Inclusive Capital Partners heute in einer Stimmrechtsmeldung mitteilte. Die Nachricht schob Bayer-Papiere um 2,6 Prozent an.

Wie die "Financial Times" berichtete, hat Ubben, der an der Wall Street als eher zurückhaltender aktivistischer Investor bekannt ist, bereits die Unterstützung von mindestens einem der größten Bayer-Aktionäre, um auf Änderungen bei dem Unternehmen zu drängen. "Ubben ist jemand, für den wir auf jeden Fall stimmen würden, wenn er für den Aufsichtsrat von Bayer zur Wahl stünde", zitierte die Zeitung David Herro, den Investment-Chef von Harris Associates.

Diese Investmentgesellschaft ist laut Daten von Refinitiv mit knapp drei Prozent der drittgrößte Aktionär von Bayer. "Das Management hat keine große Bereitschaft gezeigt, den status quo zu verändern", sagte Herro und verwies darauf, dass Bayer in jedem seiner drei Geschäftsbereiche mit Abschlägen zur Konkurrenz gehandelt werde.

Tagessieger im DAX waren Sartorius-Vorzüge, die knapp 6,0 Prozent zulegten. Im Gegenzug waren Fresenius-Aktien nicht gefragt.

Der Autobauer Mercedes-Benz rechnet für dieses Jahr mit einem zweistelligen Wachstum seines Absatzes in Indien, obwohl wegen der schwächeren Rupie vermutlich die Preise steigen werden. Im vergangenen Jahr sei der Absatz um 41 Prozent auf den Rekordwert von 15.822 Fahrzeuge geklettert, sagte der Geschäftsführer von Mercedes-Benz India, Santosh Iyer, in einem Reuters-Interview.

Der Telekommunikationsanbieter Telefónica Deutschland will seine Preise anheben. Die Grundpreise für Neukunden sollen demnach im Mobilfunk bei allen Tarifen von Konzernmarken wie O2 oder Blau im Frühjahr um bis zu zehn Prozent steigen. "Mehr Leistung zum selben Preis ist - anders als früher - nicht mehr möglich", sagte Vorstandschef Markus Haas dem "Handelsblatt".

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im vergangenen Jahr einen Milliardenverlust gemacht. Sie wies zum Ende des Geschäftsjahrs nach vorläufigen Berechnungen ein Minus von 132 Milliarden Franken (knapp 134 Mrd. Euro) aus, wie sie am Montag mitteilte. Dies gehe fast ausschließlich auf wechselkursbedingte Verluste zurück. Durch die Aufwertung des Schweizer Franken verlor die Bank 131 Milliarden Franken, wie sie berichtete.

Die sonst übliche Gewinnausschüttung an Bund und Kantone fällt für das Jahr 2022 deshalb aus. Es gebe auch keine Dividende. 2021 hatte die Bank noch einen Gewinn von 26 Milliarden Franken erzielt und dann sechs Milliarden Franken an Bund und Kantone ausgeschüttet. Weil das Ergebnis der Bank stark von der Entwicklung an den Gold-, Devisen- und Kapitalmärkten abhängt, sind große Schwankungen üblich.

In der Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Börsenpläne der Finanztochter Ant Financial stiegen Anleger bei Alibaba ein. Auslöser der Kursrally ist die Nachricht vom Wochenende, dass Jack Ma - Gründer von Alibaba und Ant - die Kontrolle über den Betreiber der Bezahl-App Alipay abgegeben hat. Die Aktie konnte die hohen Anfangsgewinn aber nicht halten.

Moderna erwägt einer Zeitung zufolge für eine Corona-Impfdosis in den USA zwischen 110 und 130 Dollar zu verlangen. Ein derartiger Preis entspreche dem Wert, sagte der Chef des Pharma-Konzerns, Stephane Bancel, der Zeitung "Wall Street Journal". Es würden Diskussionen mit Krankenkassen und Apotheken geführt.

Hintergrund ist die Umstellung von Aufträgen der Regierung wie während der Hochphase der Pandemie zu einer kommerziellen Verteilung des Impfstoffes. Moderna hatte zuvor von einer Spanne von 64 bis 100 Dollar je Impfung gesprochen. Im Oktober kündigte bereits der Rivale Pfizer an, den Preis pro Impfung auf 110 bis 130 Dollar erhöhen zu wollen. Pfizer ist Koopertationpartner des deutschen Moderna-Konkurrenten Biontech.

Der Chipkonzern Broadcom könnte Kreisen zufolge in einigen Jahren weniger Produkte an seinen derzeit wichtigsten Kunden Apple liefern dürfen als bisher. Der iPhone-Bauer wolle ab 2025 den für Wifi und Bluetooth verantwortlichen Chip selbst produzieren, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Im letzten Geschäftsjahr erzielte Broadcom mit Apple 20 Prozent seiner Umsätze, was fast sieben Milliarden US-Dollar entspricht. Auch der Chipbauer Qualcomm ist Kreisen zufolge von den Plänen betroffen. Apple wolle einen Chip entwickeln, der neben Wifi und Bluetooth auch Modemfunktionen beherrsche. Dieses Produkt bezieht der Mac-Konzern bisher von Qualcomm. Der Austausch des Qualcomm-Produkts kommt für Experten aber nicht überraschend. Eine Stellungnahme gab es von den drei Unternehmen auf Anfrage von Bloomberg nicht.

Die US-Arzneibehörde FDA hat eine beschleunigte Zulassung für das Antikörper-Medikament von Biogen und Eisai vergeben, das ein Fortschreiten von Alzheimer im frühen Stadium verlangsamen soll. In den Wochen vor der Entscheidung am Freitag war Kritik an der Behandlung mit dem Antikörper Lecanemab aufgekommen, weil es in Testreihen zu Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Blutungen im Gehirn gekommen war.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 09. Januar 2023 um 07:11 Uhr.