Wacklige Wall Street US-Anleger bleiben auf der Hut
Trotz gutem Start konnten die US-Märkte ihre anfänglichen Gewinne nicht halten. Auch die Anleger an der Wall Street tun sich mit der Verarbeitung des Fed-Zinsentscheids vom Mittwoch weiter schwer.
Die großen US-Aktienindizes haben sich zum Wochenschluss zwar etwas stabilisiert, konnten ihre anfänglichen Gewinne aber letztlich nicht halten. Der Erholungsversuch der Wall Street nach dem Zinsentscheid der Notenbank Federal Reserve (Fed) vom Mittwoch ist trotzdem zumindest zum Teil geglückt, den die großen Aktienindizes konnten sich nach einer ereignisreichen Woche zumindest stabilisieren.
Wie so oft aber gab es vor allem im späten Geschäft noch stärkere Bewegungen, die die Indizes letztlich noch drückten. Insgesamt hielt sich die Technologiebörse Nasdaq in einer Gegenbewegung auf die jüngsten Abgeben lange Zeit besser, tendierte am Ende aber auch nachgebend.
Der Auswahlindex Nasdaq 100, der fast denn ganzen Tag zum Teil deutlich im Plus notierte, schloss nur noch mit einem Miniplus von 0,05 Prozent bei 14.701 Punkten. Der Composite-Index verlor 0,1 Prozent. Getragen wurde der anfängliche Aufschwung überwiegend von Technologie-Konzernen wie Amazon, Nvidia und Meta, deren Aktien nach deutlichen Kursverlusten vom Vortag zunächst stärker zulegten.
Auf Wochensicht ergab sich sich für den Nasdaq 100 ein deutlicher Kursabschlag von rund 3,3 Prozent. Der Dow-Jones-Index, der Leitindex der Standardwerte, fiel um 0,31 Prozent auf 33.963 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index lag am Ende 0,23 Prozent im Minus bei 4320 Zählern.
Angesichts der Hinweise von Fed-Chef Jerome Powell auf mögliche weitere Zinserhöhungen mahnten Analysten allerdings zur Vorsicht. "Die Investoren haben ein Bedürfnis nach einer Verschnaufpause, aber sie stehen nach wie vor vor mehreren Herausforderungen", sagte Brandon Pizzurro vom Finanzdienstleister GuideStone. "Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Aufwärtstrend anhalten kann."
"Ich glaube nicht, dass die Märkte die wirtschaftlichen Auswirkungen höherer Zinsen vollständig durchdacht haben", mahnte Jason Pride, Chefanleger des Vermögensverwalters Glenmede. "Höhere Zinssätze bedeuten höhere Kreditkosten für uns alle und dürften die marginalen Entscheidungen der Unternehmen beeinträchtigen, Geld auszugeben, Sparten auszubauen oder Mitarbeiter einzustellen, was sich negativ auf die Wirtschaft auswirken dürfte."
Konjunkturdaten lieferten zumindest keine Argumente für eine mögliche weitere Zinserhöhung, welche die Notenbank am Mittwoch in den Raum gestellt hatte. Die Einkaufsmanagerindizes der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) für den September signalisierten für den US-Dienstleistungssektor nur ein minimales Wachstum, während der Industrie ein Rückgang droht.
Der Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve vom Mittwoch schlug auch heute am heimischen Markt hohe Wellen. Die Fed hatte ihren Leitzins zwar wie erwartet unverändert auf dem höchsten Niveau seit mehr als zwanzig Jahren belassen, die Hoffnung auf baldige Senkungen aber gedämpft.
Zwar gab es beim DAX heute erste zarte Versuche einer Stabilisierung, insgesamt aber bleibt die Stimmung unter den Anlegerinnen und Anlegern verhalten. Denn die Aussicht auf längerfristig höhere Zinsen ist so gar nicht das, was sich die Optimisten erhofft hatten.
Am Nachmittag hat sich der DAX trotzdem nach anfänglichen Verlusten wieder in Richtung seines Schlusskursniveaus vom Vortag bei 15.571 Punkten vorgearbeitet, in dessen Nähe er letztlich auch schloss. Zwischenzeitlich lag der deutsche Leitindex sogar leicht im Plus, am Ende aber zogen es die Anleger vor, vor dem Wochenende Positionen glattzustellen.
Der Index ging bei 15.557 Punkten um 0,1 Prozent leicht schwächer aus dem Handel. Das Tagestief lag bei 15.471, das Hoch bei 15.586 Punkten. Im Wochenvergleich ergab sich damit ein Minus von 2,1 Prozent. Der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, endete bei 26.536 Punkten um 0,15 Prozent ebenfalls nur moderat schwächer.
Am Morgen sank der deutsche Leitindex zunächst unter 15.500 Punkte, womit die gleitende 200-Tage-Durchschnittslinie, die aktuell bei 15.543 Zählern verläuft, durchbrochen wurde. Sie gilt als ein wichtiger markttechnischer Gradmesser für den längerfristigen Trend, konnte aber auf Basis der Schlusskurse behauptet werden.
Fakt ist, dass sich die Kapitalmärkte mit einer längeren Phase höherer Zinsen arrangieren müssen. Entsprechend ernüchtert zeigten sich die Märkte zuletzt. Gestern folgten schließlich eine Reihe weiterer Notenbank-Entscheidungen. Auch diese hielten die Tür für Straffungen offen.
Doch Experten zufolge könnten die Anleger nach dem ersten Schreck auch wieder Mut schöpfen. "Obwohl eine straffere US-Notenbankpolitik schon seit Wochen wieder als Gift für die Konjunktur gehandelt wird, werden sich die negativen Auswirkungen für die Börsen in Grenzen halten", sagt Sven Streibel, Chef-Aktienstratege der DZ Bank.
Die weiterhin robust laufende US-Wirtschaft stütze mittelfristig die Aktienmärkte auf beiden Seiten des Atlantiks. "Der DAX sollte sogar stärker profitieren, weil die USA ein Hauptabsatzmarkt für die Exportchampions der deutschen Wirtschaft sind." Das gelte insbesondere, solange die schlechten Konjunkturnachrichten aus China anhielten. Entscheidend für den Anleger sei die Resilienz der Unternehmensgewinne, sagt Streibel.
Am Rentenmarkt scheinen die Kursverluste vorerst zum Halten gekommen zu sein. Die Renditen diesseits und jenseits des Atlantik stagnieren beziehungsweise bilden sich sogar leicht zurück. Ob es schon für eine Plateaubildung reicht - traditionell immer ein guter Einstiegspunkt am Rentenmarkt - bleibt aber offen. Zudem ist die Zinsstruktur weiter invers, was zuletzt meist ein Hinweis für eine drohende Rezession war.
Fundamental geben die Daten das aber nur bedingt her, vor allem in den USA bleibt die Wirtschaft trotz der höheren Zinsen erstaunlich robust, wie die jüngsten Zahlen insbesondere vom Arbeitsmarkt gezeigt haben. Auch in Europa sieht es derzeit eher nach einer Stagnation oder leichteren Abschwächung aus als nach einer großen Rezession.
Wie es um die Stimmung in der Wirtschaft hierzulande bestellt ist, darauf wird es am Montag eine Antwort geben, wenn der ifo-Index veröffentlicht wird - ein weiteres wichtiges Puzzle-Teil bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage, auch für die Notenbanken.
Die Unternehmensstimmung in der Eurozone hat sich im September auf niedrigem Niveau leicht aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global stieg zum Vormonat um 0,4 Punkte auf 47,1 Zähler, wie S&P mitteilte. Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang auf im Schnitt 46,5 Punkte gerechnet. Die Kennzahl liegt aber weiter unter der wichtigen Marke von 50 Punkten, die Wachstum von Schrumpfung trennt. Zudem erfolgt der Anstieg von niedrigem Stand aus: Im Vormonat hatte die Kennzahl so niedrig gelegen wie seit Ende 2020 nicht mehr.
Auch die Nachricht, dass die Wirtschaft in der Eurozone ihre Talfahrt überraschend gebremst hat, konnte dem Euro nicht helfen. Die Gemeinschaftswährung musste erneut Federn lassen und fiel in der Spitze um 0,4 Prozent auf 1,0613 Dollar, hat sich mittlerweile aber erholt und wurde zuletzt im US-Handel bei 1,0644 Dollar gehandelt. Die Perspektive länger höherer US-Zinsen stützt derzeit den Greenback tendenziell, nicht nur gegenüber dem Euro. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0647 (Donnerstag: 1,0635) Dollar fest.
Ein russisches Exportverbot für Kraftstoff stützte indes weiter die Ölpreise. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI lagen jeweils moderat im Plus bei 93,53 beziehungsweise 90,09 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die russische Regierung teilte am Donnerstag mit, sie habe die Ausfuhr von Benzin und Diesel in alle Länder außer vier ehemaligen Sowjetstaaten zeitweise verboten, um den heimischen Kraftstoffmarkt zu stabilisieren.
Es war von einer vorübergehenden Maßnahme die Rede, eine Frist wurde nicht genannt. Die Analysten der US-Bank JP Morgan rechnen mit einer Lieferunterbrechung von einigen Wochen.
"Der Druck auf die internationalen Märkte nimmt jedoch zu", kommentierten die Experten der Commerzbank. So dürfte Russland trotz Sanktionen immer noch mehr als eine Million Barrel an Ölprodukten exportiert haben. Länder wie die Türkei, Brasilien und sogar Saudi-Arabien müssen jetzt laut Commerzbank nach anderen Lieferländern Ausschau halten.
In dieser Woche hatten die Erdölpreise die höchsten Stände seit zehn Monaten markiert. Der Brent-Preis war auf mehr als 95 Dollar gestiegen. Hauptgrund ist das knappe Angebot seitens großer Förderländer wie Saudi-Arabien und Russland. Zudem zeigt sich die Nachfrage aus großen Ländern wie den USA oder China bisher robust.
Der norwegische Eigentümer der Internet-Portale "Kleinanzeigen" und "mobile.de" steht vor einem milliardenschweren Verkauf an zwei Finanzinvestoren. Adevinta und seine beiden Großaktionäre, ebay und der norwegische Verlagskonzern Schibsted ("VG", "Aftenposten"), bestätigten in der Nacht Verhandlungen mit einem Bieterkonsortium um die Beteiligungsfirmen Blackstone und Permira. Die Gespräche seien noch in einem frühen Stadium.
Der österreichische Funkturmbetreiber EuroTeleSites ist an der Wiener Börse verhaltener aufgenommen worden als erwartet. Der erste Kurs des von A1 Telekom Austria abgespaltenen Unternehmens wurde heute bei 4,31 Euro festgestellt - 13 Prozent unter dem am Vorabend festgelegten Referenzpreis von 4,95 Euro. Die Aktien der ehemaligen Muttergesellschaft lagen dagegen mit 6,69 Euro vier Prozent über dem um den Abspaltungseffekt bereinigten Schlusskurs.
Nach rund eineinhalb Jahren hat Microsoft die letzte große Hürde auf dem Weg zur größten Übernahme in der Videospiele-Branche wohl überwunden. Die britische Kartellaufsicht signalisierte, ihr ursprüngliches Veto gegen den 69 Milliarden Dollar schweren Kauf von Activision Blizzard mit Spielen wie "Call of Duty" oder "World of Warcraft" zurückzuziehen. Die zusätzlich angebotene Abgabe von Cloud-Gaming-Aktivitäten an den Activision-Rivalen Ubisoft räume "frühere Bedenken weitgehend aus", teilte die CMA mit.
Der US-Netzwerkausrüster Cisco will für 28 Milliarden Dollar den Cybersecurity-Anbieter Splunk übernehmen. "Zusammen werden Cisco und Splunk eines der weltweit größten Softwareunternehmen bilden und Ciscos Geschäftsumbau hin zu wiederkehrenden Erlösen beschleunigen", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Cisco kooperiert bereits seit längerem bei der Datensicherheit mit Splunk. Einem Zeitungsbericht zufolge hatte Cisco 2020 erfolglos versucht, Splunk für mehr als 20 Milliarden Dollar zu übernehmen.
Die US-Luftfahrt-Aufsicht FAA warnt vor mutmaßlich nicht zugelassenen Bauteilen in Flugzeug-Triebwerken, die unter anderem in Boeing-Frachtflugzeugen der Typen 767 und KC-767 verwendet werden. Der FAA zufolge hat das in Großbritannien ansässige Unternehmen AOG Technics Buchsen für bestimmte Triebwerksmodelle des US-Herstellers General Electric (GE) ohne Genehmigung der Behörde verbaut.
Microsoft wird von kommender Woche an seinen KI-Assistenten Copilot in das Betriebssystem Windows bringen. Die Software werde zunächst am 26. September in früher Form in einem kostenlosen Update für Windows 11 verfügbar sein, kündigte Microsoft an. Im weiteren Jahresverlauf werde Copilot unter anderem auch im Webbrowser Edge und der Cloud-Plattform Microsoft 365 verfügbar sein.
YouTube wird im Konkurrenzkampf mit Meta und TikTok eine Reihe von Funktionen für Kreative einführen, die auf Künstlicher Intelligenz basieren. Das kündigte die Google-Tochter in einem Live-Stream im Internet an. Die Software-Werkzeuge sollen den Kreativen auf der YouTube-Plattform helfen, Texte, Hintergrundbilder, Musik und andere Medien mit einfachen Anweisungen zu erstellen und ihre Videos einzubauen.